#3 - Zusammenziehen

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„Okay, Mom, ich gehe jetzt zu Tao.", rief ich, als ich meine Schuhe anzog. Meine Mom erschien in der Tür und musterte mich: „Wann bist du morgen zurück?" „Ich denke zum Abendessen." „Okay, bitte sei pünktlich." Ich nickte und schnappte mir meine Jacke. Ich war ein bisschen nervös, denn ich würde nicht zu Tao gehen. Ich war auf dem Weg nach London zu Nick. Seit er letztes Jahr seinen Abschluss gemacht hatte, studierte er in London und spielte nebenbei Rugby in einem schon recht bekannten Team. Ich freute mich sehr für ihn, dass er seinen Traum leben konnte. Tao wusste, dass ich auf dem Weg nach London war und gab mir ein Alibi. Ich schrieb Nick, dass ich nun auf dem Weg war. Er antwortete nur mit einem Daumen hoch. Er musste wahrscheinlich lernen oder diskutierte mit seinem Mitbewohner wieder darüber, wer den Abwasch machen sollte. Ich lachte bei dem Gedanken. Beim letzten Mal, als ich in London war, hatten sie solange diskutiert, bis ich genervt war und den Abwasch gemacht habe. Ein bisschen Angst davor, dass meine Mutter heraus finden würde, dass ich nicht bei Tao war, hatte ich schon. Meine Eltern hätten niemals erlaubt, dass ich Nick in London besuche. Sie sind unfassbar konservativ, wenn es um Dinge, wie zum Beispiel Sex geht. Es ist so lächerlich. Nick und ich waren mittlerweile drei Jahre zusammen. Was erwarteten meine Eltern bitte? Wenn die wüssten, wie oft ich mittlerweile in London war, ohne dass ich gefragt habe.

Eine Stunde und ein bisschen später, war ich in London angekommen. Nick wohnte etwas am Rand, da das günstiger war. Er war halt Student. Wobei er tatsächlich auch Geld für's Rugby spielen bekam, was aber im Moment noch nicht so viel war. Ich stieg aus dem Zug und kaum hatte ich Nick entdeckt, stand er direkt vor mir und zog mich in einen Kuss. „Ich habe dich vermisst.", hauchte er, als wir uns voneinander lösten. Ich lächelte: „Ich dich auch." „Komm, lass uns ins Apartment gehen. Übrigens Louis ist nicht da. Er besucht seine Eltern dieses Wochenende in Brighton.", erklärte er mit einem Grinsen. Ich lachte: „Du denkst doch nur an das Eine.", stellte ich gespielt empört fest. Nick lachte und zog mich an sich: „Das hast du jetzt gesagt." Er war einfach so süß, wenn er lachte.

Auf dem Weg zu Nick, holten wir uns noch was zu Essen und ein paar Snacks für einen Filmabend. „Wer soll das alles essen?", wollte ich kichernd wissen, als Nick die Sachen auf den Küchentisch legte. „Du, wer sonst?" Ich tippte ihm gegen die Stirn: „Du bist verrückt. Ich glaube, London tut dir nicht gut." „Ich dachte, du kannst wieder normal essen.", meinte er schulterzuckend. Ich lachte: „Das heißt aber nicht, dass mein Magen plötzlich riesig geworden ist." „Nicht? Schade, dann bleibt mehr für mich." Ich schüttelte den Kopf und holte Teller für das mitgebrachte Essen raus. Wir hatten was vom Inder geholt. Es war schon cool in London zu sein. „Ich habe mich übrigens an verschiedenen Unis in und um London beworben.", erzählte ich beiläufig. Ich hatte es Nick noch nicht erzählt, aber sein Blick sagte mir, dass er sich freute. „Für welche Fächer?" „Musik und Englisch. Ich habe beschlossen, dass ich Lehrer werden möchte." Nick sah mich erstaunt an: „Wann hast du das beschlossen?" Ich zuckte mit den Schultern: „In den letzten Wochen. Ich habe darüber nachgedacht, was ich mit meinem Leben machen möchte und dachte an Mr. Ajayi. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich das auch möchte. Einfach Jugendliche unterrichten und für sie da sein, wenn sie mich brauchen." „Char, das klingt wundervoll. Ich bin mir sicher, dass du einen Platz hier in London bekommst." Plötzlich schien ihm eine Idee zu kommen: „Wenn du hier einen Platz bekommst, könnten wir zusammenziehen. Louis zieht im Sommer aus, weil er ein Auslandssemester in Paris macht." Ich sah ihn geschockt an: „Das erlauben meine Eltern niemals. Du weißt doch. Sie haben diese blöden Ansichten." „Als ob uns das stört. Wir haben mittlerweile jede ihrer Regeln gebrochen. Die Welt ist noch nicht untergegangen. Außerdem sollte ihnen doch klar sein, dass sie uns von nichts abhalten können, wenn wir beide in London wohnen." Ich seufzte: „Du hast recht. Wenn ich Antworten von den Unis bekommen habe, dann frage ich sie." Nick grinste und gab mir einen Kuss auf die Wange. Danach konzentrierten wir uns aufs Essen.

Heartstopper OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt