16. Kapitel

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Erleichtert atmete ich auf als Ibiki uns erklärte, dass wir die erste Prüfung bestanden hatten. Yugi, Akuna und ich hatten durchgehalten, ebenso Gaaras Team, nur das dritte Team aus Suna war ausgeschieden.
Ich blickte mich um. Die Anzahl der Ninja im Klassenraum war deutlich gesunken, aber alle die noch da waren, wirkten noch motivierter als zuvor. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, auch meine Willenskraft war gestärkt.
Plötzlich ertönte ein lauter Knall von vorne und ich riss den Kopf herum. Der Rauch lichtete sich und eine Frau mit struppigen, dunkelblauen Haaren erschien. Ibiki hinter ihr schüttelte genervt den Kopf, während die Frau triumphierend grinste.
"Mein Name ist Anko Mitarashi und ich bin die Leiterin der zweiten Prüfung. Diese wird noch viel härter werden als der schriftliche Test. Folgt mir, ihr Gören!" Und damit sprang sie einfach durch das zerstörte Fenster hinaus, durch welches sie zuvor gekommen war.
Zögernd folgte ihr einer nach dem anderen und ich traf mich mit meinen beiden Freunden auf der Straße.
"Unglaublich, das ist so aufregend!", quietschte Akuna leise und strahlte uns erwartungsvoll an. Ich nickte zur Bestätigung und wir machten uns ebenfalls auf den Weg, Anko zu folgen. Einmal drehte ich mich unauffällig um, um zu Gaara zu sehen; er trottete mit gesenktem Kopf neben Kankuro her, seine Augen waren unter den roten Haarsträhnen verborgen.
Nach kurzer Zeit blieb Anko vor einem hohen Zaun stehen, hinter dem ein düsterer Wald zu erkennen war.
"Das da", erklärte sie lautstark und zeigte dabei hinter sich, "ist der Wald des Schreckens. Dort wird die härteste Prüfung stattfinden."
"Der Name klingt ja schon mal sehr vertrauenserweckend", murmelte Yugi mir zu und ich knuffte ihn grinsend in die Seite.
Anko erklärte uns die Aufgaben und teilte dann die Schriftrollen mit den Beschriftungen "Himmel" und "Erde" aus. Mir gab sie eine Himmels-Rolle, welche Yugi in den Innentaschen seines Mantels verstaute.
Nach fast einer halben Stunde Gewusel und Gerede stellten wir uns an den Toren auf, die uns zugeteilt wurden. Aufgeregt spähte ich durch die Bäume, während mein Puls langsam aber sicher in die Höhe stieg.
"Es geht los!", ertönte Ankos schallende Stimme, die Tore schwangen auf und ohne zu zögern rasten wir zu dritt in den Wald hinein.
"Lasst uns erstmal ein Versteck suchen und eine Taktik besprechen", schlug Akuna vor und ich nickte. Schon nach kurzer Zeit fanden wir ein paar umgefallene Baumstämme, zwischen denen man unbemerkt reden konnte.
"Also, ich habe vorhin gesehen das ein Team aus Iwagakure eine Erd-Schriftrolle bekommen hat. Zwar weiß ich nicht wie stark die sind, aber einen Versuch ist es wert", erzählte Yugi und wir stimmten zu. So machten wir uns auf die Suche nach diesen Iwa-Leuten. Plötzlich hörte ich ein Geräusch von der Seite und bedeutete meinem Team, stehen zu bleiben. Schnell duckten wir uns in eine Astgabel und beobachteten, wie ein weiteres Drei-Personen-Team an uns vorbei sprang. Unter ihnen waren ein Junge mit Sonnenbrille und hohem Kragen, ein anderer mit einer Kapuze und roten Strichen im Gesicht und ein Mädchen mit kurzen, blauen Haaren. Auf ihren Stirnbändern prangte das Smybol von Konihagakure.
