7. Kapitel

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Die nächsten drei Tage blieb ich zuhause, da es mir seit diesem Kampf immer noch nicht wirklich besser ging.
Mit meiner Mutter redete ich nur das nötigste und sie schien nicht sehr froh darüber zu sein, was mir aber reichlich egal war.
Die meiste Zeit saß ich in meinem Zimmer und dachte nach, während ich abwesend aus dem Fenster starrte.
Hauptsächlich grübelte ich über das nach, was mit mir geschehen war, als ich den Taki-Nin besiegt hatte.
Ich war mir letztendlich sicher, das es nicht meine Kraft gewesen war mit der ihn geschlagen hatte. Ein guter Ninja war ich, aber das war etwas völlig anderes gewesen. Aber soviel ich auch darüber nach dachte, mir fiel nichts ein, womit sich das erklären ließe.
Und auch meine Erinnerung an die ganze Sache begann langsam aber sicher zu schwinden.

In der Nacht vor dem vierten Tag stand ich, nach dem ich stundenlang wachgelegen war, auf und ging raus.
Es war erst kurz nach Mitternacht und ich trottete im Dunkeln die Straße entlang.
Über meinen Klamotten trug ich einen langen schwarzen Mantel, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Schweigend trottete ich ein paar Minuten durch das verlassen wirkende Dorf. Irgendwie wusste ich, dass ich nach etwas suchte, auch wenn ich nicht genau wusste wonach.
Plötzlich blieb ich stehen. Ich spürte etwas, etwas, was mir einen Schauer über den Rücken jagte.
Misstrauisch hob ich den Kopf und begutachtete den Weg vor mir, aber da war niemand.
Mit einem Seufzer trottete ich weiter, aber schon nach wenigen Metern blieb ich erneut stehen.
Da war eindeutig etwas.
Als ich diesmal den Kopf hob, blickte ich nicht nach vorne, sondern nach oben.
Auf dem Dach eines hohen Hauses erkannte ich eine kleine Gestalt vor dem Licht des schwach scheinenden Mondes.
Wer ist das?
So leise und unauffällig wie ich konnte glitt ich mit ein paar leichten Sprüngen die Wand hinauf und versteckte mich hinter einer niedrigen Säule die anscheinend als Schornstein diente.
Vorsichtig spähte ich daran vorbei und erkannte schließlich den rothaarigen Jungen, der da saß.
"Ich weiß, dass du hier bist", meinte Gaara ohne mich anzusehen.
Langsam trat ich hinter dem Schornstein hervor und ging zu ihm.
Jetzt hob er den Kopf und blickte mich unverwandt an.
"Was willst du?", fragte er, seine Stimme klang kühl und desinteressiert.
"Ich... Ich war unterwegs und habe dich hier sitzen gesehen. Da hab ich mich gefragt warum du um diese Zeit noch wach bist", erklärte ich so ruhig wie möglich.
Gaara antwortete erstmal nicht, dann wandte er den Kopf ab und schloß die Augen.
"Du bist doch auch wach", erwiederte er schließlich und darauf fiel mir nichts mehr ein, denn er hatte ja Recht. Nach langem Zögern trat ich neben ihn und nach noch längerem Zögern überwandt ich mich, mich neben ihm niederzulassen.
Gaara öffnete die Augen wieder und schaute mich kurz eindringlich an. Diesmal konnte ich seinem Blick nicht standhalten und musste den Kopf wegdrehen.
"Und warum bist du hier?", fragte ich schließlich mit leiser Stimme. Ich hatte die Ringe unter seinen Augen bemerkt.
"Du siehst müde aus, warum schläfst du nicht?"
"Ich schlafe nie", meinte Gaara bloß und blickte in den Himmel. Anscheinend schien ihm dies als Antwort zu reichen.
Als ich ihn grade fragen wollte was er meinte, riss er urplötzlich den Kopf hoch und blickte sich um.
