11. Kapitel

6.8K 399 18
                                    

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich ein merkwürdiges Gefühl. Ich öffnete die Augen und sah eine Steindecke über mir, aber sie war viel höher als die der Höhle, in der wir geschlafen hatten. Auch mein Mund fühlte sich komisch an und als ich versuchte ihn zu öffnen, bemerkte ich, dass er mit Stoff zugebunden war. Entsetzt schoss ich hoch, fiel aber gleich wieder hin da meine Hände auf dem Rücken gefesselt waren.
Ich kam mir vor wie ein Fisch, der hilflos auf dem Trockenen zappelte.
"Ah, der Rotschopf ist auch endlich wach", sagte plötzlich eine Stimme neben mir.
Als ich den Kopf wandte, bemerkte ich als erstes, dass Akuna neben mir lag, ebenfalls gefesselt, nur ihr Mund war im Gegensatz zu meinem frei. Ihre Augen waren groß und ängstlich aber sie schien ein wenig erleichtert als sie sah, dass ich wach war.
Hinter meiner Freundin stand ein großer Mann, dem wohl die Stimme von grade gehörte. Er trug ein zerbrochenes Ishigakure Stirnband, was bedeutete, dass unsere Zielobjekte uns zuerst gefunden hatten.
Im hinteren Teil der Höhle konnte ich die schemenhaften Gestalten von weiteren Personen sehen, die sich leise unterhielten.
"Takami, ich-", flüsterte Akuna aber der Mann trat ihr sofort in den Rücken.
"Halt die Klappe, oder es tut weh!", zischte er und fuchtelte mit einem Kunai vor ihrem Gesicht rum.
Dann kam er auf mich zu, beugte sich runter und riss mir das Tuch vom Mund weg. Diese Chance nutzte ich und spuckte ihm mit mitten ins Gesicht. Angewiedert wischte er sich über die Augen und trat jetzt auch mir mit wütender Mine in den Magen. Ich schnappte nach Luft, fing mich aber schnell wieder und funkelte ihn aggressiv an.
"Was wollt ihr von uns?", fragte ich laut, worauf hin auch die anderen Leute still wurden und zu uns blickten.
Nachdenklich sah er mich an.
"Ihr seid uns nicht nützlich, aber in dem wir euch töten warnen wir eure Teamkameraden davor, uns bei unserem Plänen in den Weg zu kommen", erzählte er und Akuna sog erschrocken die Luft ein, aber ich blieb -zumindest äußerlich- ruhig.
"Und warum grade wir?", fragte ich weiter und der Ninja lachte.
"Nun ja, weil ihr beide wie zwei schwache, unnütze Kunnoichi ausseht und darum dachten wir, dass es uns keine Probleme machen würde, wenn wir euch entführen", erklärte er grinsend.
Schwache, unnütze Kunoichi?, dachte ich und spürte wie sich Wut in mir ballte.
Mit einem bitterbösen Blick starrte ich meinen Entführer an, doch dieser lachte nur belustigt, drehte sich um und ging in den hinteren Teil der Höhle.
"Takami, was sollen wir machen?", flüsterte Akuna und sah mich mit ängstlichen Augen an.
Mein Körper begann plötzlich zu zittern und ich spürte eine merkwürdige Kraft in mir aufsteigen.
Dieses Chakra... ich kenne es! Das habe ich schon einmal gespürt, bei dem Kampf gegen diesen Taki-Nin, dachte ich verwundert und mir fielen wieder diese riesigen Augen ein, eines schwarz und violett, das andere blutrot.
Diesmal zögerte ich nicht, die fremde Kraft zu benutzen, weil wir uns wirklich in einer gefährlichen Situation befanden.
Vorsichtig ließ ich das starke Chakra in meine Hände fließen und durchtrennte damit die Fesseln. Unauffällig rückte ich ein Stück näher zu meiner Freundin und zeigte ihr kurz meine freien Hände. Ihre Augen weiteten sich.
"Takami, wie..?", wollte sie fragen aber ich bedeutete ihr, still zu sein. Akuna schob mir ihre Hände hin und ich durchtrennte vorsichtig das Seil, um sie nicht zu verletzten.
Als ich fertig war, blickte sie mich immernoch zweifelnd an.
"Auf drei rennen wir raus, der Eingang ist gleich da drüben", erklärte ich, auch wenn ich selbst nicht wirklich glaubte, dass es so einfach klappen würde und auch meine Freundin sah mich skeptisch an.
"Nagut. Eins... zwei... drei!", flüsterte ich und gleichzeitig sprangen wir auf. Überrascht riefen die Männer durcheinander, was wir ausnutzten, aber als wir fast am Ausgang waren, stellte sich uns der große Ninja von vorhin in den Weg, er hielt ein Messer mit breiter Klinge in der Hand und grinste schelmisch.
"Nichts da! Das war's dann wohl mit euch!", rief er und hob die Waffe.
