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Ok so langsam machte sie mich nervös.
„Du bist hier gelandet wo jeder so ist wie du. Wir haben alle etwas, was uns von den normalen Menschen unterscheidet. Fähigkeiten, Formen, Kräfte." Mehr als blinzeln, konnte ich grad nicht.
„Domi hat Recht, das Haus ist Geschützt, von einem Schutzschild getarnt. Es kann also keiner sehen, ohne dass er es weiß. Daher waren wir auch so..."
Domi half ihr aus.
„... argwöhnisch"
..."dir gegenüber." fügte Lore hinzu.
Das brachte mir alles mehr fragen als vorher.
„Wie konnte ich das dann sehen?"
Sach Ma', die hatte mir doch kein Plauder-alles-aus-was-du-denkst Serum gegeben oder?  Je öfter mir das grade nähmlich passierte, desto mehr zog ich das in Betracht. 
„Gute Frage."
Argwöhnisch...gewesen? Wenn Domi mir nicht immer noch argwöhnisch IST, dann weiß ich auch nicht mehr.
Lore schnalzte.
„Du hast ja was von Lichtern erzählt, die immer mehr wurden, richtig?"
Auf mein stetes Nicken, fuhr sie fort.
„Was genau das war, oder bedeutet werden wir noch rausfinden. Bis dahin betrachten wir es als Zeichen."
„Was war in den Keksen drin?!"
Meine Hand schnellte zu meinem Mund allerdings hatten die Worte schon ihren Weg raus gefunden.
Lore verzog ihr Gesicht.
„Ein Kraut. Es lässt einen ohne darüber nachzudenken, sprechen."
„-In höherer Dosis high werden." Domi's Stimme war emotionslos.
Mein wahrscheinlich entstelltester Blick aller Zeiten, glitt über ihn zu Lore. Wie froh ich war, dass mir grade nicht einmal in Gedanken Wörter einfielen, sonst hätte die Situation Hässlich enden können...
„Ach, es ist nicht gefährlich in der Menge."
Ah, hmmm. Klar, - Wo zum Henker war ich hier nur reingeraten?!
„Wie wärs wenn ich dich erstmal was rumführe?"
Ich tat immer noch das einzige was ich konnte. Nicken.
Sie führte mich auf den Flur.
„Also aus dem Eingangsraum kamst du ja grade her, wir benutzen ihn auch gerne als Aufenthaltsraum. Da entlang..." sie zeigte den Flur runter.
„...geht es unter anderem zur Küche. Wo wir grade herkamen. Hier, mein Büro."
Als wir uns in Bewegung setzten, fielen mir wieder Worte ein.
„Ist das hier sowas wie eine Organisation? Oder Sekte?"
Beim letzten Wort war ich sehr leise geworden. War es unhöflich zu fragen? Würde jemand in einer Sekte überhaupt zugeben, geschweige denn wissen, dass er in einer war?...
"Um Himmels Willen, nein. Wir sind... ein Zusammenschluss der Übernatürlichen. Man kann es sich aber natürlich aussuchen ob man dazuzugehören will. Du wirst aber merken, wenn man so ist wie wir -anders- tut es gut, sich an einen Platz nicht verstellen zu müssen. Hier brauchst du keine Angst zu haben. Fühl dich bitte ganz wie Zuhause."
Wir hatten die nächste Vintage Tür erreicht. Der Look hier drin gefiel mir wirklich.
"Hier gehts zum Bad, dahinten ist die Treppe zur Bibliothek und zwei Gästezimmern. Der Keller, mit Trainingsraum - Und hier ist die Hintertür.„
"Wie viele seid ihr?"
Ich erspinkste einen Blick in die Küche durch die offen stehende Tür und einen aus dem Hintereingang. Dort draußen stand Emilio. Jetzt erst, viel mir auf wie unpassend er für den Wald gekleidet war.
"Wir sind etwa 20 aber solche Zusammenschlüsse wie in unserer Stadt gibt es überall auf der Welt."
Und wie unpassend ich gekleidet war. Verschwitzt von laufen. Oh Shit, so hatten mich hier alle gesehen. Domi, Emilio...
Doch da erhaschte mein Blick noch etwas viel wichtigeres. Da draußen stand noch jemand. Eine Frau. Junge Frau. Sie ging auf ihn zu und.... umarmte ihn? Sie standen ganz nah beieinander und tuschelten irgendwas. Es sah vertraut aus, geradezu lie- Was lief denn da ab?
"Das muss sich alles ziemlich seltsam für dich anhören. Du bist aber die einzige aus deiner Familie oder?"
Erst Lores Stimme riss mich aus meinen Gedanken über... über Emi..., aus meinem Gedanken halt. 
Sie war schon weiter gegangen, also legte ich einen Gang zu.
