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Sollen wir nicht lieber noch zu mir? Ich hab sturmfrei..." flüsterte ich Ara zu.
„Das sagst du jetzt erst?" Ihr Flüstern konnte man kaum noch so nennen, sie war dafür viel zu laut.
„Mein Bruder wollte erst um 10 los. Noch zu Tris"
Sie schnaubte leise.
„Jaja, die Freundinnen gehen vor. Du glückliche, du hast Sturmfrei. Ich muss gleich nach Hause, kennst ja meine Eltern."
„Hm" erwiderte ich darauf lediglich.

Während wir alle also warteten bis Jo und Emilio aus ihrer dunklen Ecke wiederkamen, tranken die anderen hauptsächlich. Ich versuchte mich abzulenken. Ich wusste nicht warum, aber meine Stimmung war down, ich wollte nicht mit all denen rumhängen und außerdem war da dieses Ziehen in meinem Bauch. Wenn ich nachher zuhause war, würde ich mir eine Wärmflache machen. Ja, das hörte sich gut an. Wärmflasche und Bett. Vielleicht würd ich noch mein Buch weiterlesen oder Netflix schauen...
Ich schaute auf meine Uhr. Als ob die beiden erst 4 Minuten weg wahren?! Es fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit.
Also beschäftigte ich mich die nächsten 6 Minuten mit den Bäumen um uns herum. Mir war nie aufgefallen, dass es nicht nur Eichen sondern auch eine Kiefer und eine Buche gab, die allerdings auch sehr versteckt lagen. Als ich die feuchte Luft roch, schwankten meine Gedanken dann auf meine Rhabarberpflanzen über. Ich hatte sie frisch gepflanzt, und wenn es heute Nacht regnete hatten sie den perfekten Start. Und ich ging mal schwer davon aus das es heute Nacht regnete, irgendwie lag dann immer etwas bestimmtes in der Luft.
Plötzlich verschwanden alle negativen Gefühle.
Ich wusste, das es Xander war.  Er konnte nicht nur Beziehungen lesen sondern hatte auch eine abgeschwächte Form der Kraft seiner Mutter, Stimmungen zu beeinflussen. Es beunruhigte mich etwas, das er nur allzu gut wusste, wie ich mich gerade gefühlt hatte. Doch der Stimmungswechsel war wirklich hilfreich.
Denn ich unterhielt mich dann doch noch ein wenig mit den anderen. Ohne Jo war die Runde schon viel friedlicher. Ach ja und ich nahm Olivia gelegentlich den Alkohol aus der Hand. Sie war definitiv schon angeschwipst genug.
„Ah die beiden Turteltäubchen!" rief Ilyas.
„Habt ihr euch amüsiert?"
Jo gestikulierte daraufhin ihren Mund mit einem Schlüssel zu versperren, woraufhin Ilyas laut auflachte, auch auf Emilios Gesicht sah ich ein unverhohlenes Lächeln. Idiot.
Auf einmal spürte ich dieses Verlangen nach etwas betäubendem und nahm einen großen Schluck einer Wodkaflasche, die ich Olivia zuvor abgenommen hatte.
Ara sah mich überrascht an, wendete dann aber den Blick ab. Mich trieb etwas an, was ich mich noch nicht traute, auch nur in Gedanken auszusprechen. Denn auch wenn ich im Film immer alle Charaktere anschreien wollte, wenn es doch offensichtlich war, wie sie fühlten, sie es aber selber leugneten, war ich ebenso gut im leugnen wenn es um mich ging.
„Okay wer jetzt?" ein Handy klingelte.
Xander sprang auf und antwortete.
Er war aufgebracht. Ich hörte leichte Fetzen, aber konnte nicht ausmachen worum es ging. Doch es schien seine Aufmerksamkeit ganz zu beanspruchen, den der fluffige Mantel von schönen Gefühlen wich wieder meinen, naja... hässlichen Gefühlen. Die nur einer ganz bestimmten Person hier zu verdanken waren, naja eigentlich zwei. Ich merkte wie mein Gesicht grimmiger wurde.

