#11 - heartbroken

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Charlie und Nicks Tochter erlebt ihren ersten Liebeskummer:


Die Haustür knallte zu und ich zuckte zusammen. „Dieser blöde Vollidiot! Er kann mich mal. Soll er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst.", rief Hailey, unsere Tochter. Sie stürmte die Treppe hoch und zog mit aller Kraft ihre Zimmertür zu. Ich speicherte das Dokument, an dem ich gerade arbeitete, ab. Ich wusste nicht was passiert war, aber ich machte mir Sorgen. Hailey war normalerweise nicht so drauf, wenn sie von der Schule kam. „Hailey? Alles in Ordnung?", fragte ich vorsichtig. „Lass mich in Ruhe.", kam es mit gebrochener Stimme von der anderen Seite der Tür. „Hailey, was ist passiert? Du kannst mit mir reden." „Geh weg!" Ich seufzte: „Okay, ich lass dich in Ruhe. Wenn du reden willst, ich bin im Wohnzimmer." Sie antwortete nicht mehr, sondern machte Musik in ihrem Zimmer an. Ich ging die Treppe wieder runter und setzte mich im Wohnzimmer wieder an meinen Laptop. Aufgrund der momentanen Grippewelle war die Schule, an der ich arbeitete, geschlossen. Das hieß für alle Homeschooling. Meine Unterrichtseinheiten für heute waren durch und ich saß gerade an der Nachbereitung. Meine Gedanken waren aber nicht mehr bei der Sache. Ich hasste es, wenn unsere Tochter litt. Das Klingeln meines Handys riss mich aus den Gedanken. Es war Nick. „Hey Nicky.", meldete ich mich nachdenklich. „Ist alles okay, Char?" „Nein, Hailey geht es nicht gut." „Was hat sie?", ich konnte die Sorge in Nicks Stimme hören. „Ich weiß es nicht, aber ich würde auf Liebeskummer tippen. Sie hat vorhin nur gesagt, dass irgendjemand ein blöder Vollidiot ist und bleiben soll, wo der Pfeffer wächst, und jetzt ist sie in ihrem Zimmer und hört traurige Lovesongs." „Oh okay...ich wollte eigentlich fragen, ob ich was einkaufen soll auf dem Weg nach Hause, aber ich glaube, ich weiß, was ich holen muss." Ich lachte: „Ja, das schreit förmlich nach Eiscreme, Schokolade und noch mehr ungesundem Kram. Ich versuche in der Zwischenzeit mal mit ihr zu reden." „Mach das. Ich bin in ungefähr zwei Stunden da. Wir haben noch eine kurze Teambesprechung und dann mache ich mich auf den Weg. Ich liebe dich." „Ich dich auch." Ich legte auf und ging in die Küche, um Tee zu machen. Vielleicht konnte ich Hailey damit aus ihrem Zimmer locken.