Aber in dem Moment, in dem er uns den tödlichen Schlag geben wollte, schlängelte sich etwas von hinten um seinen Körper und riss ihn ruckartig zu Boden. Verwundert blinzelte ich zu ihm hinunter; seine Brust war voller Sand.
Gaara!, dachte ich freudig überrascht und als ich aufblickte, stand er vor mir, mit ausgestreckter Hand und unseren anderen Teamkameraden hinter sich.
"Takami, Akuna! Geht's euch gut?", rief Yugi mir zu und ich nickte, bevor ich mich wieder umdrehte. Es waren schließlich immernoch an die 20 andere Ninjas in der Höhle, die jetzt mit wütendem Geschrei auf uns zu rannten. Als ich mich grade in Kampfstellung begeben wollte, spürte ich eine Hand an der Schulter.
"Lass mich das machen", murmelte Gaara leise und ich warf ihm einen kurzen Blick zu, bevor ich nickte, dann ging ich ein paar Schritte zurück zu den anderen. Rino fragte nochmal eindringlich ob es mir gut ginge, was ich mit einem Nicken bestätigte.
Ich beobachtete Gaara ganz genau. Eigentlich bewegte er sich nicht wirklich, nur seine ausgestreckte Hand zuckte immer mal wieder hin und her.
Einen nach dem anderen warf er die Gegner zu Boden und machte sie kampfunfähig, was mich ein wenig erleichterte. Einerseits war es schrecklich für mich, Menschen sterben zu sehen -eine Auswirkung des Traumas, welches ich bei der Zerstörung von Kirigakure bekommen hatte- und andererseits war es praktisch, da wir sie dann festnehmen und zum Dorf bringen konnten.
Schon nach ein paar Minuten lagen alle feindlichen Gegner stöhnend und verwundet auf dem Boden. Ich wollte nach vorne gehen, um Gaara zu danken aber jemand hielt mich zurück. Als ich mich umdrehte sah ich Bakis besorgtes Gesicht.
"Warte", meinte er nur und ich blickte verwirrt wieder zu Gaara. Er sah nicht aus, als wäre der Kampf vorbei.
Plötzlich hob er wieder die Hand und einer der Ninja wurde hochgehoben und eingewickelt. Er keuchte panisch und zappelte, doch das brachte nichts.
"Trauerzug der Wüste."
Auf einmal explodierte der Sand mit dem Körper darin und ein roter Regen ergoss sich auf unsere Köpfe.
Blut. Der Ninja war verschwunden. Entsetzt starrte ich Gaaras Rücken an
Warum macht er das? Die Gegner sind doch besiegt!
Jetzt trat Baki einen Schritt vor.
"Hör auf Gaara, es reicht!", sagte er streng aber Gaara beachtete ihn nicht und wandte das Jutsu bei dem nächsten Gegner an. Mit pochendem Herzen beobachtete ich das blutige Schauspiel.
Ein Mann nach dem anderen starb hier vor meinen Augen und die rote Flüssigkeit, die in meinen Haaren klebte, ließ mich verängstigt zittern. Wenn das so weiter ginge, würde ich langsam aber sicher durchdrehen.
Mittlerweile hatte Gaara schon fast die Hälfte der Ninjas getötet und ich hielt es nicht mehr aus.
Mit einem Wimmern stürzte ich mich von hinten auf Gaara und schlug unter Tränen auf ihn ein.
"Hör auf Gaara, bitte!", jammerte ich aber eine Ladung Sand rammte mich heftig gegen die Brust und schleuderte mich gegen die Wand. Ich keuchte auf und verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse.
Zitternd stand ich wieder auf.
Ich konnte das einfach nicht zulassen! Abermals wollte ich auf Gaara zulaufen aber diesmal hielt mich der Sand schon früher auf. Mit einer enormen Kraft drückte er mich am Hals gegen den Stein und ich schnappte panisch nach Luft.
Gaara stand jetzt mit beiden Armen ausgestreckt da, einen zu mir und einen zu den Gegnern, doch er sah mich nicht an. Verzweifelt kämpfte ich gegen den Sand an, da mir langsam wirklich die Luft wegblieb, aber er war viel zu stark. Mir wurde schwindelig und immernoch schlachtete Gaara die Ninjas vor meinen Augen ab. Ich hörte Akunas und Yugis entsetzte Rufe und Baki brüllte Gaara an:
"Gaara, hör auf! Du bist nicht mehr bei Verstand, merkst du überhaupt was du tust? Du bringst sie noch um wenn du dich nicht unter Kontrolle kriegst!"
Als ich schon anfing, Sterne zu sehen, drehte Gaara seinen Kopf zu mir und der Blick seiner Augen traf mich wie ein Schlag. Das linke war blau, wie immer, aber das andere war schwarz mit einer sandfarbenen Pupille. Auch seine Haut wurde langsam dunkler und ein irres Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Ich bekam nun endgültig keine Luft mehr.
Meine Augen verdrehten sich und Gaaras belustigtes Grinsen war das Letzte, was ich sah, bevor ich von tiefer Schwärze umfangen wurde.

How to Love a Demon  [Sabaku no Gaara]Where stories live. Discover now