Wie in alten Büchern

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Summarize landete in einem dichten Wald. Auf den Nadeln waren dünne Eisschichten und feiner Schnee. Die Scheibe des Cockpits begann bereits zu beschlagen. Sie öffnete es und trat nach draußen in die kühle Luft. Sie zog die Robe etwas weiter zu und verließ ihren Sternjäger.

Doch ihre Füße hielten inne. Ihr Kopf sah nach hinten und alte Erinnerungen und Erlebnisse überflüteten ihre Gedanken. Sie machte doch noch ein paar Schritte zurück, um nach dem Halfter zu greifen, den sie sich umband.

Danach trat sie ihren Weg durch die Nadelhölzer über frischen, knarzenden Schnee an. Sie erkannte, dass sich die Machtsignatur während ihrer Abwesenheit stark ins Positive verändert hatte. Es war ein grauenvolles Übergewicht.

In der Ferne erkannte sie bereits ein Schiff abheben. Sie kam dem Stadtmarkt immer näher. Die Pistole an ihrer Hüfte klapperte bei jedem Schritt. Sie überdachte bereits ihre Entscheidung, aus dem Jediorden ausgetreten zu sein. Es schmerzte in ihrer Brust überhaupt nur darüber nachzudenken.

Ihre Hand streckte sich nach den Windspielen aus, die ein Händler aus alten Astromechteilen anbot. Das Klirren war beruhigend. Sie hat es immer gern gehört, als sie für den Reparateur gearbeitet hat.

Blicke hingen längst auf ihr. Ihre roten Haarspitzen lugten unter der Kapuze hervor und ihr Gesicht war nur zur Hälfte im Schatten. Sie ließ etwas unauffällig ihre Augen umherschweifen. Dann begann sie mit dem Händler über das kleinste Modell seiner Windspiele zu diskutieren; es war von einer BB Einheit.

»Ich hab aber nur republikanische Credits.«

Er wollte ihr klar machen, dass er damit nicht viel anfangen kann. Sie versuchte ihn dennoch zu erweichen. Es lag ihr viel daran, dieses Stück zu erwerben.

»Dann nehm ich es für 50. Aber Credits.«

Langsam scheint er Summarize nachzugeben, dass er dennoch republikanische Credits dafür nahm und als sie es am kleinen Haken in die Luft hielt, stockte ihr der Atem. Eine Hand nach hinten gerissen, wehte sie mehrere Tischdecken und Sonnenblenden mehrerer Standbetreiber auf wie eine kleine Windböe. Doch ihre eigentliche Intention dahinter war, dass sich der Junge, der sich in ihrer kleine Unvorsichtigkeit ihr Lichtschwert geschnappt hatte und mit dem Auge geradewegs in die Öffnung sah, der Finger am Auslöseknopf, nicht das halbe Gesicht wegschnitt. Sie riss es mit der Macht aus seinen Händen und machte die wenigen Schritte auf ihn zu.

»Man darf fremde Sachen nicht so einfach nehmen. Du könntest dich damit verletzen.«

Sie ging vor ihm in die Hocke. Alle Gespräche, auch wenn sie noch so wichtig wären, waren verstummt. Summarize entzündete das Lichtschwert und zeigte dem Jungen, wie sie mit Leichtigkeit den mittelgroßen Stein am Boden durchschnitt. Danach erlosch es wieder und wanderte an ihren Gürtel.

»Entschuldigung«, murmelte der Junge beschämt zu Boden, auch wenn sie seine innere Angst beben spürte.

»Summarize...bist du es wirklich?«

»Swahi Tata?«, richtete sie sich langsam auf, das Windspiel an ihren rechten Zeigefinger klimperte. Ein Lächeln machte sich auf den Lippen von einem der drei Swahi breit; die Stammesältesten. Sie verbeugte sich hastig, da ihr Kopf erst zu arbeiten begann, welch eine Ehre es für sie war, von ihm angesprochen und erkannt zu werden.

In ihren Jahren vor dem Jediorden hat sie immer in den heiligen Hallen ihre Hilfe angeboten, doch sie wurde immer abgelehnt. Eines Tages wurde der jüngste Swahi auf sie aufmerksam, wie sie jeden Tag vor der Tür wartete und nach drinnen sah. Unwissend, dass die anderen Summarize bereits verstoßen hatten, öffnete er ihr die Tür und fragte sie um ihr Anliegen. So wurde sie seine rechte Hand bei allerlei Arbeiten, die beinahe Jahre bis zur kompletten Fertigstellung dauerten. Er sprach damals mit ihr kaum, bis gar nichts und dennoch bereitete ihm dieses Wiedersehen solch eine Freude.

"Komm mit mir. Ich habe dir viel zu erzählen."

