Save me 2 / Newtmas

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Thomas
Minho steuerte geradewegs auf einen riesigen Berk zu, der uns abzuholen schien, doch gerade, als wir dort hineinzurennen versuchten, hörten wir eine ruhige Frauenstimme hinter uns.

„Vince, tu das nicht."

Wir fuhren herum, hinter uns stand die Kanzlerin WCKDs, Ava Paige.
Ihre hellblonden Haare waren wie gewöhnlich zu einem festen Dutt zusammengebunden, ihre graublauen Augen starrten angespannt in die von Vince und wie sonst auch immer trug sie einen weißen Kittel und eine frisch gebügelte, hellblaue Bluse. Hinter ihr hatten sich einige weitere Ärzte sowie der Rest des übrig gebliebenen Sicherheitspersonals versammelt und blickten uns nicht weniger gespannt an, als die Kanzlerin es tat. Ich bemerkte, wie Minho einfach in den Berk verschwinden und uns anderen auch mit hinein nehmen wollte, doch Vince hielt ihn zurück.
„Was willst du, Ava?"
Der etwas ältere Mann trat vor uns und stellte sich der blonden Frau gegenüber. Er war etwas größer als sie, doch dadurch schien sich die Blonde nicht einschüchtern zu lassen.
„Du weißt, dass das hier nicht der richtige Weg ist. Ich bitte dich, komm zur Besinnung."
Vince schnaubte belustigt auf, was Newt zusammenzucken ließ. Es lag eine spürbare Spannung in der Luft, jedes Wort könnte eine Schießerei auslösen und scheinbar war ich nicht der einzige, dem dies bewusst war.
„Wir planen schon so lange, Thomas aus dieser Hölle zu befreien. Du solltest doch eigentlich am besten wissen, dass er es nicht verdient hat, weiterhin so gefoltert zu werden! Ist er nicht schon durch genügend Qualen gegangen?"
Die Stimme des Mannes bebte und wurde mit jedem Wort lauter, sodass einige der Ärzte zusammenfuhren, doch die Blonde rührte sich kein bisschen und verzog keine Miene.
„Er weiß nicht, wozu er im Stande ist, Vince. Wenn er das tun würde, wollte er sicher bleiben. Thomas war schon immer ein vernünftiger Junge, genau wie unsere Teresa!"
Der Name bewirkte ein gewaltiges Getuschel unter den Jungen und Mädchen, die mich befreit hatten. Und auch in mir löste er etwas aus, ich wusste zwar nicht, wer das sein sollte, aber mein Inneres schien sich dunkel an diese Person zu erinnern. Und dann trat sie vor. Dunkles, seidiges Haar, das zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengebunden war, helle, rosige Haut, zarte Lippen, saphirblaue Augen, die mir tief in meine Hellbraunen sahen. Teresa.
„Da ist ja die Verräterin!", kam es von Minho, doch Sonya stieß ihm so hart in die Rippen, dass er augenblicklich verstummte. „Halt den Mund, Minho."
Teresas Augen glitzerten, flehend und zugleich hoffnungsvoll starrten sie mich an.
„Du darfst das nicht tun, Tom, du darfst nicht gehen! WCKD ist gut, das weißt du doch tief in dir drin!"
Ihre Stimme klang brüchig, doch kam mir weshalb auch immer ziemlich bekannt und beinahe vertraut vor. Darauf, dass sie mir einen Spitznamen verpasst hatte, ging ich nicht ein.
„Was kann ich denn so unglaubliches? Kann mal bitte irgendwer mit mir reden?"
Newt neben mir löste sich etwas von mir, um mich ansehen zu können. Er räusperte sich, seine Stimme klang ernst. „Die Welt, sie ist zerstört worden. Sonneneruptionen haben alles zugrunde gehen lassen, beinahe die ganze Menschheit wurde ausgerottet, es gibt kein Fleckchen Land mehr, an dem man ganz normal leben könnte. Und dann ist eine Seuche entstanden, der Brand. Man kann sich selbst durch die Luft infizieren, wenn man ihn bekommt, ist man ausgeliefert. Das Virus zerstört das Gehirn, man wird ein Crank und dreht komplett durch. Aber irgendetwas ist in unserem, beziehungsweise eurem Blut, dass das Virus stoppen kann. Du bist immun. Deswegen wurden an uns allen Tests durchgeführt, es sollte ein Heilmittel gefunden werden. Aber es gibt keins."
Bevor ich reagieren konnte, ergriff Ava Paige wieder das Wort und mein Blick schnellte zu ihr.
„Ihr wisst über die neuesten Erkenntnisse nicht Bescheid. Thomas' Blut stoppt das Virus nicht nur, es zerstört es."
Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, begann ein aufgeregtes Getuschel und ich wurde von so ziemlich jedem angestarrt. Unfähig irgendetwas zu erwidern, blickte ich einfach in Newts Gesicht und versuchte, diese ganzen Informationen irgendwie zu verarbeiten.

