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„Wo schläfst du?" fragte ich, nachdem Emilio sich von mir gelöst hatte. Er hatte sich schon regelrecht verabschiedet aber ich musste wissen das er nicht hier draußen bleiben würde.
Er versteifte sich kurz und straffte sich dann.
„Wenn du heute, aus welchem Grund auch immer, keinen Platz zum Schlafen hast, kannst du mir zu mir. Meine Eltern kommen erst Morgen wieder."
Emilio fuhr sich mit der linken Hand über den Nacken.
Ich sah ihm an das er etwas erwidern wollte.
„Keine Angst du schläfst auf der Couch!"
Ich meinte ein winziges Lächeln zu erkennen.
„Ich weiß nicht ob d..."
„Ich werd dich nicht hier draußen erfrieren lassen. Hab keinen Bock morgen von der Polizei befragt zu werden."
Er blieb stumm.
„Ok. Danke."
Zufrieden drehte ich mich um. Warum erfreute mich das so? Was sorgte ich mich überhaupt um diesen Schnösel? Nur weil er mit Alkohol echt mal nett war... obwohl, das mit dem Schlüssel?
„Hättest du wirklich da draußen geschlafen?" fragte ich also schnell um meine Gedanken wenigstens etwas unter Kontrolle zu kriegen.
„Hab Stress mit meinen Vater."
Ich war mir ziemlich sicher dass das, das einzige und auch letzte Mal war, dass ich über das Thema erfahren würde, also fragte ich nicht mehr nach. Irgendwann würde ich schon mehr darüber erfahren!

„Hier, du kannst die Decke nehmen."
Ich war mir nicht sicher gewesen ob ich ihn im Wohnzimmer oder auf meiner Couch in meinem Zimmer hatte Schlafen lassen sollen, aber extra getrennte Zimmer? Das kam mir dann doch etwas affig vor...
„Schneeflocken?" er hob eine Augenbraue als er meine Kuscheldecke betrachtete.
„Ja, Ambiente" Ich versuchte in das letzte Wort so viel Bedeutung reinzupacken das er nicht weiterfragen würde. Ich hatte echt kein Bock über diese Decke zu diskutieren.
Nachdem Emilio wieder vom Bad zurückgekehrt war, flitzte ich auch noch mal schnell. Und als ich die Badezimmertür öffnete kam mir sein so herber Duft entgegen.
Ich beeilte mich, schminkte mich ab, denn auf Panda Augen konnte ich morgen echt verzichten, nahm die Pille, wusch mir noch schnell das Gesicht und putzte mir die Zähne.
Emilio hatte ich eine verpackte Zahnbürste aus meiner Kulturtasche gegeben, die ich einmal von meinem Zahnarzt bekommen hatte.  Als ich die Treppe runter in mein Zimmer nahm, saß Emilio auf dem Bett. Lässig hatte er sich zurückgelehnt und hielt.... meine Zeichnungen in den Händen.
„Was machst du da?" zischte ich unkontrolliert.
„Hätte ich nicht von dir gedacht."
Wow.
„Hör ich öfters."
„Nein, das du meine Augen malst. "
Jetzt hatte er es ausgesprochen. Er wusste es. Das ich in einem schwachen Moment die Augen von ihm gezeichnet hatte. Es hörte sich echt creepy an, doch ich nutzte jede Gelegenheit, Gesichter als Inspirationen für meine Zeichnungen zu benutzen. Hier war die Inspiration eben sehr kopierhaft gewesen...
Zwar hatte ich bemerkt, dass ihn meine Bilder schon gefallen hatten aber er musste diese Bombe platzen lassen, sonst wär er nicht Emilio. Vielen Dank auch.
„Deine?" Emilio lehnte sich nach vorne als ich hinter mir die Tür schloss und mich neben ihn setzte.
Er sagte nichts. Doch sein Blick war Ausdruck genug.
Ich öffnete den Mund um etwas zu sagen. Doch schloss ihn dann lieber wieder.
„Du hast dich in meinem Zimmer also umgeguckt?" versuchte ich das Thema zu wechseln nd sah ihm nun wieder geradewegs in die Augen.
„Musste mich ja versichern das du kein Serienmörder bist. Schließlich sind wir hier ganz allein, nicht?" seine Stimme wurde immer leiser bis sie mit ihren rauen Tönen ein Kribbeln in mir hervorbrachte.
„Das hättest du von mir erwartet?" könnte ich nur eine Braue heben, würde ich es tun.
„Man weiß nie." Schulterzuckend sah er mich an. Seine Mundwinkel gingen dabei auffällig nach oben.
„Woher soll ich denn dann wissen, dass du kein Serienmörder bist?"
„Das kannst du nicht. Aber wenn ich's wäre und du mein nächstes Opfer, glaub mir, dann wärst du schon tot."
„Sehr beruhigend." Meine Stimme wurde auch immer leiser, mein Puls hingegen, raste. Jetzt wurde Emilios Lächeln größer. Er grinste ja fast. So nah wie ich ihm jetzt war, konnte ich ein Muttermal auf seinem linken Wangenknochen erkennen, dass mir vorher nie aufgefallen war..
„Vielleicht solltest du ein Foto machen"
Ich sah ihn nur verwirrt an.
„Wenn dir der Anblick so gefällt." wieder zuckte er mit den Schultern das Grinsen war aber immer noch zu sehen. Reflexartig stupste ich gegen seine Schulter. Doch bevor er rücklings umklappte fing er sich mit seinen Armen ab. Zurückgelehnt betrachtete er mich für einen kurzen Moment. Dann passierte alles ganz schnell. Er richtete sich auf, zog mir mit seinen Füßen meine weg, sodass ich ebenfalls meinen Halt verlor. Im Versuch mein Gleichgewicht wieder zu erlangen, spürte ich warme Hände die mich nach hinten drückten, sodass ich nun in der gleichen Position war, wie er kurz zuvor. Nur das mich seine Hände hielten. Seine so warmen und großen Hände, die meine Haut sogar mit Stoff dazwischen, zum kochen brachte.
Das überraschte quietschen, was meinem Mund entwischt war, bereute ich, da es Emilios Ego wahrscheinlich nur beisetzte.
Jetzt lehnte er über mir. Ich stütze mich auf meinen Armen ab und Emilio nahm eine seiner Hände wieder weg. Doch es tat der Stimmung gar nichts an.
Der Großteil meines Rückens berührte nun die Couch. Gut, dass ich die Kissen zuvor schon runtergenommen hatte, sonst hätte ich mich wahrscheinlich nicht mehr abfangen können und bewahrte somit wenigstens noch etwas Kontrolle über diese Situation. Ein ganz ganz kleines Stückchen Kontrolle... Denn mein Körper nahm langsam, aber sicher, die Kontrolle über.
„Du bist Mutig"
Boah was für ein Kotzbrocken er doch manchmal war. Emilio hatte sich gewehrt, wir waren in einer Position wo er definitiv die Oberhand hatte und dann sagte er noch so etwas macho-mäßiges?!
„Vielleicht solltest du ihm mal Urlaub geben." er zeigte keine Verwirrung aber ich konnte erkennen, wie doch eine kleine Regung in seinem Gesicht andeutete, dass er mit dieser Antwort nicht gerechnet hatte.
„Deinem Ego,  ...Oder direkt feuern, ohne ihn wärst du wahrscheinlich besser dran." fügte ich hinzu.
Als würde er gerade versuchen ein Alien zu verstehen, sah er mich an. Wirklich, sein Blick ähnelte dem, eines Mathematikers der gerade versuchte das Schwerste Problem der Welt zu lösen. Naja vielleicht nicht ganz so dramatisch, aber ganz nah dran.
„Das mein ich übrigens ernst. Ich meine wer sagt in so einer Situation, du hast Mut?! Ich glaub du bist der einzige den ich kenne, der ein so großes Ego besitzt.." ich wusste nicht warum aber, plötzlich sprudelten die Worte nur so aus mir heraus. Ich hatte gar keine Zeit darüber nachzudenken, geschweige denn sie zu realisieren. Es war, als würden meine Gedankengänge sich einfach selbst aussprechen. Mein Herz raste dabei und nicht nur die Worte sprudelten, mein Bauch fühlte sich an wie eine Wasserflasche die vor lauter schütteln und dem somit entstandenen Druck, gleich den Deckel abschoß. Warnung: Körper nun volle Kontrolle...
„Ich meine nicht mal Herr Wolting hat ein so -„ meine Worte erstarben als er sein Gesicht noch näher an meins brachte und seine Lippen auf meine legte. Ein Schauer lief mir über den ganzen Körper. Ein warmer. Ein berauschender.

Nach einem kurzen Zögern, drückte ich mich von der Couch ab und erwiederte den Kuss. Seine Lippen fühlten sich so weich und zart an, das ich kaum glauben konnte, dass sie ihm gehörten.
Emilio drückte mich nun weiter runter, sodass ich meine Arme als stützen aufgab und ihm um den Hals legte. Seine Hand, hatte währenddessen meine Hüfte umgriffen. Hitze überschlug sich in mir, bis Emilio seine Lippen blitzartig wegzog.
Als auch mir bewusst wurde, was ich hier überhaupt getan hatte. Was wir getan hatten... Er zog sich zurück, ließ ab von mir und ich setzte mich ganz schnell wieder ordentlich hin. Emilio strich sich durch die Haare und ich stand schnell auf. Er sah mir nicht in die Augen. Nicht einmal in meine Richtung. Seine Hände hatte er in den Haaren versunken. Mein Herz schlug mir fast aus der Brust und Panik überkam mich.
„Ich hol, Äh mir noch was zu trinken." sagte ich schließlich. Ich musste hier raus. Musste durchatmen. Musste weg, von Emilio. Wessen Lippen ich immer noch auf meinen fühlte und wessen Hände sich so... Nein. Es war falsch. Er schien ja eindeutig so zu empfinden. Es war... aus dem Moment heraus passiert. Ich zitterte.
Ging ins Badezimmer und spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht, denn auch wenn mein Gehirn den Fehler erkannte, war da etwas in mir, was sich nicht ganz fügen wollte. Das kalte Wasser vertrieb diesen aber schlussendlich doch und ich nahm mir noch etwas Zeit um runter zu kommen. Als ich mich gewappnet fühlte ihm gegenüber zu treten, lag er bereits auf meiner Coutsch, das Licht war aus.
Ich wusste, dass er noch nicht schlief, aber war ganz froh nicht mit ihm reden zu müssen.
Das Einschlafen viel mir schwer, da ich die Gedanken an unseren Kuss und seine Wärme genauso verdrücken wollte, wie all die Gefühle die seine Nähe auslöste.

Just like me  ~ An Enemies to Lovers romantasyDonde viven las historias. Descúbrelo ahora