#8 - His dog died

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Triggerwarnung: Es geht um den Tod eines Hundes

Setting: Der OS spielt 3 Jahre nachdem Nick seinen Abschluss gemacht hat. 

Ich öffnete die Tür zu meinem Studentenzimmer in London, als plötzlich mein Handy klingelte. Ich nahm es aus meiner Hosentasche und sah, dass es Nick war. Sofort ging ich ran: „Hey Nicky, wie geht's?" Meine Fröhlichkeit verblasste sofort. „Char...ich...ich... Nellie ist...Sie ist krank.", brachte er mit zitternder Stimme heraus. „Was? Was ist mit ihr? Wo bist du?" „Ich bin bei meiner Mom. Sie sagte, es ging Nellie schon länger nicht so gut, aber sie wollte mich nicht beunruhigen. Wir fahren jetzt zum Tierarzt mit ihr." „Okay, macht das. Ich bin so schnell wie möglich bei euch." „Aber du musst doch morgen arbeiten." „Mandy springt bestimmt für mich ein, wenn ich sie frage. Du und Nellie seid wichtiger. Halt mich auf dem Laufenden." Er versprach mir zu schreiben, sobald er was Neues wusste, und ich kümmerte mich schnell darum, dass jemand die Schicht mit mir tauschen würde. Wie erwartet war meine Kollegin Mandy bereit einzuspringen, als ich es ihr erklärte. Sie sagte, dafür hat sie was gut bei mir und ich stimmte ihr zu. Als Nächstes packte ich meine Sachen für das Wochenende, was ich jetzt spontan bei Nick verbringen würde. Nicht das es mich irgendwie stören würde, aber ich hasste spontane Planänderungen.

Kurz bevor ich in unserer Heimatstadt ankam, checkte ich meine Nachrichten. Nichts Neues, also mussten sie noch beim Tierarzt sein und ich hatte recht. Ich parkte direkt neben Sarah Nelsons Auto und ging dann in die Praxis. Die Dame an der Rezeption fragte mich, zu wem ich wollte. Ich erklärte es ihr ruhig und sie zeigte auf eine Tür den Gang runter. Als ich die Tür öffnete sah Nick auf und sofort fiel er mir in die Arme. „Hey, alles wird gut. Ich bin hier.", hauchte ich leise. Auch wenn ich mit einem Blick zu Nellie sehen konnte, dass es nicht gut werden würde. Nick löste sich ein Stück von mir: „Nellie hat mehrere Tumore im Brust-und Bauchraum.", erklärte er mir unter Tränen. Geschockt zog ich ihn wieder an mich und vergrub mein Gesicht an seiner Schulter. Nellie war der beste Hund der Welt. Ich wusste, dass Nick ihr immer alles erzählt hatte und sie sein persönlicher Sorgenfresser war, und ich konnte ihn da gut verstehen. Nellie war einfach großartig. Sie war bei fast all unseren Dates dabei gewesen. Sie gehörte einfach zu uns. Eigentlich waren wir nicht Nick und Charlie, sondern Nick und Charlie und Nellie. „Soll ich ihr die Spritze hier geben oder wollen Sie sie mit nach Hause nehmen und ich komme morgen vorbei, dann kann sie in ihrer gewohnten Umgebung sterben." Als der Arzt es laut aussprach, krallte Nick sich noch fester an mich. Es brach mir das Herz ihn so zu sehen. „Wir nehmen sie mit.", beschloss Sarah. Der Arzt nickte und gab uns eine Uhrzeit, wann er morgen da sein würde, dann durften wir Nellie erstmal wieder mitnehmen.

Bei den Nelsons zu Hause trug Nick Nellie die Treppe hoch in sein Zimmer. Ein bisschen erststaunte mich das schon. Ich wusste, dass mein Freund stark war, aber das hier war ein ausgewachsener Border Collie. Nick legte sich mit Nellie auf sein Bett. Sie kuschelte sich eng an ihn und schloss die Augen. Sie wirkte sehr schwach. Ganz anders als sonst. Sonst rannte sie herum und spielte mit uns. Jetzt war sie nur noch erschöpft. „Möchtest du was essen?", fragte ich Nick, doch er schüttelte den Kopf. „Brauchst du sonst irgendwas?" Er lächelte leicht: „Ja, dich. Komm her." Er streckte den Arm nach mir aus. Ich kuschelte mich zu ihm und Nellie. Meine Kopf platzierte ich auf Nicks Schulter. Zusammen lagen wir einfach da und beobachteten die friedlich schlafende Nellie.