"Sollen wir ihnen folgen?", fragte ich flüsternd. Yugi nickte entschlossen, Akuna wirkte etwas unsicherer.
"Okay, kommt."
Mit einem großen Abstand sprangen wir hinter den Konoha-Nins her, behielten sie jedoch immer im Auge. Auf einmal ertönte von vorne ein leises Winseln wie von einem Hund und die andere Gruppe blieb stehen. Wir hielten ebenfalls an und ich konnte mit zusammengekniffenen Augen erkennen, wie sie miteinander diskutierten, dann verließen sie die Bäume und landeten auf dem Boden.
"Was machen die jetzt?", flüsterte Akuna.
"Sie kauern sich hinter einen Busch und scheinen irgendwas zu beobachten. Ich geh mal nachsehen!", meinte ich und ignorierte ihren Protest.
Direkt über den Köpfen der Konoha-Leute landete ich leise auf einem Ast und betrachtete durch das Blattwerk die Lichtung, die jetzt vor mir lag. Dort stand -wer hätte es gedacht- Gaara, hinter ihm Kankuro und Temari. Ein paar Schritte entfernt erkannte ich zwei größere Ninjas, auf ihren Stirnbändern prangte das Symbol von Amegakure und ein weiterer hing in der Luft, sein Körper wat komplett von Sand umhüllt.
In dem Moment, in dem ich realisierte, was hier grade passierte, murmelte Gaara etwas unverständliches und der Sand explodierte. Unfähig wegzuschauen, beobachtete ich mit aufgerissenen Augen, wie das viele Blut hinab regnete. Gaara und seine Geschwister schützen sich mit braunen Schirmen und blieben völlig regungslos. Die anderen zwei Ninjas redeten auf Gaara ein, aber sie waren zu weit weg als dass ich sie verstehen konnte. Sie legten eine Schriftrolle auf den Boden und wichen zurück, aber Gaara ließ seinen Sand erneut auf sie zu schießen. Mir wurde übel, als er wieder sein Jutsu anwandte und das Gras von roten Flecken überzogen wurde. Am ganzen Körper zitternd und mit Visionen von brennenden Häusern und schreienden Menschen, welche meine Gedanken erfüllten, schrie ich auf, fiel schwankend von dem Ast und brach auf dem harten Boden zusammen, während mein Kopf vor lauter Schmerz zu platzen schien.
Hör auf! Hör auf, hör auf, hör auf!
Um mich herum verschwamm alles für einen kurzen Moment und ich spürte ein merkwürdig ruhiges Gefühl in mir.
Langsam hob ich die zitternde Hand und meine Augen weiteten sich.
Meine Haut hatte an einigen Stellen eine tiefschwarze Farbe angenommen und mein Herz begann vor Angst zu rasen.
Was zur Hölle...?
"Takami?", hörte ich eine Stimme hinter mir, zuckte zusammen und drehte vorsichtig meinem brummenden Kopf.
"Was... Was willst du hi-hier?", knurrte ich Gaara an, welcher hinter mir stand und auf mich herabsah, während ich mich langsam aufsetzte.
"Was ist mit deiner Hand?", fragte er ruhig und ich streckte sie ihm entgegen. Dabei bemerkte ich, dass sie wieder ihre natürliche Farbe angenommen hatte. Langsam atmete ich mehrmals tief ein und aus, um mich zu beruhigen.
"Du blutest", bemerkte Gaara, ohne den Blick von meinen Fingern zu nehmen. Er hatte Recht, an der Kuppe meines Zeigefingers prangte ein langer Schnitt. Vermutlich hatte ich bei meinem Anfall einen spitzen Stock oder so gestreift.
Zu meiner Überraschung kniete Gaara sich vor mich auf den Boden und nahm meine Hand vorsichtig in seine. Bei der Berührung zuckte ich kurz zusammen, es fühlte sich irgendwie ungewohnt an und seine Haut war erstaunlich kalt. Gespannt sah ich zu, wie Gaara meinen Finger nahe vor sein Gesicht hob und das Blut betrachtete, welches gemächlich aus der Wunde sickerte.
