1. Kapitel

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"Hier! Pass zu mir!"
"Nein, spiel den Ball zu mir!"
Die fröhlichen Rufe der Kinder schallten durch die schwüle Luft der Abenddämmerung. Ich spielte, wie fast jeden Tag, mit meinen Freunden Fußball auf der Straße. Es war wie immer ein heißer Tag in Sunagakure gewesen und der kühle Wind, den der Abend brachte, tat gut.
"Hier rüber, ich stehe frei!", rief ich laut, fuchtelte mit den Armen in der Luft herum und lachte dabei. Doch anstatt zu mir flog der Ball ganz wo anders hin, nämlich auf ein naheliegendes Hausdach, welches mindestens zehn Meter hoch war. Enttäuscht nahm ich die Arme wieder runter und auch die anderen Kinder blieben stehen, um dem Ball hinterher zu schauen.
"Oh nein! Karika, pass doch auf wo du hinschießt!", hörte ich jemanden mit dem Jungen schimpfen, welcher den Ball geschossen hatte.
"Den kriegen wir da nicht mehr runter", meinte Yugi schulterzuckend zu mir und ich nickte, während ich den Blick von der Dachkante abwandte.
"Ja, vermutlich nicht. Aber es ist eh schon spät und ich muss jetzt nach Hause", erklärte ich ihm dann lächelnd und winkte zum Abschied.
"Bis morgen, Yugi!"
Doch als ich mich grade umgedreht hatte, um zu gehen, packte Yugi mich am Arm und zog mich zurück.
"Takami, schau mal da!", rief er aufgeregt und deutete nach oben. Auch die anderen Kinder starrten jetzt erstaunt hinauf. Mit großen Augen sah ich zu, wie der Ball begann, wie von selbst von der Mauer herunterzuschweben.
Was ist das denn?!, fragte ich mich verwirrt und hielt mir die Hand über die Augen, um das Ganze besser zu erkennen.
Ist das... Sand?
Als der Ball fast am Boden angekommen war, wechselte er die Richtung und flog auf eine kleine Gestalt zu, die ein paar Meter von den anderen entfernt stand. Ich war zu weit weg um zu erkennen wer es war, also drängelte ich mich zwischen den Anderen hindurch. Schließlich sah ich einen kleinen Jungen mit strubbeligen, roten Haaren. Von seinem Gesicht erkannte ich nicht viel da er seinen Kopf gesenkt hielt und schüchtern auf den Boden blickte. Er hielt den Ball in den Händen. Schließlich streckte er seine Arme aus und lächelte verlegen.
"Ähm... Hier, euer... Euer Ball."
Seine Stimme war so leise, dass ich so grade noch so verstehen konnte.
Doch keiner rührte sich. Jetzt blickte der Junge auf und ich konnte seine ungewöhnlichen blauen Augen sehen. Ein paar Kinder um mich herum keuchten erschrocken auf und einige versuchten, sich unauffällig davon zu schleichen.
"Das ist dieser Gaara! Der Sohn vom Kazekagen! Der ist total gruselig", flüsterte ein Junge hinter mir.
Das ist also Gaara?
Neugierig betrachtete ich ihn.
Ich hatte schon mal von ihm gehört, er sollte wohl irgendwelche unheimlichen Kräfte haben.
"Das ist doch Gaara, dieser unheimliche Junge! Schnell, weg hier!", rief ein Mädchen und auf einmal erwachten alle aus ihrer Starre, drehten sich um und rannten davon. Ein größerer Junge rempelte mich an, sodass ich hinfiel und weil alle so panisch durcheinander rannten, gelang es mir nicht, wieder aufzustehen. Nervös drehte ich mich um und konnte durch die anderen Kinder hindurch Gaara in einigem Abstand stehen sehen.
Er sah total erschrocken und verwirrt aus.
Plötzlich streckte er die Hand aus, als wollte er die laufenden Kinder irgendwie aufhalten.
"Wartet! Lasst mich bitte nicht allein!", rief er mit bebender Stimme und in dem Moment schoss eine Ladung Sand hinter den letzten Kindern her und riss zwei Jungen und ein Mädchen zu Boden. Sie kreischten panisch und wollten sich befreien, aber der Sand war zu stark und schleifte sie über den Boden zurück. Schließlich bäumte er sich bedrohlich vor dem Mädchen auf, welches ängstlich aufschrie, und schoss auf sie zu. Ich musste wegen der Druckwelle die Augen schließen und presste mich auf den Boden, damit mir nichts geschah.
Als ich die Augen wieder öffnete, stand ein Mann mit blonden Haaren schützend vor dem Mädchen, Gaaras Sand lag großflächig um ihn herum auf dem Boden verteilt.
Die meisten anderen Kinder waren schon weg und nur noch ein paar waren wenige Meter hinter mir stehen geblieben und beobachteten die Szene.
Der blonde Mann senkte die Arme und ich erkannte tiefe Schnitte in seinem Unterarm und an seinem Kopf, aus denen Blut tropfte.
"Jetzt beruhig dich endlich, Gaara!", meinte er mit einer harschen, aber nicht vorwurfsvollen Stimme.
"Ya-Yashamaru...", murmelte der kleine Junge erstaunt und senkte dann traurig den Kopf. Er murmelte etwas, das ich nicht verstehen konnte, dann drehte er sich um und rannte davon.
Der blonde Mann sah aus, als wollte er ihm erst hinterher laufen, doch dann drehte er sich um, half dem Mädchen auf die Beine und trottete dann in die andere Richtung davon.
Jetzt, da ich sein Gesicht sah erkannte ich ihn. Yashamaru war ein freundlicher Mann mit dem ich mich schon einmal unterhalten hatte und jetzt erinnerte ich mich auch wieder daran, dass er Gaaras Onkel war.
Ich stand auf und blickte ihm hinterher. Nach einigen Minuten bemerkte ich, dass ich die einzige war, die noch hier stand. Alle anderen waren schon gegangen. Langsam und mit gesenktem Kopf trottete ich ebenfalls nach Hause.
Irgendwie hatte diese Situation mich durcheinander gebracht.
Ich schüttelte langsam den Kopf und versuchte, die Gedanken daran zu verdrängen. Meine Mutter würde ausrasten, wenn ich so spät erst nach Hause käme.

How to Love a Demon  [Sabaku no Gaara]Where stories live. Discover now