„Ja" ich überlegte noch einmal kurz.
„Also vor heute dachte ich übernatürliche Wesen gab es nur in Büchern und Filmen."
„Wesen... Übernatürliche, Menschen, wir alles sind Geschöpfe, Wesen.."
„Und wie lang gibt es..." es war gar nicht so einfach die richtigen Wörter zu suchen.
„...gibt es Üpernatürliche schon?"
„Oh, also von dem was über Generationen, sowie Quellen, weitergegeben wurde, gab es vorher eine Welt aller. Von den unglaublichsten Geschöpfen, unvorstellbarsten, bis zu den Menschen und uns. Götter, Dämonen Geister..., naja der Übergang dieser Welt in unsere ist dann wiederum nicht so klar. Am wahrscheinlichsten ist ein Aufstand. Dann trennen sich die Erzählungen aber wieder."
Sie sah mich an als wäre es ihr schrecklich peinlich so auszuschweifen.
„Sie besagen jedoch eindeutig, dass bei Kämpfen, die sonstigen Geschöpfe ausgerottet wurden. Etwas mehr,  besagen allerdings, dass auch wenn ein Teil der Ausrottung stimmen mag, der Rest sich entschlossen hat zu verstecken. Die Menschen vergessen zu lassen, um die Eifersucht die ein erheblicher Auslöser des Krieges war, zu Nichte zu machen."
„Oh" wow so viel hatte ich nicht erwartet.
„Ja... also hier ist noch ein weiterer Aufenthaltsraum."
Der Unterschied des ersten, zum zweiten Aufenthaltsraum, schien sich mir regelrecht aufdringen zu wollen. Dieser Raum war vollkommen mit Dingen gefüllt. Von Billiardtisch. Tischtennisplatte, über einen riesigen Bildschirm bis hin zu seltsam aussehenden Geräten...
„Und hier, wie eben erwähnt, gehts weiter zum Schatz des Hauses. Unserer Bibliothek mit Artefaktischem Aufbewahrungsraum." Sie stieg nun die Treppe herauf, an der wir zuvor schon vorbeigekommen waren.
Der nächste Raum war das genaue Gegenteil des unkoordinierten Krempel Raumes. Die Wände bestanden, aus abertausenden Bücherregalen. Dunkle schiebe-Leitern, waren an ihnen befestigt.
Ein Traum.
In der Mitte standen dafür über einem riesigen Teppich, mehrere Sitzgelegenheiten und ein dunkel brauner, verschnörkelter Holzschreibtisch. Er thronte regelrecht über allen anderen Gegenständen im Raum. Hier und da, waren Vasen oder Lampen im Raum verteilt und machten ihn hiermit zum Gemütlichsten, des ganzen Hauses.
Ja ok, ich hatte noch nicht alles gesehen, aber wie konnte ein Keller gemütlicher sein als das hier?
„Wow" langsam ließ ich meine Hand über eine Reihe vieler alten Buchrücken gleiten. Direkt viel mein Blick auf die ungewöhnlichen Bücher der Sammlung. Bücher ohne Titel, nur mit einem Zeichen oder ganzen Hyroglyphen verziert. Runen, alte Sprachen. Als sich wieder Bilder in meinem Kopf anbahnten, zuckte ich kurz zusammen. Dann drehte ich mich um. Eine Sekunde später, trat eine junge Frau in die Bibliothek.
Die junge Frau.
„Ihr habt mich ganz umsonst hierherbestellt?"
„Ah, hallo Rayne."
Rayne. Erst turteln, sie und Emilio rum und dann hat sie auch noch fast meinen Namen. Aber eins muss man ihr lassen. Sie sieht abartig schön aus. Die Mattschwarzen dicken Haare vielen ihr locker lockig ins Gesicht, ihre bräunlicher Teint ließ ihre Augen umso mehr glänzen und diese Figur! Da hat Emilio wohl Geschmack...
Ich nickte ihr zu, als sie mich beäugte. Ihr Misstrauen schien sie gar nicht erst verbergen zu wollen.
„Ja die Angelegenheit hat sich gelegt. Dafür scheinen wir einer neuen Übernatürlichen begegnet zu sein."
Wieder beäugte sie mich. Ihr Ärger schien sich langsam zu legen.
Als Antwort schnaufte sie nur.
„Lore, wir müssen!" Domi, hatte hinaufgerufen.
„Ach herje." jetzt rief sie ebenfalls. „Schon so spät?" 
„Ich muss los, ein Termin."
Sie blickte sich hektisch um.
„Du kannst gerne hierbleiben, immer herkommen, wir können aber einfach noch einmal sprechen."
„Lore!"
„Jaja!"
Jetzt sah sie Rayne an. Welche sie ohne Worte zu verstehen schien.
„Hau schon ab, ich mach den Rest."
„Danke dir" es war nur ein Flüstern, doch es drang zu mir durch.
„Tschüss"