Am nächsten Morgen war es unmöglich Nick von Nellie zu trennen. Er brachte sie runter ins Wohnzimmer und dort warteten wir alle gemeinsam auf den Tierarzt. Zum ersten Mal in meinem Leben machte ich mir wirklich Sorgen um Nick. Es war schrecklich ihn so still zu sehen. Immer wieder versicherte er Nellie, dass alles gut sei und er nicht von ihrer Seite weichen würde. Sarah und ich hatten im Laufe des Vormittags aufgegeben Nick dazu zu bringen, etwas zu essen. Ich wusste, dass er was essen würde, wenn es vorbei war, aber gerade ging es in seinem Kopf nur um Nellie und das war okay. Kurz bevor der Tierarzt kam, setzte ich mich zu Nick und legte einen Arm um ihn. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter. Sein Blick ließ nicht eine Sekunde von Nellie ab. Nellie hob schwach den Kopf und schnupperte kurz an meinem Bein. Ich lächelte. Sie legte ihren Kopf wieder ab und schloss die Augen. Manche behaupten Hunde könnten nicht lächeln, aber ich schwöre Nellie konnte es. Die Freude in ihrem Gesicht war immer unübersehbar und auch jetzt hatte ich das Gefühl, dass sie lächelte. Der Tierarzt kam an und erklärte nochmal alles. „So, ich werde Nellie jetzt diese Spritze geben und dann wird sie im Laufe der nächsten halben Stunde aufhören zu atmen." Ich schaute zu Nick, welcher nur auf den Hund fixiert war. „Es ist gleich vorbei, Nellie.", versprach er seiner geliebten Hündin. Nellie gab ein leises erschrockenes Geräusch von sich, als der Arzt ihr die Spritze verpasste. „Shhh, Nellie, alles ist gut. Ich bin hier.", kam es wieder von Nick. Tränen liefen ihm jetzt über das Gesicht. Nellie kuschelte sich enger an ihn, solange sie noch konnte. Ich legte nun meine beiden Arme eng um die Beiden. Sarah saß schweigend mit Tränen in den Augen auf der Couch. Keiner sagte mehr etwas. Wir alle waren einfach nur noch in Gedanken. Jetzt lag mein Kopf auf Nicks Schulter und wir beobachteten zusammen, wie Nellies Atmung immer langsamer wurde. Was laut Arzt im Nachhinein als zwanzig Minuten festgestellt wurde, fühlte sich für uns nur wie ein paar Sekunden an. Nellie lag regungslos da. Sie war jetzt auf der anderen Seite. Der Arzt ließ uns noch ein paar Minuten und dann musste er Nellie mitnehmen. Es war leider nicht erlaubt Tiere im eigenen Garten zu beerdigen. Nick trug Nellie noch zum Wagen. Als der Tierarzt wegfuhr brach Nick endgültig in Tränen aus. Ich hielt ihn einfach fest und ließ ihn weinen. „Ich liebe dich, Charlie.", hauchte er irgendwann mit heiserer Stimme. „Ich dich auch, Nick.", gab ich zurück und zog ihn noch enger an mich. Langsam beruhigte er sich. Als er sich von mir löste und mir in die Augen sah, fragte ich: „Alles okay?" Er schüttelte leicht den Kopf: „Nicht wirklich, aber ich habe Hunger." Ich lachte leicht auf: „Kein Wunder, du hast seit gestern nichts gegessen." Er musterte mich und sein Blick veränderte sich plötzlich. Er sah jetzt besorgt aus: „Hast DU was gegessen?" Ich nickte: „Ja, ich habe vorhin was gegessen.", versicherte ich ihm. Es war so klar, dass er sich wieder Sorgen um mich machte, obwohl er gerade der war, der Unterstützung brauchte.

Nachdem Nick endlich etwas gegessen hatte, legten wir uns auf sein Bett und kuschelten einfach. Wir lagen da und redeten. Dadurch, dass ich mittlerweile in London studierte seit zwei Jahren und Nick seit drei Jahren in Leeds war, sahen wir uns viel zu selten. Vermutlich immer noch öfter, als andere Paare in Fernbeziehungen, weil wir jede Möglichkeit nutzten, aber trotzdem. Mein Kopf lag jetzt auf Nicks Brust und ich lauschte seinem Herzschlag. Ich betete innerlich, dass ich dieses Geräusch für den Rest meines Lebens hören konnte. Nellie zu verlieren war heute schon schlimm, aber der Gedanke, dass ich irgendwann Nick verlieren könnte, war einfach grauenhaft. 

*****

I'm sorry not sorry. Ich musste irgendwie den Gedanken verarbeiten, dass Nellie nicht unsterblich sein kann. 

Heartstopper OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt