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-Levis Sicht-

Eren drehte sich um und ging auf seine Zimmertür zu, doch bevor er diese öffnete und den Raum betrat, sah er mich noch einmal an. ,,Gute Nacht", sagte er. ,,Schlaf gut", erwiderte ich, woraufhin ein kleines Lächeln auf seinen Lippen erschien und er schließlich in seinem Zimmer verschwand.

Ich hatte mit ihm einen Teil meiner Vergangenheit geteilt. Er verstand wahrscheinlich nicht, wie sehr es mich berührte, dass er immer wieder zu mir kam und mit mir sprach, obwohl ich den Eindruck machte, als wollte ich lieber alleine sein. Er kam zu mir, obwohl ihm bewusst war, dass ich Waffen besaß und Menschen getötet hatte. Er vertraut mir.

Ich legte eine Hand um den Türgriff von Hanjis Zimmertür und wartete ein paar Sekunden, bevor ich den Griff nach unten drückte und die Tür kraftvoll aufstieß. ,,Scheiße! Meine Nase!", schrie die Braunhaarige und taumelte ein paar Schritte nach hinten, während sie ihre Nase hielt. Ich verdrehte meine Augen und betrat den Raum. ,,Woher wusstest du, dass ich euch belausche?"

,,Ich habe dich gehört", gab ich ihr als Antwort. Ob Eren sie bemerkt hatte, war eher anzuzweifeln. Ich war schon immer aufmerksamer gewesen als manch andere. Man lernte viel, wenn man sein halbes Leben damit verbrachte, dem Tod zu entkommen und in Quinta zu überleben, besonders wenn es Menschen gab, die einen tot sehen wollten.

Hanji rückte ihre Brille zurecht. ,,Ich war neugierig", erklärte sie. Wann war sie das bitte nicht? ,,Du hast mit ihm über deine Familie geredet", sagte sie, ,,sonst redest du nicht gerne über sie, besonderes nicht über Mikasa." Sie hatte Recht, das tat ich normalerweise nicht.

,,Es hat sich einfach so ergeben", erklärte ich, doch damit gab sie sich nicht zufrieden. ,,Einfach so? Levi, du lehnst Erens Nähe nicht ab, obwohl du ihn kaum kennst und dazu neigst, Menschen zu meiden, anstatt Kontakt mit ihnen aufzubauen."

,,Worauf willst du hinaus?"

,,Du magst ihn, Levi."

Ich sah die Braunhaarige für einen Moment schweigend an. Mit mögen war nicht lieben gemeint, aber auch nicht die Art von mögen, auf die ich Erwin, Furlan, Isabel oder Hanji mochte. Das mögen, was ich für Eren empfand, war ganz anders - das wollte mir Hanji damit sagen.

,,Ich muss keine Angst davor haben, eine Kugel zwischen meine Augen zu bekommen. Er wurde nicht in Quinta geboren, er kennt das Leben, das die Menschen dort führen, nicht. Ich kann ihm vertrauen und mich für einen Moment zurücklehnen, weil ich nicht an diese verdammte Stadt erinnert und verurteilt werde."

,,Du hast Recht. Eren ist sehr offen und hat sich uns direkt angeschlossen - jeder andere hätte sich von Leuten wie uns abgewandt. Nicht nur, weil wir aus Quinta sind sondern auch, weil wir Waffen bei uns tragen und Menschen getötet haben."

Hanji lächelte und stellte sich vor das lange Fenster. ,,Du hast es verdient, unter normalen Leuten wie Eren zu sein", setzte sie noch an, bevor sie die Gardine ein kleines Stück zurückzog. Ich stellte mich zu ihr an das Fenster und blickte hinaus.

,,Es sind wieder mehr geworden", teilte Hanji mir mit. Es liefen wieder viel mehr von diesen Dingern umher als an unserer Ankunft umhergelaufen waren. ,,Nachts tauchen mehr Monster auf als tagsüber. Wenn die Sonne aufgeht, sind wir sicherer", erklärte Hanji.

,,Tch. Ich komme mir wie in einer Zombie-Apokalypse vor", gab ich von mir und wandte meinen Blick vom Fenster ab. ,,Mir würde es nicht gefallen, von einem Zombie gebissen und einer von ihnen zu werden - diese Kreaturen dort draußen sind mir um einiges lieber", sagte Hanji.

,,Natürlich sind sie das, so fasziniert du davon warst, dass sie ebenfalls Weisheitszähne besitzen", meinte ich. Hanji runzelte ihre Stirn. ,,Hätte ich einen guten Schulabschluss geschafft, wäre ich in die Forschung gegangen. Aber wer in Quinta geboren wird, schafft es nur schwer aus dieser Stadt. Es gibt kein Entkommen."

,,Als meine Mutter und ich dachten, dass wir dieser Stadt entkommen wären, wurde sie erschossen und ich wurde zurück in dieses Drecksloch gebracht. Ich war für ein paar Jahre an einer Schule, die hatten dort funktionierende Wasserhähne", erzählte ich, woraufhin Hanji laut loslachte. ,,Scheiße, wir hatten Wasser von dem kleinen Kiosk nebenan abzapfen müssen", sagte sie.

Ich grinste und schlug ihr sanft auf die Schulter. Hanji würde ich mein Leben anvertrauen. ,,Wenigstens hast du einem Abschluss", entgegnete ich und zog die Gardine wieder zu. Auch wenn wir im zweiten Stock waren und die Monster nicht so groß waren, dass sie mit uns auf Augenhöhe sein konnten, wollte ich auf Nummer sicher gehen. ,,Erwin hätte sogar studieren können, fällt mir gerade ein. Dieser Idiot hat sein Können und seine Möglichkeiten nicht genutzt."

,,Ich hoffe, er bereut es", erwiderte ich. Das hoffte ich vom ganzen Herzen. Vielleicht hätte er die Stadt auf diese Weise verlassen und ein vernünftiges Leben beginnen können. ,,In letzter Zeit wirkt er nicht so, als ob er es bereut."

Hanji und ich verließen das Zimmer und begaben uns auf den Flur. Ich blickte auf ihren Gürtelholster und nickte ihr zu. Sie trug ihre Pistole bei sich. Dann ging ich auf meine Zimmertür zu und legte meine Hand auf die Türklinke.

,,Hast du das gehört?"

Schritte.

Ohne zu zögern ließ ich meine Hand von der Türklinke ab, zog meine Pistole aus dem Gürtelholster und erschoss das Monster, das am Ende des Flures aufgetaucht war und auf uns zurannte. Es öffnete seinen Maul und die Kugel schoss direkt durch seinen Unterkiefer in seinen Hals. Das Miststück sackte zusammen und war sofort tot. Ich blickte zu Hanji.

,,Scheiße", rief sie und es fiel erneut ein Schuss. Dieses Mal war sie es, die eines dieser Dinger tötete. Noch mehr Schritte. ,,Was ist los- Fuck", ertönte es aus Furlans Mund, als er seine Tür öffnete. Auch Erwin stand im Flur und hielt seine Pistole fest in seinen Händen. ,,Holt eure Sachen, wir verschwinden. Los!"

Während jeder zurück in sein Zimmer rannte, um seine Sachen zu holen und Isabel zu stützen, da sie nicht gut zu Fuß war, rannte ich in Erens Zimmer. Ohne uns wäre er leichtes Futter für diese Tiere und ich wollte nicht, dass er einen so grausamen Tod starb.

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Monster [Ereri/Riren]Место, где живут истории. Откройте их для себя