Vince war der erste, der wieder das Wort ergriff. Was Dr. Paige gesagt hatte, schien ihn nicht kalt gelassen zu haben, aber dennoch blieb er ruhig. „Selbst wenn Thomas Menschen heilen kann, wen denn noch? Wie soll er Menschen heilen, wenn es keine mehr gibt? Und überhaupt, so wie du dich anstellst, weißt du nicht erst seit gestern, dass ihr sein Blut braucht. Ich bin mir sicher, ihr habt ihn schon literweise ausgepumpt!"
Newt sah mich besorgt an, während ich den Kopf hob, um die Reaktion der Kanzlerin beobachten zu können, doch ihre Mundwinkel rührten sich keinen Zentimeter.
„Sei nicht so unvernünftig. Es gibt noch einige weitere Personen, die Thomas heilen muss."
Etwas an diesem Satz störte mich gewaltig. Bevor Vince auch nur darüber nachdenken konnte, irgendetwas zu erwidern, redete ich schon.
„Weitere Personen? Weitere? Sie haben mit meinem Blut andere Leute behandelt, ohne mir auch nur einen Ton davon zu sagen?!"
Dass ich nun kurz vorm Ausrasten war, schien die blonde Frau schon viel eher zu interessieren, sie sah sofort alarmiert in mein Gesicht und versuchte, mich mit irgendwelchen Handgesten zu beruhigen.
„Thomas, so war es nicht!"
Ich spürte, wie Newts Griff um meinen Körper fester wurde, offenbar wollte er darauf vorbereitet sein, falls ich einfach auf die Kanzlerin losgehen würde.
„Ach nein? Wie war es denn?"
Das ohnehin schon blasse Gesicht der Frau wurde noch weißer, während sie aufgebracht zwischen meinen Augen hin und her sah.
„Ja, wir haben mit deinem Blut experimentiert, aber das mussten wir! Thomas, du kannst ein paar der Cranks wieder gesund machen!"
Ich hörte, wie Minho neben mir aufseufzte. „Aha, also soll Thomas seinen Lebenssaft hergeben, um ein paar durchgedrehten Kreaturen, denen sowieso schon das Hirn abgefault ist, noch ein paar Jahre zu geben? Ich glaub, es hackt."
Es war bewundernswert, wie Minho trotz dieser Situation immer noch solche Sprüche kloppen konnte. Doch irgendwie hatte ich ihn genauso eingeschätzt.
„Genau! Und überhaupt, was bringt es Ihnen, wenn sie Thomas hier behalten? Er ist ein einzelner Mensch, wie viele von denen wird er retten können, bevor sie ihn vertrocknet auf die nächste Straße werfen? Außerdem, wenn die ganzen Verrückten da draußen mitkriegen, dass es Heilung gibt und sie diese nicht bekommen werden, stürmen die hier die Bude", warf Newt ein, der im Gegensatz zu Minho sehr aufgebracht klang.
Doch jedes Wort, das er gesagt hatte, stimmte. So wie es sich anhörte, war die Welt sowieso schon so gut wie verloren, was konnte ich also noch retten?
Die Kanzlerin war leise geblieben, während Newt und Minho geredet hatten, nun seufzte sie und starrte mir wieder direkt in die Augen.
„Thomas", sie machte extra eine Pause, um noch einmal tief Luft zu holen, „wirst du bleiben?"
Dass sie mir diese Frage noch stellte, machte mich wütend, sodass ich meine Faust ballte, doch sofort öffnete Newt diese wieder. „Lass es Tommy, das bringt nichts", flüsterte er mir ins Ohr und so holte auch ich noch einmal tief Luft, bevor ich in Ava Paiges Gesicht aufsah, und ihr ganz trocken meine Antwort mitteilte.
„Nein." Die Frau sah geschockt aus, offensichtlich hatte sie mit einer ganz anderen Antwort gerechnet, auch Teresa, die neben ihr stand, senkte den Kopf und gab einen leisen Schluchzer von sich.
„Dann tut es mir leid, aber du lässt mir keine Wahl."
Die Stimme der Blonden klang noch immer so gruselig ruhig, wie sie es schon von Anfang an getan hatte.

Dylmas/Newtmas OneShots <3Where stories live. Discover now