„Ich muss, meine Mutter hat angerufen."
„Oh" Emilio sprang auch sofort auf und kam auf Xander zu. Dieser war nun auch wieder näher getreten.
„Ey, du kannst heut nicht bei uns pennen," Xander drehte sich von den anderen leicht ab und sprach leiser.
„Tristan ist im Krankenhaus, meine Mutter will direkt hin."
„Oh" Emilio strich sich durch seine Haare, als er sich wiederholte.
„Oke,...alles gut man."
Sie nickten einander zu und schon verschwand Xander.
„Ich geh dann auch mal - 12 Uhr ist Schluss mit lustig bei meinen Eltern."
Ara seufze als sie aufstand.
„Och nö? Jetzt schon?" Oilivia stand auf und schwankte leicht.
„Hey..." ich stand ebenfalls auf und stützte sie. Doch sie ging leicht holprig nach vorne und umarmte Ara.
„Tschüss! Also wegen mir musst du nicht hups gehen, nh?"
„Sag mal wie viel hast du denn getrunken?" Ich kam Ara direkt zu Hilfe.
„Was hast du denn?!" machte sie mich an.
„Komm, wir bringen sie nach Hause" Ara und ich sahen uns an und ich griff direkt nach meinem Handy.
„Jup wir sind dann weg, wir drei!" „verabschiedete" sich Olivia von den anderen.
Sie gluckste noch, als wir uns langsam entfernten.
Doch mit uns, lösten sich auch die anderen auf. Als ich mich beim noch einmal umdrehte, waren Emilio und Jo schließlich die letzten auf dem Spielplatz.

Olivia wohnte zwar genau in der entgegengesetzten Richtung von mir, aber ich wollte Ara, Olivia nicht allein überlassen. Zusammen war's einfacher. Also würde ich sie erst zu Hause abliefern und dann selbst meinen Heimweg antreten. Was ein Abend.
„Warte mal kurz-"
Kurze Zeit später ging Schon die Tür auf.
„Sie hat getrunken?" Alina war Olivias große Schwester, ich hatte ihr kurz geschrieben, so hatte Olivia wenigstens noch eine Chance an ihren Eltern vorbei zu kommen, ohne Hausarrest zu bekommen. Zum Glück war ihre Schwester zu Hause, denn auch wenn wir Olivia ihren Schlüssel hätten abnehmen können, der Weg zu ihrem Zimmer wäre sicher eine Katastrophe geworden.
„Gebt sie her." sagte Alina nun mit einem Seufzen.
„Halloo? Ich kann ja wohl alleine gehen." säuselte Ara
„Ja wie wärs wenn du jetzt die Klappe hältst und ich bring dich in dein Bett?"
„Hey Olivia! Du hast jetzt die gleiche Pflicht wie Jo. Klappe halten bis du oben bist." fügte Ara hinzu.
„Danke fürs bringen."
Damit verabschiedete sich Alina.
„Ach je, die wird morgen Kopfschmerzen haben."
„Oh ja."
„Wie konnte sie überhaupt so betrunken werden?"
„Weiß auch nicht, vielleicht hat sie den Wodka einfach nicht so vertragen?"
So langsam merkte ich das Olivia die Tendenz hatte sich zu betrinken sobald es Alkohol gab. Da müssten wir dran arbeiten, schließlich könnten wir sie nicht immer nach Hause schleppen.

An der Kreuzung neben Olivias Haus trennten wir uns dann schließlich.
„Ok dann bis morgen, wir schreiben ja?"
„Ja klar" antwortete ich.
Ara wohnte nur drei Straßen entfernt von mir.
Nach kurzer Zeit war ich nun wieder auf der Höhe des Spielplatzes und summte leicht vor mich hin.
Die Straße war leer.
Als ich aber plötzlich einen Schatten im Augenwinkel wahrnahm, verstummte ich augenblicklich.
Dahinten stand jemand.
Ich versuchte so normal wie möglich weiterzugehen. Als der Schatten plötzlich in ein Laternenlicht trat. Ich blieb stehen.
„Emilio?!" rief ich, versucht leise. Denn wie gedacht, schallte mein Ruf nur so durch die stille Nacht.
Er drehte sich zu mir.
„Ah,-Hey..."
„Hi, was machst du noch hier?"
„Ach,... hab was verloren."
„Oh...kann ich helfen?" er war zwar ein Arsch, aber ich kannte nur zu gut wie es war wenn man etwas verloren hatte was auch noch einen Wert für einen selber hatte. - So eine Chaotin, wie ich war. Außerdem würde es so sehr viel schneller gehen.
„Ne, geht."
„Okay... dann viel Erfolg"
Ich verzog das Gesicht. Viel Erfolg?!

Just like me  ~ An Enemies to Lovers romantasyWhere stories live. Discover now