215. Hundeblick

32 2 0
                                    

Kuzan schlenderte durch den Wald und irgendwie war ihm nach einem Nickerchen. Auf der Suche um ein geeignetes Plätzchen zu finden, blieb er verdutzt stehen. Vor ihm war ein nettes, kleines Häuschen, die Fassade in einem zarten Gelb gehalten, von welchem sich die blauen, hölzernen Fensterläden samt Tür klar absetzten und mit einem strohgedeckten Dach. So gepflegt, wie es aussah, musste es wohl bewohnt sein, weswegen er beschloss, zu klopfen. Eine ältere Frau öffnete ihm, die weißen Haare provisorisch hochgesteckt und sie hatte ein abgetrageneres Kleid in grün an. "Oh! Besuch.", lächelte sie freudig. "Kommen Sie doch. Kommen Sie rein.", zog sie ihn auch direkt in den Flur und schloss die Tür wieder.

Im Inneren war es eher düster, von den Decken hingen Kräuter, um dort zu trocknen. Die Frau schob ihn nach rechts in ihr kleines Wohnzimmer und ging selbst zur anderen Seite, wo auch bereits ein Kessel pfiff. Kurz darauf stellte sie dem ehemaligen Marine einen Tee vor die Nase und setzte sich mit ihrer eigenen Tasse ihm gegenüber in den Sessel. "Mein Name ist Kuzan.", stellte er sich vor. "Das interessiert mich nicht.", winkte sie ab, "Namen sind Schall und Rauch. Von Menschen erfunden, um Personen und Dinge zu benennen, damit sie jene auseinander halten können." Überrascht blieb der Mann erstmal stumm, wusste nicht so recht, was er sagen sollte. "Erzähl mir doch von deinem Leben.", lächelte sie ihm freundlich zu. So tat er das und war dabei ziemlich gründlich. Bis zum Abend verbrachte die alte Dame damit, ihm zuzuhören und sie genoss es sehr.

"Und wieso wohnen Sie hier so weit weg von der Stadt und das auch noch alleine? Ich möchte nicht unhöflich sein, aber die Jüngste sind Sie ja nicht mehr.", lächelte Kuzan. "Ach Papalapap. Jeder soll so reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, Jungchen.", wedelte sie mit ihrer Rechten umher. "Es ist lange her, dass meine Vorfahrin hier auf die Insel kam. Sie hat einer Legende nachgejagt, wenn man es denn so nennen will. Hier soll mal eine Frau gelebt haben, die unglaubliche Macht besaß, die über jegliche Vorstellungskraft weit hinaus ging. Sie war angeblich wunderschön und hatte ein betörendes Wesen. Das war allerdings, selbst damals, schon sehr lange her. Viele Jahre hat sie die Insel gesucht, hatte sie ja nur mal eine knappe Erwähnung in einem Buch gelesen, doch schließlich kam sie hier an und blieb. Nach und nach fand sie heraus, dass es einen Fluch geben sollte und wollte dem auf den Grund gehen. Laut den Gerüchten hieß es, dass man ewig leben sollte, wenn man etwas von dieser lange verstorbenen Frau stahl und nie mehr hier weg könne. Nun... Die Jahre vergingen und meine Ahnin verliebte sich, doch die Bewohner hier mieden sie allesamt, bis auf diesen einen Mann eben. Sie bekam ein Kind und als das Mädchen vierzehn war, starb die Mutter plötzlich. Es war wohl kein natürlicher Tod.", blickten ihn die grauen Augen ausdruckslos an. "Möglich wäre, dass es der Fluch war. Klar, es ist etwas ganz anderes passiert, als eigentlich sollte, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass beides miteinander zusammenhing.", stand sie auf.

