258. Suggestion

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"Als ich damals auf die Moby Dick kam, war ich froh, dass mein Dad mich aufnahm. Kurz darauf wurde ich zur Kommandantin und war auch dafür dankbar. Das sind Dinge, die ihr alle wisst..." Seren atmete durch und war sich nicht recht schlüssig, ob sie nun das Richtige tat. "An mir haben damals echte Zweifel genagt. Klar, ich kannte das Leben auf See ein klein wenig, weil ich davor schonmal wo mitgesegelt bin, aber das konnte unmöglich ausreichen, um eine Division zu leiten. Mir war völlig bewusst, dass meine Brüder, auch wenn sie mich herzlich aufgenommen hatten, mich in keinster Weise respektierten." Verdattert starrten die Piraten sie an. "Ich habe diese Dinge mit mir selbst ausgemacht und habe getan, was in meinen Möglichkeiten stand, um mir ihre Anerkennung zu verdienen. Ob es nun darin bestand, dass ich unserem Koch in der Kombüse zur Hand gegangen bin, mit Marco Papierkram gemacht habe oder für Nakama die Nachtwache übernahm, wenn es ihnen schlecht ging. Dad meinte einmal zu mir, dass ich ein bemerkenswertes Talent dafür hätte, Leute von mir zu überzeugen. Im Nachhinein scheint er damit richtig gelegen zu haben. Der Tag seines Todes war der schwärzeste in meinem Leben und ich kann mir auch keinen schlimmeren vorstellen. Nein! Ich werde es nicht zulassen, dass irgendwas in der Richtung nochmal vorkommt.", zog sie angespannt die Brauen zusammen.

"Als ob das nicht schon alles zuviel für mich gewesen wäre, kam dann auch noch seine Bitte dazu, dass ich Kapitänin werden solle, die wir aus einem Brief erfahren haben. Niemand in diesem Raum kann sich vorstellen, was das für Selbstzweifel in mir geweckt hat. Diese Stimmen, die immer wieder durch meinen Kopf hallten, sobald es leise wurde, waren unerträglich. Auf der anderen Seite würde ich sonst wohl nicht hier stehen. Zuerst glaubte ich, dass ich da alleine durch muss und wieder haben, von meinem Dad geschriebene, Worte mich erreicht, die mir halfen, meine Sichtweise zu ändern. Die Gespräche mit seinen ehemaligen Verbündeten führte ich vermeintlich, weil ich die Familie zusammenhalten wollte, was natürlich ein wesentlicher Grund war. Doch wieso stehe ich nun heute hier vor euch?

Ihr habt ihn erlebt. Ich rede von Blackbeard. Knapp zweitausend Mann Besatzung mag viel erscheinen, ist es aber nicht, wenn man solch ein Ungeheuer zum Gegner hat. Ich will euch nicht bitten, mit uns gegen Teach in den Kampf zu ziehen. Das Recht habe ich nicht. Ich biete euch an, euch mit Männern und Frauen zu unterstützen, damit ihr euer Ziel erreicht, denn es überschneidet sich mit einem von unseren. Ihr seid schon so viele Jahre auf einem Weg und besitzt die Informationen, die man braucht, damit es möglichst wenige unschuldige Opfer gibt. Leben bedeutet immer eine Möglichkeit, denn wir alle können wählen, und der Tod beendet alles lediglich. Lasst uns einander helfen, den Menschen zu helfen, die es alleine nicht können. Es müssen nicht noch mehr sterben, wenn wir es klug anpacken. Mein Dad hat immer gesagt, 'Wir sind alle Kinder des Meeres' und wenn ich mir diesen Satz durch den Kopf gehen lassen, stimmt er doch auch. Wir sind alle Menschen und haben es verdient, ein Leben zu führen, dass uns glücklich macht und gleichzeitig unsere Herzen erfüllt.", schloss sie die Augen und atmete tief durch. *Jetzt oder nie!*

Entschieden drehte sich die Blondine zu Dragon und hielt ihm die Hand hin. Der Mann ließ seinen Blick durch den Raum schweifen und musterte sie dann, bis er an ihren Augen hängen blieb. Da war wieder die Entschlossenheit, die Ivan vorhin meinte und die zugegebenermaßen auch ihm imponierte. Weder Ehrgeiz noch die Hoffnung auf Ruhm trieben Seren an, das war ihm klar geworden. Ihr ging es wirklich darum, Anderen zu helfen und für Schwächere einzustehen. Wenn sie alles tatsächlich schaffen würde und er hätte samt den restlichen Revolutionären mit den Händen im Schoß abgewartet, könnte er sich das niemals verzeihen. Sie hatte hier gerade Dinge offenbart, welche selbst die Piraten, ja sogar ihren Mann, überrascht hatten. Man konnte ihr Talent tatsächlich nicht von der Hand weisen, dachte er innerlich grinsend und wandte seinen Blick erneut ihr zu. Überzeugt ergriff er ihren Unterarm und die Hand der Blondine schloss sich ebenfalls um seinen.

Am Abend wurde draußen gefeiert und die Stimmung war ausgelassen. Hope wurde von Marco auf dem Schiff, weitab von dem Trubel, begluckt. "Dragon, bevor ich das noch vergesse, du solltest da was wissen.", schaute Seren ihn vielsagend an. "Was könnte das wohl sein?", lächelte er leicht. "Sabo und Koala...", setzte sie an und hielt kurz inne. "Die beiden lieben sich und sind zusammen.", sagte sie schnell und griff zum Glas. Der Chef der Revolutionäre starrte sie ausdruckslos an und sie beschlich da allmählich das Gefühl, als könnte ihr Bruder mit seinen Befürchtungen doch recht haben. "Koala! Sabo!", hob er die Stimme. Man erkannte ganz klar, wie das Paar blass wurde, denn ihnen dämmerte sofort, dass er es wusste. "Ist das wahr?", fragte der Schwarzhaarige ernst. Der Generalstabschef schaute dezent panisch zwischen seinem Vorgesetzten und seiner Freundin umher, wobei er zwischendurch seine Schwester mit einem finsteren Blick bedachte. Seren tat es direkt leid, hatte sie es doch nur gut gemeint. "Ja, Dragon.", brachte er zerknirscht heraus. War es bis jetzt mucksmäuschenstill gewesen, hielten nun alle die Luft an und man konnte die Spannung bald greifen. Gerade wollte der Tätowierte wieder das Wort ergreifen, als die Blondine es ihm auch schon abschnitt. "Nun sei mal nicht so.", legte sie ihm beschwichtigend eine Hand auf dem Arm. "Manchmal muss man mit Altem brechen, um dem Neuen eine Chance zu geben.", warf sie ihm ein entwaffnendes Lächeln zu. Verdutzt erwiderte er ihren Blick und stellte fest, dass sie für ihr Alter wirklich gut war in Wortwahl und Suggestion von Dingen. "Dann haben wir scheinbar einen weiteren Grund, zum feiern.", befand er und hob sein Glas. Die Anspannung fiel von Koala und Sabo ab, während die restlichen Anwesenden in fröhliches Stimmengewirr verfielen.

Flamme der Freiheit Teil 2 🗸Donde viven las historias. Descúbrelo ahora