"Ähm... Gaara? Alles in Ordung?", wollte ich nervös wissen und sah automatisch hinter mich, als fürchtete ich, dort einen Angreifer oder etwas dergleichen zu sehen.
Der gehetzte Ausdruck verschwand langsam aus Gaaras Gesicht, bis er wieder so kalt wie immer aussah.
Langsam nickte er mit dem Kopf.
Ich glaubte ihm zwar nicht, fragte jedoch auch nicht weiter nach.
Jetzt, wo ich ihn so betrachtete, kam er mir ziemlich einsam vor. Früher wollte niemand etwas mit ihm zu tun haben, alle hatten Angst vor ihm. Auch ich. Und diese Angst war bei fast allen anderen geblieben und die einzigen die mit ihm redeten waren seine Geschwister Temari und Kankuro und das auch nur, weil sie in einem Team waren. Oder besser, weil sie ihn seinem Team sein mussten.
Und in einem Team war man ja quasi dazu gezwungen, mit dem anderen zu kommunizieren. Ich schämte mich dafür, dass ich zu denen gehörte die Gaara immer aus dem Weg gegangen sind und absolut nichts mit ihm zu tun haben wollten. Wie alle hatte ich Angst vor ihm gehabt, obwohl ich ihn, wie die meisten vermutlich, eigentlich nicht einmal wirklich kannte.
Während ich so in Gedanken versunken war, bemerkte ich garnicht wirklich wie ich Gaara anstarrte, bis er den Kopf zu mir drehte und mich abfällig ansah. Das war mir so peinlich, dass meine Wangen rot anliefen und ich betreten wegsah.
"Es ist spät, du solltest nicht mehr hier sein", meinte Gaara und es hörte sich ein wenig so an als würde er garnicht wirklich mit mir sprechen.
Aber irgendwas in seiner Stimme war unheimlich, seine Worte klangen fast schon wie eine Drohung.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Einerseits war ich schon müde und morgen würde ich auch wieder auf eine Mission gehen müssen, aber andererseits wollte ich irgendwie noch nicht gehen.
Auf einmal nahm ich eine Bewegung neben mir war und blickte zur Seite. Gaara war aufgestanden und musterte mich von oben mit seinem gewohnt kühlem Blick.
"Geh nach Hause", sagte er und es hörte sich an wie ein Befehl.
Ich runzelte missmutig die Stirn, doch als ich grade etwas harsches erwidern wollte, drehte er sich einfach um und sprang ohne ein weiteres Wort von dem Haus.
Ich krabbelte zum Rand des Daches und beobachtete wie er die dunkle Straße hinauf ging. Um ihn herum erkannte ich im Dunkeln ein wenig Sand, welcher in der Luft schwebte.
Selbst als Gaara in der Nacht verschwunden war, blieb ich noch ein paar Minuten sitzen und starrte in den klaren Himmel, wo die Sterne allmählich zu verblassen begannen. Mein Kopf war auf einmal frei von jeglichen Gedanken.
Schließlich rappelte ich mich auf und ging ebenfalls nach Hause.

Leise schlich ich zu meinem Zimmer. Wenn meine Mutter rausfand, dass ich nachts draußen unterwegs war, würde sie völlig ausflippen. Und das war im Moment wirklich das Letzte, was ich wollte.

Als ich in meinem Bett lag konnte ich trotz der Müdigkeit nicht schlafen. Diese Begegnung heute war echt sonderbar gewesen. Die ganze Zeit hatte ich angenommen, dass Gaara so ein brutales und gefährliches Monster war, welches jeden sofort abschlachtete, der ihn bloß ansah und vorhin war er so anders gewesen.
Naja, 'nett' konnte man auch nicht wirklich sagen, aber auf jeden Fall hatte er nicht versucht mich anzugreifen oder ähnliches.
Mit diesem Gedanken, der mich auf eine seltsame Art und Weise beruhigte, schaffte ich es dann auch irgendwann einzuschlafen.

How to Love a Demon  [Sabaku no Gaara]Where stories live. Discover now