Die Dame ging zu einer Kommode, die sie öffnete und etwas heraus holte. "Vergeudet nicht eine Sekunde.", drückte sie ihm ein Säckchen in die Hand. "Denn euch bleibt keine Zeit mehr. Ihr müsst hier weg, so schnell ihr könnt, sonst werdet ihr es bereuen.", meinte sie dunkel. Irritiert schaute er in den kleinen Sack. "Ein Port.", stellte er überrascht fest. "Ein aufgeladener Port.", berichtigte sie ihn. "Wie ging die Geschichte des Mädchens weiter?", wollte er interessiert wissen. "Sie lebte in dem kleinen gelben Haus im Wald, so wie vorher auch ihre Mutter. Die Natur dort bot einem alles, was man braucht und so war sie versorgt. Die Jahre vergingen, sie wurde alt und runzelig. Eines Tages kam ein Pirat vorbei, dem sie ihren kostbarsten Besitz schenkte. Es war ein Port, mit dem er und seine Kameraden von der Insel entkommen konnten.", lächelte sie ihn geheimnisvoll an. Ungläubig schaute er sie an und hielt es im ersten Moment für einen Scherz, doch irgendwas sagte ihm, dass die Alte die Wahrheit sprach. "Kommen Sie mit uns weg von hier.", griff er sie sacht an der Schulter. "Nein, Jungchen.", schüttelte sie den Kopf. "Ich wurde hier geboren und werde auch hier sterben. Lange bleibt mir auf dieser Welt ohnehin nicht mehr.", lächelte die Dame. "Aber du könntest mir einen Gefallen tun.", bat sie dann. "Was ist es denn?", erkundigte sich Kuzan. "Du darfst niemandem auch nur ein Wort über mich sagen, solange ihr noch auf der Insel seid.", wurde ihre Mimik kühl und ernst. "Ich verspreche es Ihnen.", nickte er bereitwillig. "Dann geh jetzt.", schob sie ihn auch schon in Richtung Tür. "Und beeil dich.", sagte sie mit Nachdruck.

"Ja, bitte?", reagierte Seren auf das Klopfen, nachdem sie Ace schnell wach gerüttelt hatte. Kuzan kam rein. "Aokiji, was können wir für dich tun?", wollte sie überrascht wissen. "Wir müssen reden.", schloss er direkt die Tür hinter sich. Da er erst spät in der Nacht zurück gewesen war, hatte er beschlossen, bis zum Morgen zu warten. "Wir können endlich hier weg.", lächelte er zufrieden. Auf ihren fragenden Blick hin, reichte er ihr das Säckchen, welches sie auch sogleich öffnete. "Wo hast du den denn her?", hauchte die Blondine. "Das darf ich dir nicht sagen. Jetzt noch nicht.", sagte er ernst. "Und wieso nicht?", wollte Shiroi wissen. "Ich habe es versprochen. Sobald wir Segel gesetzt haben, werde ich euch alles erklären.", versicherte der ehemalige Marine. "Gut. Dann lasst uns mal...", wollte sie schon aus dem Bett steigen. "Warte mal, Süße.", hielt ihr Mann sie am Handgelenk fest. "Heute Abend ist doch die Feier. Lass uns doch noch so lange bleiben.", bat er mit einem Hundeblick. "Käpt'n, das ist eine schlechte Idee.", warf der Schwarzhaarige ein. "Siehst du jetzt auch schon Gespenster?", verdrehte der Angesprochene die Augen. "Ich bitte euch, was soll uns denn hier passieren?", schaute Shiroi die beiden zweifelnd an. Da konnte Kuzan dann auch nichts zu sagen, denn ihm fiel kein Szenario ein, das ihnen tatsächlich gefährlich werden könnte. Seren hatte die Stirn kraus gelegt. "Na gut, einverstanden.", nickte sie langsam. "Aokiji, du bringst den Port auf die Moby. Sie sollen keinem etwas sagen und wir drei behalten das auch für uns. Morgen früh legen wir dann ab.", beschloss die Blondine. "Aye.", nickte er und ging. "Klasse.", grinste ihr Mann breit und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

Flamme der Freiheit Teil 2 🗸Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt