9. Kapitel

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Das Training machte wirklich Spaß und ich genoss es, endlich wieder mit meinen Freunden zu arbeiten. Am Ende des Tages waren wir alle ziemlich erschöpft, aber zufrieden und machten uns zu dritt auf den Rückweg.
Wir sprachen nicht, doch es herrschte kein peinliches Schweigen, es war ein glückliches Schweigen mit Freunden.
Als wir um eine Ecke bogen zeigte sich mal wieder eine meiner Lieblingsbeschäftigungen: Ich rannte in irgendeinen Schwachkopf rein, taumelte zurück und landete rittlings auf dem sandigen Boden.
Akuna quietschte überrascht auf, während Yugi mir hochhalf.
"Oh, ehh, tut mir furchtbar Leid, das wollte ich nicht", murmelte ich und lächelte entschuldigend während ich aufstand.
Und sieh an, wer da vor mir stand.
"Schon in Ordnung", grummelte Temari und betrachtete mich kurz nachdem sie sich ebenfalls aufgerappelt hatte. Mein Blick schweifte zu den zwei Leuten die hinter ihr standen.
Kankuro, der uns mit verschränkten Armen genervt ansah, und Gaara.
Ich wusste nicht, ob ich ihn anschauen sollte oder lieber nicht. Als erstes versuchte ich es zwar, aber als er das bemerkte und mich ebenfalls anblickte, musste ich wegsehen.
Damit wäre die Frage beantwortet.
"Wie praktisch, dass wir grade euch hier treffen", meinte Temari jetzt und ich blinzelte sie überrascht an.
"Der Kazekage hat uns mitgeteilt, dass wir gemeinsam einen Auftrag durchführen sollen", erklärte sie und nickte mit dem Kopf in unsere Richtung.
"Also dein Team und mein Team"
Na super, eine Mission mit Gaara, seufzte ich innerlich.
Na hoffentlich geht das gut...
"Und wann geht's los?", fragte Yugi hinter mir, was mich kurz zusammen zucken ließ.
Die beiden hatte ich ja ganz vergessen.
"Morgen früh, wir treffen uns am Stadttor", antwortete Temari und sah sich nach ihren Teamkameraden um.
"Kommt jezt, wir müssen los", und zu uns gewandt fügte sie dann noch ein
"Bis Morgen" hinzu.
Ich nickte schnell und ging an ihr vorbei, wobei ich darauf achtete das mein Blick nicht den von Kankuro oder Gaara traf.
Nachdem sie sich auch verabschiedet hatten, rannten Akuna und Yugi mir hinterher.
"Stimmt irgendwas nicht, Takami?", fragte Akuna und sah mich von der Seite schräg an.
"Nein, was sollte denn sein?", murmelte ich und blickte sturr nach vorne.
"Na großartig", begann meine Freundin jetzt zu jammern.
"Wir müssen einen Auftrag mit dem Sand-Monster machen! Hoffentlich greift er auch nur die Feinde an. Ich muss schon sagen, ich habe Angst vor ihm, er ist grade so alt wie wir und hat schon hunderte von Menschen getötet..." und so ging es weiter. Aus einem mir unklaren Grund nervten ihre Worte mich gewaltig.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten, so fest, dass mir meine Nägel in die Hand stachen während meiner Arme locker an meinen Seiten runterhingen. Das hinderte mich wenigstens daran, etwas pampiges zu erwidern. Als sie jedoch immer weiter jammerte hielt ich es irgendwann nicht mehr aus, blieb stehen und drehte mich zu ihr um.
"Hör auf, Gaara so schlecht zu machen! Du kennst ihn doch garnicht, vielleicht ist er ja nicht so schlimm wie alle sagen.", meinte ich wütend, "vielleicht... ist er ja ganz nett..."
Meine Freunde starrten mich mit offenen Mündern an.
Erst nach ein paar Sekunden der Stille begriff ich. was ich da grade gesagt hatte. Ich hatte Gaara, den Jungen vor dem das ganze Dorf Angst hatte, in Schutz genommen und gesagt, er wäre vielleicht ganz nett.
Nach einem peinlichen Schweigen ergriff Akuna schließlich das Wort.
"Was meinst du, er ist vielleicht garnicht schlimm? Das ist Gaara, Takami, wie kannst du so etwas über jemanden wie ihn sagen? Stehst du etwa auf den oder was?", rief sie aufgebracht und ich zuckte leicht zusammen, obwohl ich wusste, dass sie das nicht wirklich ernst meinte.
Ohne ein weiteres Wort stapfte ich davon, nicht nach Hause sondern einfach durchs Dorf, ohne Ziel.

Verdammt, verdammt, verdammt!
Was mich allerdings am meisten erschreckte, waren nicht Akunas Worte, sondern dass ich so heftig darauf reagierte. Früher hätte ich sie mit einem Lachen geschubst und gesagt: "Auf den? Du hast sie ja nicht mehr alle!", aber jetzt konnte ich das nicht einfach lachend abtun, warum auch immer. Ich war felsenfest davon überzeugt das ich nicht ihn Gaara verliebt oder etwas in der Richtung war, aber trotzdem tat er mir ein wenig Leid. Es tat mir einfach Leid, dass er immer alleine war, er hatte niemanden der für ihn da war oder mit ihm zusammen etwas machte.
Jeder braucht doch jemanden der für ihn da ist, oder?
Jeder, auch Gaara. Oder?
Ich blieb stehen. Vor mir ragte die Stadtmauer auf, ich hatte garnicht bemerkt wie weit ich gelaufen war. Und als ich mich umblickte, sah ich auch, dass die Sonne bereits langsam unterging. Ich setzte mich mit dem Rücken gegen den Stein und stützte mit meinem Händen das Gesicht.
Es war feucht.
Erschrocken starrte ich meine Handinnenflächen an und realisierte nur langsam, dass es anscheinend Tränen waren.
Hatte ich tatsächlich geheult?
Wütend auf mich selbst wischte ich mit dem Saum meines Shirts über meine Wangen und stand auf.
Trotz allem sollte ich jetzt vielleicht besser mach Hause gehen.

-

Am nächsten Morgen regnete es heftig. Das passierte nicht grade häufig hier, aber mich störte es nicht. Ich mochte Regen, er war vor allem eine schöne Abwechslung von der ständigen Hitze.
Als ich am Haupttor ankam, waren alle anderen schon da. Jeder hatte einen Mantel mit Kapuze an, bis auf Gaara. Seine Haare hingen ihm nass in die Stirn und der Regen lief über sein Gesicht.
Ich versuchte niemanden genau anzuschauen und blickte zur Seite.
"Schön, dass jetzt alle da sind", meinte Rino, fröhlich wie immer.
Neben ihm stand Baki, der Sensei von Gaaras Team. Ich kannte ihn aus der Akademie.
"In der Nähe soll das Versteck einer Gruppe desertierter Ninja aus Ishigakure liegen. Unsere Mission besteht darin, sie zu finden und gefangen zu nehmen", erklärte er jetzt und bei dem Wort gefangen sah er Gaara mit ernstem Blick an. Aber dieser starrte auf den Boden und bekam das garnicht mit.
Auch sonst kam von niemandem eine Reaktion.
"Also...", begann Rino, der die angespannte Stimmung wohl bemerkt hatte.
"Ich würde sagen, dann gehen wir mal los."
Ohne ein weiteres Wort setzten wir uns in Bewegung. Ganz vorn liefen Baki und Rino, dahinter Temari. Nach ihr folgte Kankuro, der neben Gaara ging und ihm aufgebracht etwas zuzuflüstern schien. Hinter den beiden liefen Akuna und Yugi und ich bildete schließlich den Schluss.
Durch den Regen konnte man die Wüste vor uns nur verschwommen erkennen und ich fühlte mich unwohl bei dem Gedanken, über ein so weites schutzloses Gebiet zu gehen.
Plötzlich wehte der Wind mir die Kapuze vom Kopf und ich spürte wie meine roten Haare mit einem Schlag durchnässt wurden. Ich blieb stehen und zog sie mir wieder tief ins Gesicht. Ich hatte jetzt schon keine Lust mehr auf diese blöde Mission.

How to Love a Demon  [Sabaku no Gaara]Where stories live. Discover now