Uuuund weg war sie.
Great, jetzt waren Rayne und Rune allein zu Haus.
„Du bist also „neu". Ich bin Rayne. Alias, Mädchen für alles."
Sie scherzte. Und es half tatsächlich die Stimmung etwas auf zu lockern.
Sie trat näher.
„Magie. Magierin, Hexe nenn es wie du willst."

Nein, scheiß drauf
Kommt näher.
LASS mich! Nie wieder verstehst du! Schmeißt Karton aus Fenster, Lichter spielen verrückt.
Wut. Hass. Verletzt.
Türe zu.

Eine warme Hand legte sich auf meine Schulter. Ich schüttelte sie ab. Und mein Blick wurde etwas klarer. Als ich die Bilder nach hinten drängte. Nicht von ihnen überkommen lassen. Du musst sie in schach halten Rune.
„Hey"
Rayne stand nun direkt vor mir.
„Sorry, ich-„
„Was war das?"
All die Jahre hatte ich dichtgehalten und jetzt sollte ich es noch einmal erklären.
„Deine Kraft?"
Ich schluckte und nickte schließlich.
„Bilder. Ich sehe-spüre sie. Es sind Erlebnisse von anderen Menschen."
Mein Kopf war nun endlich wieder auf normal-Verdrängungsstufe eingestellt. Denn immer mehr Bilder füllten meinen Kopf.
„Jetzt wirklich?
Krass.... warte mal, Geheimnisse? Oder bloß so langweiliger Quatsch?"
„nur negative. Wie Wunden die auf dem Menschen verteilt sind. Seelische Wunden." dafür das ich sich mein Innerstes so sträubte meine Geheimnisse auszuplaudern, flogen mir die Worte regelrecht aus dem Mund. Vielleicht zeigten allerdings auch immer noch diese Kekse ihre Wirkung...
„Lass mich raten, mein ex? Oh oder damals als meine Kräfte das erste mal mit mir durchgegangen sind. Oder das zweite mal..."

Die drängende Wand,  an Erinnerungen sank nur leicht ab. Doch ihre absurden Geschichten aus einem krass abenteuerlichen Leben, beschleunigten diesen Prozess. Wir rätselten ein wenig welche Bilder ich gesehen hatte, und waren dann ziemlich sicher zu dem Schluss gekommen das es tatsächlich das erste mal gewesen war, als sie ihre Kraft nicht kontrollieren konnte. Allerdings war sie sich sicher das der eine Part nur ein Streit mit ihrem ex gewesen sein konnte. Wie eingeschränkt man doch immer dachte, denn vorher hatte ich immer angenommen diese Bilder würden eine Wunde beschreiben. Doch warum sollten sie sich nur auf eine beschränken?
Rayne hatte mir jedoch noch einige Fragen beantwortet und ich konnte sie besser kennenlernen. Sie war 19, hatte ihren Schulabschluss in der Tasche und war erst einmal herum geriest, bis sie auf Xander getroffen war, der sie auf ihre Kräfte ansprach. Er schien in seinem Umfeld immer die Augen offen zu halten. Mich hatte er nicht entdeckt. Tja, ich war dann wohl zu gut gewesen. Zu gut darin, meine Gefühle zu unterdrücken. (Ich sollte ihn ab jetzt Scout nennen...)
Ob man das unter anderen Umständen als gut bezeichnen konnte? Das bezweifele ich.
Nachdem wir noch einige Zeit in der Bibliothek gesessen hatten, war mir erst wieder die Zeit eingefallen, doch bevor ich ging musste ich ihr noch versichern, besser gesagt den Schwur abnehmen über all das, Stillschweigen zu bewahren.

Zuhause hatte meine Mutter schon gewartet ich hasste es, sie anzulügen und trotzdem erzählte ich ihr das ich so viele Leute in Wald getroffen hatte und ganz die Zeit verloren hätte. Unter anderem Lore und mit der Frage wie sie Lore's relativ neuen Haarschnitt fand, hatte ich das Gespräch in eine andere Richting gelenkt. In den letzten Jahren hatte ich schließlich viel Zeit gehabt meine Notlügen zu verbessern.
Erst nachdem sie mich zu mehreren Psychologen und Ärtzen geschleppt hatte und ich verstanden hatte das es wohl besser wäre all die Informationen für mich zu behalten, hatte sich die Stimmung in unserem Haus deutlich verbessert. Doch all das, meinen Eltern vorzugaukeln, war nicht schön gewesen. Und auf die zusätzlichen Schuldgefühle, hätte ich gern verzichten können.

Just like me  ~ An Enemies to Lovers romantasyWhere stories live. Discover now