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„Es dauert eine Weile."
Sagte Emilio nach einer Weile aus dem nichts.
„Äh, sorry was?"
„Über mich zu träumen. Hab viel Potenzial"
Ich schoss ihm einen todfinsteren Blick zu.
„Potenzial? Kleine Erinnerung: du hast immer noch so ein riesen Ego, es überschattet alles andere." Ich setzte einen mitleidigen Blick auf. Seine Mundwinkel hatten gezuckt doch er versuchte ziemlich geschickt, sein Amüsement zu verstecken. Leider erinnerten mich meine Worte an mi ch ts geringeres als unseren Kuss und machten mich somit noch nervöser.
„Bis man sich an das übernatürliche gewöhnt." An seinem Ton, merkte ich, dass dies der Satz war, den er eigentlich beabsichtigt hatte.
„Ah okay." Eigentlich wusste ich ja schon seit Jahren was ich konnte. Ich hatte also genug Zeit gehabt mich daran zu gewöhnen und zu begreifen, dass es Wirklichkeit und keine Fantasie oder Einbildung war. Was ich im gewissen Maße ja auch getan hatte.. Geschweige denn die Realisation, das ich mir meine Kräfte nie eingebildet hatte. Das sie echt waren.
„Wenigstens müssen wir es nicht vor allen geheim halten..."
„Kann ich dich was fragen?"
Eine spontane Sehnsucht überkam mich.
„Hast du deiner Familie, also hast du ihnen, davon erzählt?" ich hoffte, die Frage war in Ordnung und würde nicht alte Wunden von dem Tod seiner Mutter aufreißen. Ich hatte meine Stimme leicht gesenkt und mich beim sprechen umgesehen. Obwohl „davon erzählt" echt nichts verriet.
Er drehte seinen Kopf zu mir und sah mich mit einem überraschten, schon gar wunderlichen Blick an.
„Nein." Auch seine Stimme ließ darauf deuten, dass er nicht einmal darüber nachgedacht hatte.
„Ich dachte nur... ach egal."
„Ich wollte meine Schwester nie in das rein ziehen. Außerdem wäre meine Mutter wohl die einzige gewesen die mir geglaubt hätte."
Seine Worte berührten mich.
Und ich hatte keine Ahnung wie ich darauf antworten sollte.
Was war mit seinem Vater? Er hatte nur von seiner Schwester und toten Mutter gesprochen.
„Verstehe. Funktioniert deine Kraft eigentlich immer?"
„Ja, immer wenn ich sie benutzen will"
„Hm" Ich nickte und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich das wurmte. Denn das bedeutete, dass dieses was auch immer, nur meine Kraft blockierte, wenn ich in seiner Nähe war. Einseitig.
Außerdem graulte es mich davor, ihn einfach so zu fragen. Es musste sich doch verrückt anhören. „Hey, ich glaub du blockierst meine Kraft irgendwie. Frag mich nicht wie, aber immer wenn du in der Nähe bist, setzt sie aus."
Jeder halb rationale Mensch würde mir dies als bescheuerte Anmache durchgehen lass-
„Warum fragst du?"
„Ach, nur so." schoss ich hervor, so schnell wie die Röte in meine Wangen schoss.
Er sah mich ernster an. Ich konnte ihm regelrecht ablesen das er meiner Antwort keinen Glauben schenkte. Mensch, warum war ich bloß so ein offenes Buch. Daran würde ich echt arbeiten müssen.
„Nur so?" jetzt zog er eine Augenbraue hoch,  was seinen Blick immer intensiver werden ließ. Warum kann er eine Augenbraue hochziehen und ich nicht?! Ein Flaschback kam mir in den Sinn, vom Spielplatz, der einen Nacht in der wir so anders gewesen waren, so nah.
„Manchmal glaub ich funktioniert meine nicht."
Hoffentlich beließ er es dabei.
„Wann?"
Nicht mal dieser Wunsch wurde mir erfüllt. Aber ehrlich, welchen Mist musste ich gebaut haben, dass er ausgerechnet die Frage stellte, die mir die Röte noch weiter ins Gesicht schiessen würde, dass meine Zehen wohl einige Zeit unter massiven Blutmangel leiden mussten.
„Weiß nicht." ich merkte wie ich mir auf die Lippe biss. Da löste ich meinen Blick von seinem. - was anscheinend ein großer Fehler gewesen war.
Emilio blieb stehen, hielt meinen Arm fest und zog mich zur Seite.
„Wenn ich helfen soll den Grund rauszufinden, musst du schon mit den Fakten rausrücken."
Fakten...
„Immer wenn eigentlich jemand wie wir um mich rum ist..."
Diese halbe Lüge würde mich noch verfolgen, denn es war so das ich Lores und Xanders Wunden schon oft erlebt hatte. Emilios, nie.
„Gerade?"
Der junge kapierte schnell.
