„'Weißt du, ich hab dich gesucht', stottert sie nervös vor sich hin."

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Als ich aufwache, bewegt sich etwas unruhig neben mir. Ich stütze mich auf einen Ellenbogen und erblicke eine wunderschöne, schlafende Hermione neben mir.

Ich muss einfach lächeln bei dem Anblick. Sie hat sich zusammengerollt und die Haare liegen ausgebreitet, wie ein Fächer, hinten um ihren Kopf. Ihre Lippen sind zu einem kleinen Lächeln verzogen und die Wimpern werfen Schatten auf ihre Wangen.

Ich kann den Blick nicht von ihr abwenden. Wer könnte das in diesem Augenblick? Sie sieht wunderschön aus.

Ich hätte gestern in meinem Zimmer herum springen können, vor Freude, als sie hereinkam, nachdem ich ihren entsetzen Gesichtsausdruck gesehen hatte. Ich hatte hören können, wie ihr Herz schlug, als sie neben mir lag und einschlief. Wie lange konnte ich einfach nur da liegen und denken, wie wunderbar es ist, zu wissen, dass sie neben mir liegt.

Sicher, bei mir. Ich würde mein Leben für sie geben. Jetzt da ich weiß, wie viel sie mir bedeutet und wie viel ich verloren habe.

Plötzlich fängt sie an sich zu bewegen, sie hat offenbar gemerkt, dass ich aufgewacht bin, sie kuschelt sich an meine Brust und ich sehe verdutzt zu wie sie ihr Gesicht in meine Halsbeuge drückt.

„Granger?" meine Stimme klingt rau. Ich versuche es erneut. „Granger?"

„Hm?" antwortet sie leise und es klingt wirklich total niedlich.

„Granger!" sage ich erneut. Sie drückt sich noch enger an mich. „Wir sollten aufstehen", bringe ich heraus und meine Stimme klingt wieder rau und ich setze mich auf.

Sie schreckt auf und blickt mich an.

„D - Malfoy!" sagt sie überrascht und erschreckt. Ich zucke innerlich zusammen, als ich die Panik in ihren Augen flackern sehe.

„Ja, Granger, so heiß ich und es ist bereits sieben Uhr und der Unterricht beginnt in ein paar Minuten", teile ich ihr ruhig mit und sehe wie sich ihr Gesichtsausdruck von Überraschung in Ärgernis verwandelt. Ich erkenne aber gleich, dass es kein Ärger auf mich ist, sondern Ärger auf sich selbst.

„Mist", stöhnt sie und ich muss unwillkürlich lachen. Das ist sie, die Hermione die ich kenne, das Mädchen, das sich ärgert zu spät zum Unterricht zu kommen. Nicht das Mädchen, das nachts vor Angst schreiend aus ihren Albträumen aufwacht.
Sie dreht sich zur Tür und will hinausgehen, da frage ich schärfer als beabsichtigt:

„Granger?"

Sie dreht sich um. Besorgt, was jetzt kommt.

„Keine Albträume?" frage ich sanft, um den scharfen Ton wieder wett zu machen.

Sie lächelt und nickt dankbar, während sich ihre Wangen röten.

„Gut", erwidere ich erleichtert. Ich stehe nun auch auf und werfe Hermione noch einen Blick zu. Sie ist im typischen Gryffindor Stil gekleidet. Das schwarze Top, dass sie trägt, reicht knapp bis auf den Bund der weinroten Shorts und zeigt ziemlich viel Haut. Sie ist über die zwei Jahre so viel erwachsener geworden. Merlin wie ich sie immer vermisst habe. Manchmal, als monatelang keine Berichte kamen, wo sie sich gerade mit Potter und Weasley aufhielt, hatte ich schreckliche Angst, und so tat es mir umso mehr weh, sie leiden zu sehen. Als sie die Tür hinter sich schließt, merke ich erst dreißig Sekunden später, dass ich die Türe noch immer angelächelt habe. Ärgerlich schüttele ich den Kopf über mich selbst.

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Nachdem Hermione mir die Nase fast gebrochen hatte und sie anschließend geheilt hatte, gehen wir zusammen aus unserem Turm. Sie entschuldigt sich nochmal mehrfach und ich mache jedes Mal einen wegwerfenden Kommentar. „Hätte doch jedem passieren können", und bringe sie so zum Lachen. Verzückt sehe ich sie von der Seite an. Dieses Lachen was ich seit über Fünfhundertvierundreißig Tagen nicht mehr gesehen habe... es ist immer noch bezaubernd.

Als wir an den ersten Schülern vorbei kommen, bleibt sie zögernd stehen und meint: „Oh... ähm ich hab was vergessen, ich komm nach - geh schon mal vor!"

Ich lasse mir nichts anmerken, aber ich weiß sehr wohl, dass sie nichts vergessen hat. Hermione Granger vergisst nichts.

Außerdem hat sie ihre Tasche mindestens dreimal überprüft. Und selbst wenn, würde sie jetzt nichts anhalten, wo der Unterricht seit einer Viertelstunde begonnen hat.

Nein, sie hält es einfach nicht für klug, dass wir zusammen gesehen werden.

Knapp nickend gehe ich weiter und höre wie sich ihre Schritte entfernen. Sie hätte es mir ja auch einfach sagen können.

Mit zusammen gebissenen Zähnen und bitterer Enttäuschung die mir wahrscheinlich anzusehen ist gehe ich zum Büro meines Hauslehrers. Wo soll ich auch sonst meinen Stundenplan herbekommen.

Ich hasse mich dafür, dass ich mir unbewusst wirklich Hoffnungen gemacht habe, dass sie mich noch liebt. Nur weil ich ihr gegen die Albträume geholfen habe, heißt das doch noch lange nicht, dass ich sie zurückgewinne mit fast spöttischem Lächeln komme ich vor Slughorns Büro an.

Ich klopfe und werde mit einem „Herein" eingelassen.

„Ah, Draco! Schön, dass Sie vorbei schauen, habe mich schon gewundert, wieso Sie nicht beim Frühstück waren..." er zwinkert. „Waren beschäftigt, nicht wahr?"

Ich setze eine unbewegte Miene auf und stelle mich vor den Bürotisch hinter dem der Professor sitzt und Tee trinkt. Er stellt die Teetasse ab und wühlt in einem Papierstapel auf seinem Tisch.

„Ah, hier Ihr Stundenplan! Viel Spaß im Unterricht! Und, richten Sie Miss Granger meine besten Wünsche aus!" setzt er mit verschwörerischen Grinsen hinzu.

„Vielen Dank, Professor." sage ich nur steif und gehe aus dem Raum.

Ich schaue auf den Stundenplan. Na toll, Geschichte der Zauberei. Wer braucht den Scheiß!?

Der Gedanke, einfach zu schwänzen kommt mir so verlockend vor, dass ich ihm einfach nachgebe und mich stattdessen in der Bibliothek verstecke.

Ich setze mich auf ein Fensterbrett und versuche mich so gut es geht hinter einem der langen roten vorhängen zu verstecken, während ich aus dem Fenster starre und überlege, wie viel Obliviatezauber man mir auferlegen müsste, damit ich Hermione vergesse. Aber ich denke es würde nicht funktionerien, ohne dass man mein ganzes Dasein löschte, zu viele Gedanken sind mit dem Mädchen verwoben.

Es gelingt mir beinahe unentdeckt zu bleiben, da höre ich plötzlich eine leise sanfte Stimme neben mir.

„Draco!"

Ich schnelle herum, in der wilden Hoffnung, dass es Hermione es ist, doch ich blicke in ein Paar dunkelgrüne Augen, anstatt in das erhoffte braune.

„Oh, Hey, Astoria", sage ich leicht enttäuscht, setze aber ein Lächeln auf. Die Sechstklässlerin schaut mich erfreut an, da ich ihren Namen weiß und blinzelt mit ihren langen braunen Wimpern.

„Was machst du hier? Du hast doch jetzt eigentlich Unterricht..."

„Keine Lust", weiche ich aus.

„Kenn ich", sie lacht.

Wir schweigen beide.

„Weißt du, ich hab dich gesucht", ich ziehe die Augenbrauen hoch, als sie nervös vor sich hinstottert. „Ich wollte fragen, ob wir vielleicht beim nächsten Hogsmead Wochenende zusammen hingehen können." Ich schaue sie mit zusammen gebissenen Zähnen an. „ich meine, nur als Freunde!" fügt sie deshalb schnell hinzu. Nur als Freunde, das ist der beschissenste Satz den ich je gehört habe.

„Gerne", presse ich hervor, ganz meinen Manieren zum Opfer gefallen. Ich kann ja schlecht nein sagen... abgesehen davon habe ich eh niemand anderen, mit dem ich hingehen könnte.

„Gut", sie scheint erleichtert. „Wir treffen uns dann unten in der Eingangshalle?"

„Ja, klar", gebe ich müde zurück.

„Bis dann!" sagt sie und strahlt.

„Jaah..."

Hatelight - Draco&Hermione//Teil II *complete*Where stories live. Discover now