In seinem Blick lag etwas Undeutbares.
Auf einmal ertönte aus einiger Entfernung eine familiäre Stimme, die meinen Namen rief und Gaara erstarrte. Seine Augen wurden wieder kühl und er stand rasch auf. Mit großen Augen blinzelte ich ihn von unten an. Einen Moment lang erwiderte er meinen Blick, dann wandte er sich ab und trottete ohne ein weiteres Wort davon. Als ich grade aus meiner Starre erwachte, blieb er jedoch stehen und legte etwas neben sich auf den Boden.
"Für dich", sagte er ohne mich anzuschauen, dann verschwand er entgültig. Ich blieb noch einen Augenblick lang sitzen und starrte auf die Stelle wo Gaara verschwunden war, bevor ich dorthin krabbelte um zu sehen, was er für mich da gelassen hatte. Es war eine Schriftrolle mit der Aufschrift "Erde".
Überrascht starrte ich sie an, dann erschien ein Lächeln auf meinen Lippen.
Danke, Gaara.
Plötzlich erinnerte ich mich an die Stimme, die uns vorhin gestört hatte und stand auf. Genau in dem Moment kamen Yugi und Akuna hinter mir angelaufen.
"Da bist du ja! Wir haben uns schon Sorgen gemacht, was hast du denn die ganze Zeit gemacht?", fragte meine Freundin und umarmte mich erleichtert. So langsam begann ich mich zu fragen, wir lange ich hier zitternd auf dem Boden gelegen hatte.
"Was hast du da in der Hand?", fragte Yugi neugierig und kam zu uns um die Schiftrolle zu sehen. Seine Augen wurden groß, als er erkannte, was ich dort fest umklammert hielt.
"Wo hast du die denn her?", rief er verblüfft und Akuna starrte mich ebenfalls verwirrt an, als sie sah, was Yugi meinte.
"Ich, äh... Hab... Hab sie gefunden", log ich stockend. Akuna freute sich, aber Yugi sah mich misstrauisch an.
Er glaubt mir nicht... Aber ich kann's ihm nicht verübeln, wenn er so ankäme, würde ich mich auch veräppelt fühlen, dachte ich und sah wich seinem Blick aus.
"Also", sagte ich gespielt fröhlich,
"lasst uns zum Turm gehen, bevor andere auf uns aufmerksam werden."
Akuna nickte und schritt enthusiastisch den Wald hinein. Als ich ihr folgen wollte, hielt Yugi mich am Arm fest.
"Was soll das?", fragte ich und zog meinen Arn mit einem Ruck aus seinen Griff. Yugis Augen funkelten.
"Woher hast du die Schriftrolle?", fragte er und ich hob die Schutern.
"Hab ich doch gesagt, ich hab sie gefunden", antwortete ich und versuchte möglichst neutral zu klingen, während er ungläubig eine Augenbraue hob.
"Das glaub ich dir nicht, niemand ist so blöd und lässt die einfach so irgendwo liegen. Sag mir wo du sie herhast! Hast du gegen jemanden gekämpft?", fragte er und klang diesmal noch aufgebrachter. Als ich grade eine wütende Antwort geben wollte, erschien Akuna erneut zwischen uns.
"Hey, wo bleibt ihr denn? Wir müssen uns beeilen", meinte sie, packte uns jeweils mit einer Hand am Arm und zog uns mit sich. Ich warf Yugi noch einen wütenden Blick zu, den er mit einem Augenrollen abtat, bevor ich wieder die Führung übernahm.
Auf den Weg zum Turm passierte nichts spannendes mehr. Ein paar Mal sahen wir andere Ninjagruppen, aber sie bemerkten uns nicht und so kamen wir ziemlich unversehrt an unserem Ziel an.

How to Love a Demon  [Sabaku no Gaara]Where stories live. Discover now