Ich schaute schnell runter und mit neu getankten Mut ( den ich irgendwo gefunden hatte) dann wieder in seine stählernen Augen.
„Ja" es kam luftig und verzweifelt raus. Warum konnte ich meinen Körper nicht kontrollieren?!
Und die viel wichtigere Frage, was war das für ein mickriges kleines Stück Mut gewesen?!
„Dann spürst du meine Wunden nicht?"
„Nein." Ok vielleicht verstand er doch nicht ganz so schnell...
„Nie?"
„Ja wenn du's genau wissen willst, nie."
Meine Stimme war lauter geworden und die Stimmung zwischen uns hatte sich angespannt, doch mein genervter und auch etwas nervöser Ausbruch hatte eher erregende Schwingungen zur Mixtur der Spannung hinzugegeben. Emilio sah mich nur noch ernster an. Wir standen plötzlich näher beinander. Ich biss mir auf die Lippe.
"Wir sollten wieder zu den anderen."
Die Worte kamen nicht bei mir an. Emilios tiefer und so kehliger Tonfall, hatte sich dafür umso mehr in meinen Kopf eingebrannt.
Ich merkte wie mein Körper ruckartig einatmete. Fast, als hätte ich minutenlang nicht mehr so viel Sauerstoff bekommen, wie ich bräuchte.
Allerdings gab ich einen bejahenden Ton von mir. Hey, schließlich stand meine Chance, dass bejahen die richtige Reaktion auf sein gesagtes war, bei 50%.
Weitere Sekunden vergingen, in denen wir einfach nur gegenüber standen. Das Gefühl innerlich zu zerbarsten, kam dem Gefühl nahe, die eine geschüttelte Limo haben musste, sofern diese natürlich erst über Gefühle verfügten... Aber in irgendeinem Paralleluniversum gab es eine limo die gerade das gleiche FÜHLTE wie ich. Daran glaubte ich fest. Vielleicht hatte sie auch noch einen Namen, Bubbles vielleicht. Och Rune, wie konnte ich grade nur über Limos namens Bubbles nachdenken?!
Hitze steigerte die Gefühle in mir weiter und weiter. Mir musste inzwischen eine Tomate meinem Kopf ersetzt haben. Der Drang irgendetwas in mir loßzulassen, eine Grenze zu-
Mein Blick strich wieder an Emilio hinab.
Ich kann nicht mehr flüssig denken.
Seinen perfekt gravierten körper, die goldenen Haut und den tief grauen Augen. Die so viel mehr ausstrahlten als stählerne Leere...
Ouiuiui, wenn ich ihn weiter so vernasch- the heck, nein was red ich da?
Sie waren regelrecht ein Teich in denen man versank. (Augen) Doch wenn man aufmerksam genug schaute, entdeckte man die tosenden Gefühle die diese Augen zum Leben brachten. Teich Bewohner.
Ich war verloren.
Der Drang, nun auch meinen steigernden Gefühlen Freiheit zu lassen wuchs und wuchs mit jeder Sekunde die verstrich. Ich nahm meine Umwelt gar nicht mehr war. Hier waren nur er und ich. Meine Gefühle und seine Augen und so küssungswerte Lippen.
Scheißdrauf.
Ich trat noch einen halben Schritt nach vorn und verringerte unseren Abstand um einiges. Nur wenige Zentimeter trennten uns jetzt. Doch ehe ich meinen Kopf in den Nacken legen konnte, um Emilios Lippen zu anversieren, trafen seine, meine.
Seine Lippen trafen MEINE. Ich sog tief Luft ein und sein atemberaubender Duft umhüllte mich. Stachelte meine Gefühle weiter an, bis sich meine Hände von seinem Gesicht und kräftigem Arm lösten. Weiter an seinem Körper hinab wanderten und mich Emilio noch näher brachten.
Seine linke Hand umfasste meine Rechte Gesichtshälfte als passten sie zueinander wie Schnürsenkel zum Schuh.
Seine warme Berührung sendete tausend verschiedene Gefühle aus, die ich gar nicht erst zu identifizieren begann.
Mein Gehirn schaffte es auch so, sie in Taten umzusetzen.
Seine andere Hand erkundete, wie meine zuvor bei ihm, meinen Körper. Dann ließ er sie auf meiner Hüfte liegen und zog mich näher. Da rutschen seine Lippen für kurze Zeit von meinem. Ich nahm einen schnappartigen Atemzug bevor sich unsere Lippen wieder vereinten. Es war himmlisch, verzehrend, unvorstellbar erfüllend und erregend zugleich. So ein Gefühlschaos hatte ich noch nie gespürt, ja ich hatte schon andere geküsst. Verdammt, ich hatte auch Emilio bereits geküsst, doch dieser Kuss war wahrlich einmalig.

Just like me  ~ An Enemies to Lovers romantasyNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