Kapitel 21 - 3

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Won't you marry me, marry me?
Let's not waste more time and just
Marry me, marry me
I want the world to know you're mine
And I don't need a cake
A fancy wedding's not for me
Won't you marry me, marry me today?
There's no one I'd rather kiss than you
And that's one thing you swear you'll never do
— Marry me by Meghan Trainor

— Leon —

„Oh scheiße, Mats", jammerte ich am nächsten Morgen, als diese ekelhaft hellen Sonnenstrahlen uns weckten und ich mich dazu gezwungen sah, mir die Decke über den Kopf zu ziehen, „Nie wieder Alkohol, echt ey! Warum haben wir doch gleich nochmal so viel getrunken?"
„Warum du so viel gesoffen hast, weiß ich nicht, ich MUSSTE so viel trinken, weil ich gehofft hab, dass ich bis heute Morgen deine ganzen Antworten aus meinem Hirn raus gebrannt habe."

Nachdem sich meine Augen nun ein wenig mehr an die Helligkeit gewöhnt hatten, zog ich langsam die Decke wieder vom Kopf. Mats blickte mich aus müden Augen an; seine dunklen kurzen Haare standen in alle nur erdenklichen Richtungen ab. Er sah definitiv so aus, wie ich mich fühlte.
„Hat's funktioniert?"
„Als ob", rollte er mit den Augen und setzte sich mit einem Ruck auf, „Fuck!"
Schmerzhaft verzog er das Gesicht und hielt sich den Kopf. Tja, ich wollte es ja nicht sagen, aber...doch, wollte ich!
„Ich hab's dir ja gesagt!"
„Halt einfach die Klappe, Goretzka und schwing deinen Arsch aus dem Bett!"

Kurz darauf wankten wir beide eher minder fit die Treppe ins Wohnzimmer hinunter.
„Da ist ja unser Bräutigam", kam Thomas gut gelaunt aus der Küche. Er drückte uns jeweils ein Glas mit einem aufgelösten Aspirin in die Hand.
„Woahhhh nicht sooooo laaaaaut", gequält verzogen Mats und ich synchron das Gesicht und plumpsten auf einen Teil der Couch, der noch nicht besetzt war.
„Meine Güte, ihr Dortmunder vertragt aber überhaupt nix, wa?!", feixte Thomas lachend mit einem Blick auf Marco, Mats und mich.
„Nee nee, das scheint eher so n NRW-Phänomen zu sein", schlug Josh in genau die gleiche Kerbe, wobei er Max und Marius lachend gegen die Schulter boxte. Irgendwie hatte er da nicht so ganz unrecht. Während wir anderen kurz vor dem Exitus standen, waren meine Bayern-Jungs im Gegensatz zu uns förmlich das blühende Leben.
„Schnauze, Kimmich", stöhnte Max vollkommen fertig.
Amen, Maximilian!
Amen!

Kurz darauf war der größte Teil der Jungs verschwunden, um sich für den Tag vorzubereiten. Zurück blieben die drei M's - Marius, Max und Mats - sowie meine Wenigkeit. Mats besetzte gerade als vorletzter noch die Dusche, so dass ich Gelegenheit hatte, nach oben ins Schlafzimmer zu schleichen um einen Blick nach drüben zu werfen. Luisa hatte ja immerhin auch eine sehr gute Sicht in unser Schlafzimmer gehabt, also konnte ich ja auch mal...nur ganz kurz...

„Was machst du da?"
„Aus dem Fenster gucken", drehte ich mich breit lächelnd um, „Ist so ein schöner Tag heute!"
„Aha...na dann guck mal weiter..."
Ich drehte mich wieder um; jetzt waren die Vorhänge geschlossen. Ruckartig schoss ich wieder zu Mats herum, der grinsend mit seinem Handy herum wedelte.
„Traditionell schon vergessen?!"
„Damit haben wir mit 17 aufgehört...", frech streckte ich ihm die Zunge entgegen.
„Verschwinde bloß unter die Dusche", boxte er mich im Vorbei gehen gegen den Oberarm. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Wenig später genoß ich, wie das heiße Wasser meinen Körper hinunter rann. Meine Gedanken kreisten um den heutigen Tag und so langsam stieg auch bei mir die Aufregung. Wir hatten so verdammt lange davon geträumt, hatten warten und bangen müssen und nun war es endlich so weit. Heute würde Sophie endlich offiziell meine Frau werden.

Mit einem Lächeln im Gesicht trat ich aus der Dusche, trocknete mich ab und wickelte ein Handtuch um meine Hüften. Energisch wischte ich über den beschlagenen Spiegel; für einen Moment blickte ich in die Augen meines 16-jährigen Ich's, bevor ich wieder den Mann im Spiegel sah, der ich heute war.
26 Jahre alt.
Profifußballer.
Wahnsinnig verliebt in eine wundervolle Frau, die mich zu eben jenem Mann gemacht hatte, auf den ich stolz sein und mit dem ich sehr gut leben konnte.
Mit ihr zusammen.
Für immer.

