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-Levis Sicht-

Eren und ich ließen unser Gepäck im Wohnzimmer stehen und schlossen die Haustür ab. Danach zogen wir alle Gardinen zu, um zu verhindern, dass man in das Haus blicken und uns erkennen konnte, obwohl das bei den meisten Räumen gar nicht nötig war.

An den meisten Fenstern, bis auf die Fenster in den Badezimmern und im Keller, waren Rollläden angebracht, die man nur in Bewegung setzten konnte, wenn der Strom da war. Aber weil die Evakuierung hier in Trost mitten in der Nacht stattgefunden hatte und kurz darauf der Strom ausgefallen war, waren die Rollläden unten. Selbst tagsüber würde es in den meisten Räumen stockdunkel sein.

Die einzigen Dinge, die uns Licht spendeten, waren Kerzen und Taschenlampen. Wenn wir Tageslicht sehen wollten, mussten wir entweder aus dem Haus gehen oder uns in eines der Badezimmer stellen.

Eren und ich schauten uns in Armins Küche und in seinem Keller nach Nahrungsmitteln um. Das Obst und Gemüse und die meisten Produkte, die er im Kühlschrank gelagert hatte, waren verschimmelt und das Fleisch im Tiefkühlfach war aufgetaut.

Ich verzog mein Gesicht und schloss den Kühlschrank wieder, als der ekelhafte Geruch nach Verfaultem in meine Nase stieg. Der Kühlschrank würde wohl oder übel geschlossen bleiben müssen, bis alles wieder beim alten war.

Im Keller fanden wir Süßigkeiten, Snacks und Konservendosen sowie Nudeln und Reis. Armin hatte leider keinen Gasherd, deshalb würden wir ein Feuer machen müssen, wenn wir Lust auf Reis oder Nudeln hatten.

,,Lebt Armin alleine?", fragte ich. Meine eigentliche Frage war, wie kann er sich so ein großes Haus leisten? Eren hatte meine Wohnung gesehen, die ich mit Hanji finanziert hatte. In diesem Loch wollte keiner leben, der Geld hatte.

Das Treppenhaus war kurz davor einzubrechen und die weiße Tapete an den Wänden hatte sich gelb verfärbt. Früher hatte man selbst die kleinsten Geräusche aus den anderen Wohnungen bis in unsere Schlafzimmere gehört - Die Eltern, die wütend auf ihre Kinder waren; Kriminelle, die bei jemandem auftauchten, wenn das Geld für die Drogen nicht bezahlt wurde; Paare, die es miteinander trieben.

,,Er lebt alleine. Ab und zu besucht ihn seine Freundin für ein paar Tage. Sie studiert im Ausland Medizin", antwortete Eren. ,,In Quinta ist es ein Wunder, wenn man es schafft, Lehrer zu werden. Die Bildung wird in dieser Stadt leider vernachlässigt und dem Staat ist das egal."

,,Hättest du gerne studiert?", fragte Eren. Ich zuckte mit meinen Schultern. ,,Ich hätte gerne etwas aus meinem Leben gemacht."

[...]

Nachdem Eren mich durch das Haus geführt hatte, gingen wir mit Eimern und Töpfen nach draußen, um das Wasser aus der Regentonne in das Haus zu befördern. Wir bauten uns einen kleinen Wasservorrat auf, indem wir das Regenwasser in Wäschekörbe umfüllten, die wir in das Gästebadezimmer gestellt hatten.

,,Armin hat einen Grill im Keller, wir können das Wasser dort erwärmen", schlug Eren vor. Wir waren seit Tagen unterwegs und wollten den Schweiß und den Dreck von unseren Körpern waschen, aber das Wasser war eiskalt und ich wollte nicht wissen, wie viele Bakterien sich in dem Regenwasser angesammelt hatten, deshalb wäre es besser, es vorher zu kochen.

,,Ich kümmere mich um das Wasser, pack du in der Zwischenzeit unsere Rucksäcke um. Wenn wir abhauen müssen, brauchen wir Proviant, Kleidung und Waffen", erwiderte ich. Bei einem Notfall sollten wir alles lebenswichtige parat haben.

Während Eren sich den Rucksäcken widmete, ging ich runter in den Keller. Ich öffnete beide Fenster. Sie waren nicht auf Augenhöhe und da der Keller unter der Erde lag, konnte man von draußen nicht direkt in den Raum schauen.

Ich hoffte nur inständig, dass der Rauch und der Dampf, die sich gleich bilden würden, in der Dunkelheit nicht vom Militär aufgefasst werden würden.

Ich stellte den Grill vor die Fenster, zündete das Brennmaterial an und stellte zwei Töpfe, die wir mit Wasser gefüllt hatten, auf das Feuer. Es warm schön warm. Die letzten Nächte war es kühl gewesen, außer in jener Nacht, in der ich mit Eren gemeinsam in meinem Bett geschlafen hatte.

Als das Wasser kochte, nahm ich die Töpfe vom Grill und stellte sie auf den Boden. Dann ging ich die Treppen hinauf in die Küche, in der Eren die Rucksäcke packte.

Ich beobachtete ihn dabei, wie er meine Waffen betrachtete und in Gedanken versunken schien.

,,Du kannst als erstes duschen, das Wasser ist jetzt warm genung", sagte ich. Eren schreckte leicht zusammen und legte die Waffe zurück auf den Tisch. Ich schmunzelte leicht.

Eren zögerte einen Moment und sah mich an. Mir war, als würde ihm etwas auf dem Herzen liegen, aber ich hakte nicht weiter nach. Er ging an mir vorbei, warf mir ein kleines Danke zu, und verschwand mit einem der Töpfe im Badezimmer.

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Monster [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt