Teil 6

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Die Zeichnung ist von der lieben sophiakelpie18! Vielen Dank nochmal!

Herakles

"Die Menschen schauen zu dir hinauf, Herakles!", rief mir der mit Gold geschmückte Mann neben mir zu.
"Selbstverständlich tun sie das mein König, er ist doch der Sohn des Zeus der einzig wahre!", fügte Georgios hinzu der plötzlich aufgetaucht war.

"Du kommst aber auch wie aus dem nichts Georgios.", lachte der König freudestrahlend und spielte an einer seiner mit Edelstein besetzten Kette herum. Nun schaute auch ich Georgios neben mir an. Ein kleines goldenes funkeln konnte ich in seinen Augen erkennen.

Verwirrt blinzelte ich ein paar Mal, seine Pupillen waren plötzlich wieder natürlich braun. Seltsam.

Ich hätte schwören können sie wären golden gewesen. Vielleicht war es auch nur das Licht der Fackel welches mich geblendet hatte. Eine andere Erklärung gab es nicht.

Doch lange konnte ich nicht nachdenken, da der König nun laut verkündete: "Geehrte Bürger der Stadt. Wir haben uns heute hier versammelt um zu
kämpfen. -", Jubel ertönte und unterbrach die Rede.

Der Herrscher erhob ruckartig seine Hand und brachte die Menge zum Schweigen. "Heute jedoch ist etwas anders. Der einzig wahre, Halbgott, Krieger und Held Herakles ist hier!"

Georgios gab mir einen kleinen Schubser der stärker war als man von einem kleinen, pummeligen Mann erwarten würde und ich trat nun vollständig ins Licht der Fackel. Freundlich und mit einem offenen Lächeln präsentierte ich mich der Stadt. Die Menge freute sich über meine Anwesenheit und jubelte ununterbrochen meinen Namen.

Bis es dem König zu viel Ruhm wurde.
"Nun denn, ich würde sie bitten nun die Hauptstraße freizuräumen. Jetzt da das Gewitter nach gelassen hat, können wir beginnen.", unterbrach der König nach einiger Zeit höflich die Menge.

Ich blickte zum Himmel hinauf. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete ich wie sich die fast schwarzen Wolken langsam von der Insel Chios entfernten. War Zeus etwa sauer? Und wenn nicht, wieso hatte es ein Gewitter gegeben?

Noch in Gedanken versunken bemerkte ich nicht wie die anderen Kämpfer sich ihren Weg durch die einfachen Bürger bannten und aufgefordert wurden sich im Palast vorzubereiten.

Das letzte was ich von den anderen Kämpfern sah, war ein blaues, im Winde flatterndes Band. Dann wurde die Steintür zugeschoben.

Ariana

Ich war noch immer wütend. Wütend das ich die einzige Frau zwischen muskelbepackten Männern war. Das war sicherlich das Werk des Königs.
Mit der Entscheidung keinen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, wandte ich mich seufzend meinen Sandalen zu. Ich hatte einen Kampf zu gewinnen, Wut würde mich ablenken.

Ich öffnete den Verschluss der Schuhe und schüttelte Dreck und kleine Steine auf den glänzenden weißen Boden des Eingangsbereiches.
Es war mir in diesem Moment egal, dass ich den Eingang des Königs beschmutzte.

Als ich damit fertig war, schnürte ich sie mir wieder um und zog sie diesmal fester zusammen. Meinen gelben Helm setze ich mir kurz ab und erneuerte meinen Zopf, der durch meinen Marsch schon locker geworden war.

Als ich dann wieder zurück zu meinen Helm greifen wollte stellte ich verwundert fest, dass er nicht mehr an Ort und Stelle stand. Panisch suchte ich in meiner Tasche herum ich war mir nahezu sicher ihn nicht dort reingelegt zu haben, doch ich schaute trotzdem noch einmal nach.

Als ich ihn dort nicht fand blickte ich mich suchend im Raum um und machte verärgert die Entdeckung meines Helms auf dem Kopf eines anderen. Mit bebenden Schritten kam ich auf den Herrn zu und tippte ihn an.

"Sie haben meinen Helm auf.", versuchte ich es zunächst freundlich und lächelte meinen Gegenüber leicht an als er sich umgedreht hatte.

"Nein, das glaube ich nicht.", unauffällig fuhr mein Blick seiner Erscheinung entlang. Seine giftgrünen Augen stachen sich in meine grauen. Die dichten Augenbrauen verwirrt zusammen gezogen.

"Ich bin mir ziemlich sicher, dass das mein Helm ist.", mit verschränkten Armen sah ich ihn zornig an, dass erwiderte er jedoch nur mit einem schiefen Grinsen. "Wenn das so ist, dann hol ihn dir.", flüsterte er leise.

"Gerne.", ich war gerade dabei mir den Helm zu schnappen, als eine Stimme ertönte. In meiner Bewegung hielt ich inne.

"Lassen sie, sie in Ruhe.", der all bekannte Herakles stolzierte die Steintreppe des Eingangs hinab und kam wenige Meter vor uns zum Stehen.

Da der Dieb leider etwas zu sehr damit beschäftigt war Herakles Anwesenheit mit einem Augenverdrehen zu kommentieren, kam ich ohne große Mühe an den Helm ran.

Sobald ich ihn in der Hand hielt, staunten ich nicht schlecht. Kleine weich aussehende Locken umrahmten sein Gesicht.

Als er schließlich bemerkte das ich den Helm in der Hand hielt spannte sich sein Kiefer bemerkbar an und er sah mich aus verengten Augen an. Ohne ein weiteres Wort zu sagen setzte er sich in Bewegung, um sich schließlich dem Halbgott als auch mir zu entfernen. 

Sein leichtes Lächeln das er dabei  aufgesetzt hatte, machte mich nervös und es fühlte sich so an als würde sich sein Blick in meine Seele bohren.

Dieser Moment war aber schnell vorbei, er ging weiter und ließ mich in einer Schockstarre zurück. Verwundert sah ich ihn nach, bis ich bemerkte das er sich einen silbernen Helm aufsetzte.

Als er das getan hatte drehte er sich zu mir um, rückartig, als würde er meine Augen auf sich spüren. Schnell sah ich nach vorne.
Doch da stand schon der nächste junge Mann vor mir. Herakles.

Mit einem selbstbewusstem Blick schaute er auf mich hinab, zufälligerweise war er leider einen Kopf größer als ich.

"Ich nehme ihren Dank gerne an.", lachte er, dann schließlich los und unterbrach unser Schweigen. "Ich habe ihnen nicht gedankt.", sprach ich die Wahrheit aus. Seine Mimik wurde auf der Stelle kalt. 

"Ist es normalerweise nicht so das man seinem Retter in Not dankt?", seine sturmgrauen Augen hatten ein gefährliches glitzern angenommen.
"Ich war ganz sicher nicht in Not.", mit der Entscheidung ihn weiter zu provozieren, stand ich breit beinig vor ihm.

"Das werden wir im Kampf sehen.", antwortete er und verließ mich mit einer gereizten Miene.
Seine Schulter berührte unauffällig meine und ein Stromschlag durchfuhr mich.

Ich rieb mir die stechende Stelle am Arm und schaute ihn nach, auch er hatte es bemerkt, da er nun stehen blieb und sich an seinen linken Oberarm fasste. Über die Schulter schaute er kurz zurück, leicht verwundert schüttelte er den Kopf und ging erhobenen Hauptes weiter.

Die Verlorene Tochter Des Himmels [In Überarbeitung] Où les histoires vivent. Découvrez maintenant