„Ob die wohl aus Diamant sind?"

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„Hallo, Klasse. Ich bin Kingsley Shacklebolt." sagt der dunkelhäutige Magier mit seiner ruhigen, tiefen Stimme, als er sich vorne an die Tafel stellte. Jeder kennt den Auroren. „Wie ihr vielleicht schon mit bekommen habt, unterrichte ich ab heute das Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Ich erwarte immer eure volle Aufmerksamkeit. Ich werde alles verständlich erklären, doch sehe ich es nicht ein, es öfter zu erklären als nötig. Und jetzt bitte immer zu zweit, Zauberstäbe bereit und packt eure Bücher aus."
Alle befolgen seine Anweisungen und gleich darauf stehen alle in Paaren herum. Alle außer mir. Toll. Wieder mal eine Außenseiterin. Ich warte darauf, dass der Professor das bemerkt und stelle mich solange neben Harry und Ginny, die natürlich zusammen arbeiten
„Haben alle einen Partner? - Oh Miss Granger, nun... Sie arbeiten mit mir. Kommen Sie her." Er winkte mich zu sich.
Na toll. Obwohl, so schlecht hat es mich jetzt doch nicht getroffen.

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Nach dieser Unterrichtsstunde, bin ich total aufgedreht. Kaum kann ich es erwarten, die Hausaufgaben zu machen, so sehr interessiert mich das Thema, das er heute mit uns begonnen hat. Professor Shacklebolt ist alles, was ein guter Lehrer sein muss. Man könnte sogar sagen, dass er alle guten Eigenschaften besitzt, die die Lehrer vor ihm hatten. Severus Snapes, scharfe Zunge. Dolores Umbrigdes Forderung für „Disziplin und Ordnung" (sofern das eine gute Eigenschaft sein kann). Alastor Moodys Verfolgungswahn, wenn auch nicht ganz so paranoid. Remus Lupins Geduld. Gilderoy Lockharts Charisma. Quirinius Quirrells Sachlichkeit.
Professor Shacklebolt hatte uns verschiedene neu entwickelte Zauber und Flüche erklärt. Einige davon waren sehr nützlich. Darunter war ein Ortungszauber, mit dem man verlorene Gegenstände oder Personen finden konnte. Speziell zu diesem Zauber sollten wir einen Aufsatz schreiben bis zur nächsten Stunde. Das ist eine der normalsten und besten Hausaufgaben die wir in Verteidigung gegen die dunklen Künste je hatten.
Zufrieden mache ich mich auf den Weg zum Mittagessen.
In der Eingangshalle treffe ich auf Ginny, die Hand in Hand mit Harry den Gryffindortisch in der großen Halle anstrebt.
Ginny redet fröhlich darüber, wie toll die Halloweenparty vor zwei Tagen doch war und Harry stimmt ihr zu während ich schweigend mein Mittagessen esse.
Der Tag verläuft weitgehend ereignislos und so sitze ich abends, als wäre alles total normal auf einem der roten Sofas oben im Turm und mache meine Hausaufgaben.
Plötzlich klopft eine Eule ans Fenster. Ich kenne diese Eule nicht. Sie ist ziemlich unauffällig, ein schwarzer Waldkauz, und klopft mit solcher Hartnäckigkeit, aber auch irgendwie mit ein bisschen Eleganz ans Fenster, dass ich erst mal nicht reagiere. Doch schließlich stehe ich doch auf und öffne das Fenster. Der Kauz rauscht an mir vorbei uns Zimmer und macht es sich auf der Sofa lehne gemütlich, während er mir sein Bein entgegen streckt.
Von wem der Brief wohl ist? Immerhin ist er nicht zur Frühstückszeit gekommen.
Naja, ich werde es herausfinden, wenn ich in öffne.
Genau das tue ich und ich bereue es.

Dreizehnter November. Beim Manor. Sonst stirbt er.