„Dad?", ertönte hinter mir die leise Stimme unserer Tochter, als ich gerade die Teebeutel aus den Tassen genommen hatte. Ich drehte mich zu ihr um und sie stand dort, ihre große Patchwork-Decke, die Nicks Mutter genäht hatte, um die Schultern. Hailey war mittlerweile 16 und sah plötzlich aus, wie ein kleines Mädchen. „Möchtest du einen Tee?" Sie nickte und kam zu mir. Sie schlang die Arme um mich und ich erwiderte ihre Umarmung. „Willst du mir erzählen, was passiert ist?", fragte ich vorsichtig. „Ben hat mich betrogen." Ich zuckte zusammen bei dem Namen, doch ich riss mich zusammen. Ich löste mich von ihr und hob ihr Kinn an, so dass sie mich ansehen musste: „Ich hätte dich warnen sollen. Jungs mit dem Namen sind Arschlöcher." „Wieso? Hat dich auch mal ein Junge namens Ben betrogen?" Ich lachte verzweifelt auf: „So ähnlich. Soll ich es dir erzählen?" Ich würde ihr natürlich nicht alles erzählen. Sie musste nicht wissen, was Ben Hope alles zu mir gesagt hatte und was er getan hatte, als ich es beenden wollte. „Nur wenn du möchtest." Ich deutete auf den Küchentisch und wir setzten uns. Sie hörte mir gespannt zu. Wie gesagt, die Details ließ ich aus, aber ich erzählte ihr, wie Ben mich verarscht hatte und mich benutzt hatte, um seine Sexualität auszuprobieren. Wie er vor allen anderen ein Mädchen geküsst hatte, während er immer so tat, als würde er mich nicht kennen, obwohl wir uns täglich in der Bibliothek getroffen hatten. „Wie scheiße ist das denn? Das ist ja noch schlimmer als mein Ben." „Was ist überhaupt genau passiert?", hakte ich nun nach. „Ben und ich waren heute verabredet in der Mall und ich war eine halbe Stunde zu früh am verabredeten Café, also habe ich mich hingesetzt und schon mal eine Cola bestellt und mein Buch gelesen. Nach ungefähr zwanzig Minuten hörte ich seine Stimme und drehte mich um. Und dann sah ich, wie er mit einem fremden Mädchen flirtete und sie küsste. Ich bin zu ihnen gegangen und hab Ben zur Rede gestellt. Er versuchte sich rauszureden, doch das Mädchen, das genauso empört war, wie ich, erklärte mir, dass sie schon seit zwei Monaten zusammen waren. ZWEI MONATE!", rief sie am Ende entsetzt und brach wieder in Tränen aus. Ich zog sie an mich und hauchte ihr einen Kuss aufs Haar. „Ich weiß, dass es weh tut, aber es wird besser. Versprochen!" „Wann?", hauchte sie leise. „Keine Ahnung." „Sehr beruhigend.", schluchzte sie leise. „Ich wünschte ich könnte es dir sagen, aber es gibt keine Regel dafür." „Wann ist es bei dir besser geworden?", wollte sie leise wissen. „Als ich gelernt habe, dass nicht jeder wie Ben Hope ist und mir jemand gezeigt hat, was es heißt, bedingungslos geliebt zu werden." „Also als du Papa kennengelernt hast." „Ja, aber es hat lange gedauert, bis ich ihm geglaubt habe. Ben hatte mir das Gefühl gegeben, ich würde sein Leben ruinieren und ich hatte es geglaubt. Dazu kam, dass ich ein paar Monate vorher gemobbt worden war. Ich hab damals geglaubt, ich würde das Leben aller Menschen um mich herum ruinieren. Es hat eine halbe Ewigkeit gedauert, bis ich realisiert habe, dass das nicht wahr ist, dass ich gut bin, so wie ich bin. Nick hat einen großen Teil dazu beigetragen. Mittlerweile sind wir seit zwanzig Jahren verheiratet und seit dreißig Jahren zusammen und ich kann manchmal immer noch nicht glauben, dass ich diesen Mann verdient habe." „Glaubst du ich werde irgendwann auch jemanden finden, der mich so liebt, wie du und Papa?" „Bestimmt. Halt dich aber von Jungs fern, die Ben heißen." Hailey lachte: „Ich bezweifele, dass jeder Ben ein Arschloch ist." Ich zuckte mit den Schultern: „Ich kenne genau zwei Bens und beide sind scheiße." Wieder lachte unsere Tochter.

Wir unterhielten uns noch, bis Nick nach Hause kam. Er präsentierte Hailey seine Beute aus dem Supermarkt und sie umarmte ihn fest: „Du bist der beste Papa der Welt." „Hey!", beschwerte ich mich. Hailey verdrehte die Augen: „Ich sagte Papa, nicht Dad." „Okay, machen wir jetzt einen Filmabend oder wollen wir darüber streiten, wer der bessere Vater ist?" „Filmabend!", riefen Hailey und ich gleichzeitig. Wir bereiteten das Wohnzimmer vor und unsere Tochter suchte schon mal den Film aus. „Übrigens welche Person muss ich töten, weil sie meiner Tochter das Herz gebrochen hat?", wollte Nick wissen, als wir auf der Couch saßen. „Ben Johnson." „Schon wieder ein Ben? Was ist bloß los mit Leuten, die so heißen?", fragte Nick kopfschüttelnd. „Keine Ahnung, aber ich will nicht mehr darüber reden. Können wir einfach den Film schauen?", bat Hailey. Wir nickten und der Film startete. Auf Frozen 1 folgte dann Frozen 2 und noch zwei weitere Disney Klassiker. In der Mitte des letzten Films schlief Hailey an Nick gelehnt ein. Als der Film vorbei war, hob Nick sie vorsichtig hoch und brachte sie in ihr Bett. Er deckte sie zu und kam dann zu mir: „Erzählst du mir, was dieser Ben getan hat?" „Wird dir aber nicht gefallen." „Das ist mir bewusst.", lachte er leise. Wir schauten nochmal zu Hailey: „Wir haben das ziemlich gut hinbekommen, oder?", fragte ich leise. Nick nickte zustimmend: „Definitiv!" Zusammen gingen wir in unser Schlafzimmer und ich erzählte ihm was passiert war. „Darf ich ihn umbringen?" Ich lachte: „Das wäre schon damals bei Ben Hope keine gute Idee gewesen." „Nie darf ich Spaß haben.", kam es beleidigt von Nick. „Doch darfst du, solange alle überleben und keiner verletzt wird." Er lachte: „Okay, aber nur, weil du es bist." Ich stimmte in sein Lachen ein: „Sehr nett von dir." Er zog mich an sich: „Ich liebe dich, Charlie Nelson." „Ich liebe dich, Nick Nelson." Er küsste mich kurz und dann kuschelte ich mich eng an ihn. Ich konnte mir kein besseres Leben vorstellen als das hier. 

Heartstopper OneshotsDonde viven las historias. Descúbrelo ahora