#7 - Trauma (AU)

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Triggerwarnung: Gewalt, s*xueller Missbrauch 


Die Wohnungstür knallte ins Schloss und ließ mich aus dem Schlaf hochschrecken. Ich sah auf den Wecker, der in rot leuchtenden Ziffern drei Uhr nachts anzeigte. Charlie schien nach Hause gekommen zu sein. Er polterte durch die Wohnung. War er betrunken? Ich schmiss meine Decke zur Seite und beschloss, dass ich nach ihm sehen sollte. Charlie Spring war seit ungefähr einem halben Jahr mein Mitbewohner. Wir verstanden uns richtig gut. Aber es gab Tage, wo er ganz still war, und wenig aß. Meistens waren das die Tage, nachdem er bei seinem Freund war. Ben war ein Arschloch und ich fragte mich eigentlich täglich, warum Charlie mit ihm zusammen war. Aber er musste es nun mal selbst wissen. Ich fand Charlie auf unserem Balkon. Er lehnte am Geländer und hatte eine Zigarette in der Hand. In letzter Zeit rauchte Charlie immer öfter. Ich machte mir einfach Sorgen um ihn. „Hey Charlie, alles in Ordnung?" Er sah mich kurz an und ich musste inne halten. Charlie hatte ein blaues Auge und seine Nase schien auch geblutet zu haben. Er wirkte müde und kaputt. Ich drehte ihn zu mir und ignorierte, dass ich dadurch den Rauch abbekam. „Was ist passiert?", fragte ich besorgt. Er erwiderte meinen Blick, aber sagte nichts. Dann drückte er die Zigarette aus und lehnte sich an mich. Ich schloss meine Arme um ihn und er begann zu weinen. Egal, was passiert sein musste, es musste schlimmer sein als jeder Streit, den er jemals mit Ben hatte. Ben war ein eifersüchtiger Kontrollfreak. Einmal hatte er mir sogar gedroht, dass ich die Finger von Charlie lassen sollte. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass er ein Vollidiot ist und ich derjenige bin, der immer wieder die Scherben, die er hinterlässt, aufräumt. Jedes Mal, wenn Charlie nach einem Streit dachte, er wäre wertlos und nutzlos, versicherte ich ihm, dass das nicht der Fall war. Charlie war einfach wundervoll. Er war der beste, verständnisvollste, loyalste und klügste Mensch, den ich kannte. Außerdem war er wunderschön mit seinen strahlend blauen Augen, seinen dunklen Locken und seinen Grübchen, wenn er lachte. Von diesem Anblick war gerade nicht viel über und es brach mir das Herz. Charlie weinte sich an meiner Schulter die Seele aus dem Leib. Er roch nach Rauch und Alkohol, aber das ignorierte ich gekonnt. Das war jetzt nicht wichtig. Langsam beruhigte er sich, während ich ihm über den Rücken strich und ihm immer wieder ins Ohr flüsterte, dass es okay war. Ich war hier, hier war er sicher.

Irgendwann hatte ich ihn auf die Couch verfrachtet und uns Tee gemacht. Er saß dort, die Beine angezogen und die Arme um seine Beine geschlungen. Charlie sah völlig fertig aus. Jetzt im beleuchteten Wohnzimmer noch schlimmer als draußen auf dem dunklen Balkon. „Willst du mir erzählen, was passiert ist?", hakte ich nun vorsichtig nach. Er schaute mich wieder an. In seinem Blick lag die pure Angst. Was zu Hölle hatte Ben mit ihm gemacht? „Ich habe mit Ben Schluss gemacht.", gestand er leise. „Und er hat dich daraufhin geschlagen?" Charlie fing an zu zittern. Er stellte die Tasse mit Tee ab und zog seine Beine enger an sich. Er kauerte sich zusammen und fing an zu reden: „Schlimmer! Ich habe ihm gesagt, dass es aus ist, weil ich mich in jemand anderen verliebt habe. Er ist komplett ausgerastet und wollte mich nicht gehen lassen. Ich habe versucht mich zu wehren. Aber er war stärker. Er hat mich geschlagen und mich in sein Schlafzimmer gezerrt...", Charlie brach ab und fing wieder an zu weinen. Ich konnte ihn nur geschockt ansehen. Das hatte Ben nicht wirklich getan. Er hatte Charlie nicht... Ich rückte näher zu Charlie. Meine Hand legte ich auf seine Schulter: „Keine Sorge, ich tue dir nicht weh.", versprach ich. Charlie lehnte sich wieder an mich, wie vorhin auf dem Balkon. „Bitte sag mir, dass Ben nicht das getan hat, was ich denke.", flehte ich ihn fast an. Doch Charlie lachte nur traurig auf: „Würde ich gerne, aber er hat es getan." Er zitterte immer noch am ganzen Körper. Ich konnte mir vorstellen, dass die Bilder durch seinen Kopf geisterten. „Du musst ihn anzeigen.", sagte ich dann. „Mir glaubt doch eh keiner. Vermutlich sagen die sogar, dass ich selbst schuld bin." „Charlie, niemand wird das sagen." „Ich will es einfach vergessen und ihn nie wieder sehen." Ich seufzte und zog ihn enger an mich: „Okay, hier bist du sicher. Ich werde nicht zulassen, dass er dir jemals wieder zu nah kommt." „Danke, Nick.", hauchte er nur und kuschelte sich enger an mich.

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