„'Wieso hast du ihn geküsst!?' fährt Draco mich an."

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Es ist ein ziemlich befriedigendes Gefühl, Draco Malfoy mal so richtig sprachlos, mit dem Kiefer auf dem Boden zu sehen.

Als ich Hand in Hand mit meinem Märchenprinzen durch die Geheimtür trete, ist allerdings Draco nicht der einzige der uns anschaut.
Aber es ist nicht dieses Starren, weil man etwas getan hat, oder man jemanden für verrückt hält, es ist eher ein sprachloses, bewunderndes Starren. Und zum ersten Mal fühle ich mich gut dabei, von so vielen angeschaut zu werden. Tatsächlich grinse ich.

Ich glaube nicht, dass irgendjemand wirklich erwartet hat, dass ich komme. Noch dazu in so einer Aufmachung. Das ist pure Revolution gegen den Frieden nach Voldemort, in schwarzer Reinblüterkleidung aufzutauchen. Wo ich noch dazu ein... naja Schlammblut bin. Offiziell gesehen.

Ich lasse meinen Blick lässig über die sich mir bietende Kulisse schweifen.

Der Gemeinschaftsraum ist etwa so groß wie der der Gryffindors, aber die Sofas und Sessel sind anscheinend in gemütliche Sitzecken und Tische verwandelt worden. In der einen Ecke steht eine Bar, an der Tracey Davis gerade lehnt und mit dem, mir unbekannten, Barkeeper flirtet. In der anderen Ecke ist ein DJ-Pult aufgebaut an dem ein Hufflepuff gerade einen neuen Song auflegt.

Ich schaue zu Steph auf und sehe ihn fragend an, dann die Tanzfläche, auf der bis vor kurzem nur Draco, Astoria und ein paar andere getanzt haben.

Er lächelt und zieht mich auf den schwarzen Boden vor dem DJ-Pult.

Immer noch lächelnd schlingt er seine Arme um meine Taille.

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Ich weiß nicht wie viel Uhr es ist, bestimmt schon nach Mitternacht, als ich mich an Steph geschmiegt auf der Tanzfläche wieder finde. Der Abend verlief ganz lustig, Steph hat mich immer mal wieder von der Tanzfläche herunter gezogen und mir etwas zu trinken aufgedrängt - alkoholfrei, selbstverständlich für mich.
Bis auf das Chaos, welches es gab, als Lavender Ron ihren Drink ins Gesicht schüttete, weil er mal wieder etwas total Ungehobeltes sagte, war es recht angenehm.

Nichts war förmlich, wie an dem Ball, alle lachten, tanzten hatten Spaß. Sogar Harry lachte viel mehr als sonst, bis er schließlich mit Ginny in sein Zimmer verschwand und einige ihnen hinter her pfiffen.

Luna und Neville sah man auch oft miteinander tanzen, wenn Luna auch darauf bestand, Nevilles Schlick-Schlupfe alle zehn Minuten wegzuscheuchen, weil er ja so viele von denen hatte. Die beiden sahen glücklich aus.
Draco und Astoria sah man meist gelangweilte Konversation betreibend irgendwo herum stehen - Astoria wahrscheinlich, weil Draco sie nicht zum Tanzen aufforderte, und Draco... ach keine Ahnung, auf jeden Fall hatte er einmal um halb elf oder so eine lautstarke Auseinandersetzung mit Blaise Zabini, in der die Wörter „Schlafen, Zu früh, Keine Lust, Lass mich" ziemlich oft vorkamen.

Blaise Zabini, den zweitgrößte Aufreißer der Schule, sah man komischerweise die ganze Zeit bei den Jungs rum stehen, nicht wie zu erwarten bei dem Trupp Mädchen, die mit ihren drei Meter dicken Make-Up-Schichten kichernd in einer Ecke standen und irgendwelchen Jungs schöne Augen machten, mit Wimpern, die Funken sprühten, wenn sie aufeinander trafen.

Als man Zabini allerdings um halb zwei betrunken an der Bar lehnend mit dem Barkeeper knutschen sah, klärte sich alles.

„Hab ich dir schon gesagt, dass du wirklich wunderschön aussiehst, wenn du so entspannt die Augen schließt?" fragt Steph leise und beugt sich zu mir herunter.

Lächelnd verneine ich und verschränke meine Hände in seinem Nacken um zu ihm aufschauen zu können.
Die grauen Augen blitzen fragend.

Bevor ich aber auch nur kapieren kann, was diese Augen mich fragen, senkt Steph seine Lippen auf meine und fährt mit den Händen von meinem, Rücken zu meiner Taille.