Er hob seine matte Leinenrobe leicht an, um über die Unebenheiten im Boden zu gehen und nicht am Sand zu streifen, während ihm Summarize ohne ein weiteres Wort folgte. Das Windspiel klimperte.

Tata führte sie etwas außerhalb des Hauptplatzes an einen Ort, an dem sie noch nie zuvor gewesen war. Es war ein großes Zelt, vor dem ein unbeaufsichtigtes Feuer brannte. Kissen mit vergilbtem blauen Stoff waren darum verteilt. Summarize ließ sich dort auf die Bitte des Swahi nieder. Auch die drei anderen Swahi nahmen Platz am Feuer, mit beachtlichem Abstand gegenüber von ihr. Alle drei teilten die gleiche Leinenrobe und einem sah man das fortschreitende Alter besser an, als den beiden anderen.

Sie verbeugten sich, dem Feuer entgegen und es loderte kurz auf. Summarize war zu vor die Wand gefahren, als auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob sie den Swahi folgen sollte.

»Ihr seid die Erlösung, Summarize. Der Anfang, die Mitte und das Ende der Galaxis.«

Summarize musste sich erst fassen, als die Stammesältesten sich wieder aufrichteten.

»Nein, das kann nicht ich sein«, wank sie ab und klimperte mit dem Windspiel. Doch sie verstummte in ihrer Bewegung. Die Worte von Qui-Gon rollten im Hinterkopf wieder an.

Sie sei die Auserwählte.
Auf ihrem Heimatsystem würde sie die Lösung finden.

War es nicht der Grund, warum sie den Jediorden verlassen hat? Um Recht und Ordnung in die Galaxis zu bringen, die immer weiter in das Dunkle abdriftete? Um ihren Meister und alle anderen Jedi davor zu bewahren, sterben zu müssen?

»In alten Schriften, die in einem verschütteten Bergwerk gefunden wurden, stand davon, dass auf Ceilan immer dann ein auserwähltes Kind geboren wurde, sobald Sum'risha es für nötig empfindet, das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen.«

»Und Ihr glaubt, dass ich es bin?«

Der älteste nickte kräftig. Summarize war überrascht von seiner Reaktion.

»Dieses auserwählte Kind kann die Fänge des dunklen sowie des hellen Sanae greifen ohne daran zu vergehen.«

»Und was muss ich tun um das Gleichgewicht wieder herzustellen?«

»Ihr müsst Euch opfern«, kam es leise vom dritten, der bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts gesprochen hatte.

Summarize sah nachdenklich zu Boden.

»Der alte Stollen führt tief ins Innere von Ceilan. Dort sollen solche Rituale vor langer Zeit vollzogen worden sein.«

Summarize nickte stumm. Es ging ihr gerade durch Mark und Bein.

»Entschuldigt mich für einen Moment, ich muss noch etwas erledigen.«

Die drei wirkten etwas überrascht über ihre sofortige, indirekte Zusage. Sie wollte diesen Gedanken gar nicht so weit in ihren Verstand sickern lassen. Mit schnellen Schritten rannte sie zurück zum Sternjäger. Sie wäre kurz davor einzusteigen und abzuhauen, doch sie nahm sich zusammen. Sie zog einen kleinen Holoprojektor aus einer Gürteltasche und nahm eine Nachricht auf. Das Windspiel, den Projektor, ihr Lichtschwert und den Halfter auf den Fahrersitz gelegt, schaltete sie ihren Astromech ein, den sie seit dem Jeditempel abgeschaltet hatte.

Sie befahl ihm, zurück nach Corusant zu fliegen und dort diese Nachricht und das Geschenk zu überbringen.

Summarize sah im nach. Wie das Schiff immer kleiner wurde, immer näher dem Ende der Athmosphäre kam und dort zur Gänze verschwand. Ihre Füße waren wie angewurzelt.

Es war nicht einfach sich umzudrehen und dem Lebensende bewusst entgegenzugehen. Und dennoch rief sie sich in Gedanken, dass dies ihr vorbestimmter Weg war, der ihre Visionen noch zum Guten wenden konnte.

Zielsicher begab sie sich wieder zurück zum Quartier der Stammesältesten.

Dort wurde sie von Swahi Tata empfangen, der auf ihre endgültige Antwort bereits wartete.

Summarize nickte, aus tiefster Überzeugung, dass sie mit ihrem Leben viele andere bewahren konnte. Doch dennoch übersah sie, dass es eine Komponente gab, die sie, ob als Auserwählte oder nicht, nicht beeinflussen, ja weder noch umlenken konnte.

Und zwar den anderen Auserwählten. Anakin.

Beholden | Star Wars The Clone WarsTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang