„Aber im Moment liegt die Betonung eben immer noch nur auf ‚Versuchen'."

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Unruhig wartend, sitze ich auf der Fensterbank meines Zimmers und horche auf ein Geräusch von Hermione. Ich höre nichts. Wo ist sie? Sie war nicht da als ich gekommen bin, von dem Date mit Astoria.

Es war okay. Aber mehr auch nicht. Man kann es mit nichts vergleichen. Nicht mit Jasmin oder den anderen Schlampen. Es war einfach okay. Mit Hermione hatte ich noch nie ein Date, also kann ich es nicht beurteilen. Aber ich wette um mein ganzes Geld in Gringotts, dass es fantastisch sein würde. Doch die Ablehnung in ihren Augen machte mir unumstößlich klar, dass ich nie mehr Chance bei ihr haben werde.

Ich habe meiner Mutter in einem Brief geschrieben, dass ich ihrem Wunsch nach ginge und eingesehen hätte, dass ich mich endlich binden sollte. Ich hatte ihr von Astoria erzählt. Ich bin nicht so scharf darauf zu erfahren, was sie dazu sagen würde. Vermutlich so etwas wie „Oh, wie schön! Astoria. Eine Greengrass. Gute Wahl! Wann ist die Hochzeit?"

Ich schnaube laut auf. Das wäre typisch für sie.

Ich schaue auf die Uhr. Es ist mittlerweile schon nach elf und ich höre noch immer nichts von Hermione. Als wir aus der Bar gegangen sind, verfolgte mich der Blick von Hermione. Es war der Schmerz in ihren Augen, den nur ich sehen konnte.

Astoria hatte mich dann rücksichtslos durch alle Läden gezogen und hat mich mindestens ein Dutzend ihrer Tüten tragen lassen. Wofür braucht ein einziger Mensch so viele Sachen? Zugegeben, ich hab vielleicht auch ein paar Sachen die ich nicht ums verrecken brauche, aber sie sind nützlich oder mindestens stilvoll. Astorias dagegen... sind nutzlos.

Als wir abends gerade rechtzeitig noch zum Abendessen wieder im Schloss ankamen, war ich froh mich endlich in meinem Zimmer verstecken zu können und es, wenn es sein musste, erst am Montag wieder zu verlassen.


Ich muss wohl doch irgendwann eingeschlafen sein, denn, als ich aufwache liege ich quer über dem Bett noch immer in meiner Jeans und meinem Hemd. Mein Hemd ist natürlich total zerknittert, von meiner Hose brauchen wir gar nicht erst zu reden.

Aus dem anderen Zimmer höre ich Schritte und schaue auf die Uhr. Habe ich dieses Jahr eigentlich ein Faible dafür, zu spät zum Unterricht zu kommen?!

Ich springe auf und schnappe mir irgendwelche Klamotten aus dem Schrank – Weltwunder, normalerweise stehe ich immer vorsichtig davor und suche alles perfekt aufeinander abgestimmt heraus – damit husche ich durch die Verbindungstüre ins Bad.

Nach etwa zehn Minuten hektischen Anziehens, Duschens und sonstigen Fertigmachens stolpere aus dem Bad und versuche meine Haare zu einem halbwegs ordentlichen Zopf zusammen zu binden. Hermione ist noch immer im Gemeinschaftsraum.

„Granger?" frage ich erstaunt. Die Frage, warum sie nicht zu mir gekommen ist, letzte Nacht, brennt mir auf der Zunge doch stattdessen frage ich: „Wann bist du hier hoch geko – meine Scheiße wie siehst du denn aus?" auf den ersten Blick sieht sie vollkommen normal aus, auf den zweiten sieht man, wie sich tiefe Augenringe unter ihren Augen ziehen, wie Tinte, ihre blasse Haut in einem krassen Kontrast zu ihrem Haar steht – welches nun wirklich nicht sehr dunkel ist - und ihre Augen gerötet sind.

Ich gehe auf sie zu.

„Ich war vor dir wieder hier." sagt sie nur.

„Aber ich hab dich nicht gesehen", gebe ich vorwurfsvoll zurück.

„Vielleicht wollte ich einfach nicht gesehen werden."

„Aber mal ganz ehrlich, was ist mit dir passiert? Weasley hat dir doch keine blauen Augen geschlagen!"

„Albträume", ist ihre schlichte Antwort auf meinen ziemlich geschmacklosen Witz.

Ich schweige betreten.

„Ich hab gar nichts mitgekriegt", stelle ich leise fest.

„Stillezauber?" schlägt sie vor und schließt gequält die Augen.

„Du hättest zu mir kommen können", flüstere ich und will auf sie zugehen, doch sie hält ihre Hände abwehrend vor meine Brust.

„Was ist mit Astoria? Sie fände es sicher nicht so gut wenn du mit dem Schlammblut-Granger im Arm schlafen würdest wo sie doch deine Freundin ist." bitter schlägt sie die Augen nieder. Schlammblut. Elf Buchstaben, zwei Silben, ein Wort. So wahr und doch so falsch.

„Sie ist nicht meine Freundin", ist mein einziger Kommentar. „Komm wieder zu mir. Ich weiß wie es ist schlimme Träume zu haben und niemand bei einem ist, der einem Halt gibt."

Sie schüttelt den Kopf.

Wie ein verletztes Reh schaut sie mich ein letztes Mal an und geht aus dem Raum.

Es tut weh sie so zusehen.

Mit herunter hängenden Armen stehe ich da ohne etwas zu tun und ins leere starrend. Was habe ich Gott – oder was auch immer irgendwo da oben ist – angetan, dass ich so leiden muss?


Die letzten Tage waren wirklich schrecklich. Für mich, so wie für Hermione. Jeden Morgen sah sie noch schlimmer aus und es quälte mich zunehmend, ihr nicht helfen zu können. Sie ließ sich einfach nicht helfen.

So kommt es, dass ich es in der siebten Nacht einfach nicht mehr aushalte. Ich schlüpfe aus meinem Bett und trete auf den kühlen Holzboden unter meinem Bett.

Ich schleiche mich aus meinem Zimmer und öffne leise die Türe. Vorsichtig gehe ich zur weiß gestrichenen Türe von Hermione und lege meine Hand an die Klinke. Ich lausche. Ich höre nichts, noch nicht einmal ihren gleichmäßigen Atem. Es muss also wirklich stimmen, dass sie einen Stillezauber benutzt. Auch in den zurückliegenden Nächten habe ich nichts gehört.

Behutsam öffne ich die Türe und trete in das Zimmer. Die Vorhänge sind nicht zu gezogen worden und ein silberner Mondstrahl fällt genau auf Hermione die unruhig in ihrem Bett liegt, und lässt ihr Haar glänzen.

Um ehrlich zu sein, würde ich jetzt nichts lieber tun, als sie in den Arm zu nehmen und sie nie wieder loszulassen. Doch gutheißen würde sie das sicher nicht. Zwar ist es schon rumgegangen, dass sie und das Wiesel „eine Pause" machen und Brown leckt sich schon wieder die Finger nach ihm, aber das muss nicht unbedingt heißen, dass ich wieder freie Bahn habe.

Stattdessen trete ich zurück und ziehe die Türe doch wieder leise hinter mir zu. Zum etwa tausendsten Mal sage ich mir, dass ich sie endlich vergessen sollte. Naja, versuchen sollte ich es zumindest. Aber im Moment liegt die Betonung eben immer noch nur auf „Versuchen".

Hatelight - Draco&Hermione//Teil II *complete*Where stories live. Discover now