„Na endlich fertig?", wurde ich unten von Marius begrüßt, als ich nach unten kam und wieder einmal verzweifelt an meiner Krawatte herum nestelte.
„Wie man's nimmt..."
„Oh Guck mich nicht an", winkte dieser auch so gleich an, so dass ich gleich zu Max hinüber sah. Sollte ein Trauzeuge nicht eigentlich auf alles vorbereitet sein?!
„Kannst du das nicht selbst? Champions League und so?!", unkte Max belustigt, wobei er aber abwehrend die Hände hob. Tzzz der hatte mit Schalke ja wohl auch CL gespielt. Also wirklich.

„Oh Man, Jungs, noch grün hinter den Ohren, aber so erwachsen sein wollen", rollte Mats leicht missbilligend mit den Augen, denn offenbar hatte er heute schon mehr wie eine Krawatte gebunden.
„Ja ja schon gut, Daddy, wärst du so liebenswürdig?"
Geschäftig machte sich der Dunkelhaarige also an meiner Krawatte zu schaffen, bis er sie schließlich zu zog. Immer weiter zu zog und das immer enger...
„Mats, das ist aber viel zu eng...", röchelte ich schon fast.
„Ich weiß...", erwiderte er ganz unbeeindruckt. Mit einem Ruck hatte er mich an meiner Krawatte bis auf wenige Zentimeter an sein Gesicht ran gezogen. Abschätzend musterte er mich; ich glaubte, ein wenig Vergnügen in seinen Augen erkennen zu können, als mir mehr und mehr die Luft wegblieb.
„Wenn du ihr jemals weh tun solltest, Goretzka, dann solltest du die Beine in die Hand nehmen und laufen. Denn dann willst du nicht, dass ich dich in die Finger kriege!"
Damit ließ er mich los, rückte meine Krawatte zurecht und klopfte mir auf die Schulter.
„Darf ich dir bei deiner Heirat das gleiche sagen?", sog ich gierig Luft in meine Lungen.
Vergnügt funkelte er mich an, bevor er mir meine Jacke zuwarf, da wir los mussten.
„Wenn du bis dahin gelernt hast, Krawatten zu binden, dann gerne!"

„Also ich werd mir von Mats nicht nochmal die Krawatte binden lassen", murmelte Max neben mir im Rausgehen und ich stimmte ihm insgeheim zu. Wenn ich gestern Abend eine getragen hätte, hätte er wahrscheinlich schon bei der kleinen Fragerunde zugezogen. Wobei ich daran ja nun wirklich unschuldig war. Ich war ja förmlich dazu gezwungen worden und letztlich war ich nicht dazu gemacht, um mich einfach so geschlagen zu geben.

Die Straße und die Zeit eilten wie im Flug vorbei. Noch ehe ich mich versah, standen wir auch schon vor dem Standesamt. Wir waren offenbar die letzten, die ankamen, so dass wir direkt hinein gingen. Vor dem Saal trippelte ich schließlich aufgeregt herum. Jetzt schien sich die Zeit ins Gegenteil zu verwandeln. Träge zog sie sich dahin; alle paar Sekunden warf ich einen Blick auf meine Uhr.
Wo blieb Sophie denn?
Was war, wenn sie nicht kam?
Wenn sie es sich anders überlegt hatte?

„Leon, atmen, sie kommt schon", klopfte Marius mir beruhigend auf die Schulter.
„Genau und zwar jede Minute, also...", Mats nickte den beiden Blonden neben mir zu, „....rein mit euch!"
„Nein, nein, wir haben abgesprochen, dass wir zusammen rein gehen!"
„...und wir haben das ganze gecancelt!"
„Wer ist wir?"
„Deine Schwester und ich!"
„Du weißt genau, wie schwer dieser Moment trotz allem für Phie sein wird", protestierte ich, „Sie kann das nicht alleine!"
„Sie wird nicht alleine sein...", beruhigend, wie nur er es konnte, lächelte mich Mats an, „Familie...richtig?!"
„Familie!", nickte ich zustimmend, bevor ich ihn umarmte, „Danke, Mats, du glaubst gar nicht, wieviel uns das bedeutete. Wie viel es ihr bedeuten wird..."
„Na komm, heb dir deine Tränen für deine Frau auf", energisch schob er mich nun Richtung Tür, so dass ich nun zusammen mit Max und Marius den Saal betrat, in dem unsere Familie und engsten Freunde saßen.

„Leon?"
Josh saß am Gang und hatte mich nun zurück gerufen, nachdem ich an ihm vorbei gegen war.
„Ja?"
Zunächst schloss er mich wortlos in seine Arme, damit niemand anderes seine Worte mit bekam.
„Es war richtig von dir, München den Rücken zu kehren. Es tut mir leid, dass..."
„Ich hätte dir das schon lange sagen sollen, aber ich dachte, du wüsstest das. Weder Marius, noch Max oder Mats werden je etwas an unserer Freundschaft ändern. Wir sind und bleiben Kimetzka", lachte ich leise und er stimmte mit ein, „Ohne dich hätte ich die Zeit in München nicht gepackt und dafür danke ich dir!"

Ich drückte ihn noch ein letztes Mal an mich, bevor ich mit Marius weiter nach vorne ging und den Standesbeamten begrüßte.
Jetzt war es soweit.
Heute würde sich unser Schicksal erfüllen.
Heute würden wir nach unendlich vielen Hürden endlich unser ‚Für immer' bekommen...

Still In Love With You [A Leon Goretzka-FF]Where stories live. Discover now