Es ist kein normaler Brief. Es sind sieben Wörter ohne Begrüßungs - oder Abschiedsworte und trotz der gedruckten Buchstaben, weiß ich von wem er kommt. Und ich weiß, wenn ich den Befehl nicht befolge, werde ich es noch mehr bereuen.
Tränen treten mir in die Augen. Was soll ich tun? Ron sterben lassen? Selbst sterben? Jemanden anderen vorschicken? Es schmerzt Ron in seiner Gefangenschaft zu wissen. Es ist so unglaubhaft. Ich habe ihn doch getötet, oder nicht?
Anscheinend nicht. Ich habe also umsonst immer diese schrecklichen Träume gehabt in denen ich doch tatsächlich Schuldgefühle hatte. Für den Jungen der meinen besten Freund ermorden würde.
„Hermione?" erklingt die sanfte fragende Stimme von Draco dicht hinter mir.
Ich drehe mich erschrocken um, zerknülle den Brief schnell und verstecke die Hand hinter dem Rücken.
„Draco!" gebe ich atemlos zurück.
„Was ist das?" fragt er und zeigt auf den Briefumschlag und die Eule auf dem Sofa.
„Ein Brief und eine Eule", sage ich ausweichend und scheuche die Eule aber aus dem Fenster. Den mit feinsäuberlicher Handschrift an mich adressierten Brief - wieso hat er sich die Mühe gemacht, das erst auszudrucken und dann doch per Hand zu adressieren?! - habe ich auf und lege ihn in eines meiner Schulbücher.
„Aha", misstrauisch schaut er mich, doch sogleich schleicht sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen. „Mir ist eingefallen, ich habe dir gar nichts auf Geburtstag geschenkt und habe etwas für dich besorgt." Er zieht ein kleines weißes Kästchen aus seiner Tasche.
„Aber mein Geburtstag ist doch schon so lange her..." gebe ich zu bedenken.
„Mir doch egal. Dann schenke ich es dir eben nur so. Wenn du willst kann ich es auch wieder zurückgeben."
„Nein nein, so war das nicht gemeint. Es ist nur mein Geburtstag ist über drei Wochen her und groß gefeiert habe ich meinen neunzehnten Geburtstag auch nicht."
„Solltest du aber. Man wird nur einmal neunzehn", grinst er.
Ich lächele schwach zurück und das Blatt in meiner Hand hinter meinen Rücken, wird feucht, als meine Hände anfangen zu schwitzen.
Er darf den Brief auf keinen Fall sehen. Wer weiß, was er dann machen würde. Denke ich panisch.
Fragend sehe ich ihn an.
Wie werde ich dieses Blatt so schnell wie möglich los? Frage ich mich panisch
Draco streckt mir das Kästchen entgegen. „Mach einfach auf." lächelt er, als wäre der Streit von gestern vergessen.
Gut, dann mach ich da einfach mal mit, aber zuerst muss ich den Scheiß loswerden.
„Avanescunt!" flüstere ich panisch und hoffe, dass der Zauber trotz des fehlenden Stabes funktioniert.
„Was ist?" fragt Draco verwirrt.
„Nichts", atme ich erleichtert auf, als ich das Papier nicht mehr zwischen meinen feuchten Händen fühle. Ich greife nach dem Kästchen und lächele Draco einfach zu.
Es ist klein genug, als das ich es einfach hätte in meiner Hand verschwinden lassen können und trotzdem erstaunlich schwer. Vorsichtig löse ich das darum herum gebundene Satinbändchen in zartem blau und klappe das Kästchen auf.
Darin sehe ich auf weißem Samt gepolstert eine zarte Kette. Ich folge dem glitzernden Silber und sehe am Ende ein kleines silbernes Medaillon. Der ovale Anhänger ist mit kleinen, filigranen Blumenranken verziert und in den jeweiligen Blumen glitzern kleine Splitter. Ob die wohl aus Diamant sind?
Meine vorige Panik, hat mich die Situation vollkommen vergessen lassen. Ich habe gar nicht richtig realisiert, dass Draco gerade dabei war mir ein Geschenk zu machen und jetzt halte ich diese wunderschöne - und zweifellos auch total teure - Kette in der Hand. Unwillkürlich treten mir die Tränen in die Augen.
Ich sehe Draco an. Die eine Hälfte seines Gesichts ist von dem Sonnenuntergang vor dem Fenster in ein orangenes Licht getaucht und sein eines sonnenbeschienenes Auge wirkt so als wären sie aus flüssigem Silber. Die andere Hälfte ist im Schatten, so kann ich nicht viel erkennen, außer das Draco mit ängstlich gespannt beobachtet.
„Gefällt sie dir?" wispert er schließlich und greift nach meiner Hand. Ich kann nicht antworten. Es ist so unfassbar. Vor etwa achtundvierzig Stunden hätte ich mich nicht einmal getraut mir so etwas vorzustellen. „Wenn sie dir nicht gefällt, kann ich sie auch zurückgeben... ich dachte nur vielleicht - "
Weiter kommt er nicht, denn ich habe ihn bereits stürmisch umarmt und küsse ihn voller Leidenschaft und Dankbarkeit.
Dankbarkeit für die Sicherheit die er mir gibt, die Hoffnung, dass doch alles gut werden könnte und, dass er mich alles andere um uns herum vergessen lassen konnte. Den kleinen Streit gestern, das noch immer offen stehende Fenster, meine Hausaufgaben die ich mit so viel Begeisterung begonnen habe und sogar den Brief und Ambroise der da draußen irgendwo auf mich wartet.

Hatelight - Draco&Hermione//Teil II *complete*Where stories live. Discover now