Es ist ein ungelenker Kuss und so bin ich froh, als er sich, nachdem ich mich nicht bewege und nur starr ins seinen Armen stehe, von mir löst. Seine Lippen schmeckten nach Alkohol und ich schiebe es einfach mal darauf, dass er ein bisschen angetrunken ist. Und Alkohol, macht wie man so schön sagt „mutiger".

Vorsichtig löse ich mich von ihm und entschuldige mich kurz.

Verlegen haste ich von der Tanzfläche und setze mich auf irgendeinen freien Platz. Ich bemerke leider nicht, die in weiß gekleidete Gestalt die mir folgt und mich bevor ich es realisiert habe gegen die Wand drückt und zwei schiefergraue Augen zornig blitzend in meine schauen.

„Wieso hast du ihn geküsst!?" fährt Draco mich an.

„Ich wüsste nicht, was dich das angehen sollte, geschweige denn interessieren."

„Warum es mich interessiert?" der Geruch von Whiskey dringt in meine Nase als er mich anzischt. „Darum!" er kommt näher und presst seine Lippen auf meine.

„Was soll das!" fahre ich ihn an und stoße ihn orientierungslos von mir. Tränen fangen an in meinen Augen zu brennen.

„Du wolltest eine Antwort."

„Das war keine Antwort. Das war ein ziemlich unschicklicher, unromantischer, nichts bringender Kuss!"

Das bringt ihn erst mal zum Schweigen. Fassungslos lässt er mich los und ich falle auf die Knie. Ich schließe die Augen und versuche die Tränen zurückzuhalten. War es nicht eigentlich das, was ich mir schon so lange gewünscht habe?

„Okay, na schön. Dann gebe ich dir jetzt eine Antwort!" ruft er. Einige der Umstehenden schauen beunruhigt zu Draco und mir.

„Es tut mir leid! Es tut mir alles so verdammt leid, was ich getan habe! Aber bitte", er senkt die Stimme ein wenig und kniet sich vor mich. „Ich liebe dich! Ich habe es immer getan. Wie könnte ich auch nicht, du bist eine der wunderbarsten Personen in meinem Leben die es gibt! Bitte verzeih mir... oder nein. Nein ich habe das gar nicht verdient. Eigentlich wollte ich das nur mal gesagt haben."

Ich falle. Ich falle in ein tiefes schwarzes Loch, als mir Draco mit seinen Worten den Boden unter den Füßen wegzieht. Die Schwärze droht mich zu verschlingen. Mit so wenig Wörtern kann man also meine Welt auf den Kopf stellen? Mich zum hemmungslosen Schluchzen bringen? Nur weil er das gesagt hat, was ich mir seit zwei Jahren wünsche?!

Und dann macht es klick und ich kann wieder klar sehen und alles gibt einen Sinn.

„Das ist ein Scherz!" kreische ich, lache hysterisch und will mich aufrichten. „Nein. Moment. Du bist einfach total dicht!"

„Ja vielleicht hast du recht, ich bin betrunken", lallt er nun, da er sich keine große Mühe mehr geben muss deutlich zu sprechen. „Aber ich meine es trotzdem ernst! Es ist kein Scherz."

Verwirrt schüttele ich den Kopf, Tränen laufen über meine Wangen und ich weiß nicht was ich machen soll. Ich rutsche einfach wieder die Wand runter und schaue auf den schmutzigen, schwarzen Boden bei meinen Füßen.

„Nein. Nein..." wispere ich und Tränen rinnen über meine Gesicht. „Das kann nicht sein."

Draco fasst an meine Wange und streicht die Tränen weg.

„Nein!" schreie ich, zu verwirrt um mich um die umstehenden zu kümmern. „Lass mich in Ruhe!"

„Granger..." fleht er.

„Lass mich in Ruhe!"

Ich renne aus dem Raum und lasse ziemlich viele geschockte oder belustigte Schüler zurück, die alle zu betrunken sind um die ganze Scheiße zu realisieren. Das Letzte was ich aus dem Raum noch höre ist eine schrille Stimme die ruft: „Was sollte das gerade, Dray, bist du von Sinnen?!"

„Nein, und jetzt lass mich in Ruhe, Astoria!" schreit Draco zurück und seine Schritte verfolgen mich stolpernd.

Als ich im Turm zusammen breche, spüre ich nur noch Dracos Hände auf meinem Gesicht, die die nicht versiegenden Tränen wegwischen wollen.

Hatelight - Draco&Hermione//Teil II *complete*Where stories live. Discover now