Teil 35

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Herakles

Kurz vor Sonnenaufgang brachen wir auf. Mit Schwertern in der Hand folgten wir Ariana, welche uns einen kleinen Pfad zeigte, auf dem wir unentdeckt bleiben würden.
Ich riskierte einen Blick zu meiner linken, während wir schweigend zum Hafen schlichen. Sämtliche Wachen hatten sich an den Stützpunkten versammelt und hielten ausschau nach uns. Die noch gestern so belebte Stadt war still und leblos.

Keiner wagte sich vor die Tür, Fenster waren verriegelt und der Marktplatz leer. Einzig und alleine durch das Gezwitscher von Vögeln konnte man davon ausgehen, dass diese Insel noch lebte.

Mein Blick fuhr zurück zu Ariana. Wie eine Raubkatze hielt sie sich in den Schatten der Felsen vor den Blicken der Soldaten versteckt.
Theodore hinter ihr war genauso unsichtbar. Bloß ich rannte wie ein Trampeltier den Hügel hinab. Meine Wunde am Hals beschränkte meine Fähigkeiten aufs minimum, und ließ mich erschöpft Pause machen. Die Selbstheilung forderte zu viel Energie. Wäre ich kein Halbgott hätte ich den Biss nicht überlebt.

Erst als ich das, in der Sonne schimmernde, Meer bemerkte, verflogen meine finsteren Gedanken und Hoffnung machte sich in mir breit. Wir würden es schaffen, da war ich mir nahezu sicher.

Wir müssten bloß achtsam sein.

Ariana

Kurz vor dem Hafen, hielt ich die anderen an ihren Ärmeln zurück. Ich deutete Theodore und Herakles an mir in eine schmale, ruhige Gasse zu folgen. "Wie lautet der Plan? Ich hab euch hier hin gebracht, den Rest solltet ihr erledigen.", murmelte ich ihnen leise zu.

Schockiert beobachtete ich wie sich Herakles verlegen am Nacken kratzte. "Also um ehrlich zu sein, wollten wir improvisieren.", er rechnete scheinbar auf die Unterstützung Theodore, doch dieser hatte sich von uns weg gedreht und behielt die Wachen in Blick.

"Improvisieren, also?", ich nickte langsam. Ich sollte nun nicht überreagieren, es würde die Situation nicht verbessern. Stattdessen schloss ich das Thema mit einem wütenden Zischen in Richtung Herkels ab.

"Du setzt unser Leben wegen deiner Spontanität aufs Spiel!", auf meine Worte hin, verdrehte der Halbgott bloß die Augen. "Entspann dich. Nichts wird schieflaufen."

Ich schwor mir Herakles den Hals um zu drehen, sollte doch etwas schieflaufen.
"Welches der Boote bringt uns hier weg?", ohne uns eines Blickes zu würdigen, lenkte Theodore unsere Aufmerksamkeit auf die Schiffe, die sich an der Küste anreihten.
Herakles trat vor. Nach einigen Sekunden des Schweigens, deutete er auf ein prächtiges Schiff aus Kirchholz welches wegen seiner goldenen Verzierungen leicht funkelte.

"Los.", Herakles war gerade dabei den ersten Schritt ins Licht zu treten, als ich ihn schwungvoll und mit voller Kraft zurück zog. Stolpernd und mit einem schmerzerfülltem Gesicht stand er wieder neben mir. "Hast du sie noch alle? Wenn du da einfach so rausspazierst, ist das dein Todesurteil.", gab ich ihm zu verstehen.

Wütend baute er sich vor mir auf. "Mach das nie wieder.", die Art wie bedrohlich seine Stimme dabei klang, ließ mich schlucken. Doch ich ließ ihnen dieses Duell nicht gewinnen. Ich kam ihn gefährlich nahe, ein Ausfallschritt und ich könnte ihn ohne große Mühe verletzten. "Was soll ich nie wieder tun? Dir das Leben retten?", Herakles sah mir noch einen schrecklich langen Moment in die Augen, bis er sich abwandte. "Was schlägst du denn vor, Allwissende.", unauffällig schmunzelte ich, so konnte er mich liebend gerne öfter nennen.

Einen kurzen Augenblick dachte ich nach. "Wir warten bis die Matrosen, ihre Ware ausladen. In der Masse von Menschen können wir uns unauffällig aufs Boot begeben.", der Halbgott neben mir schnaubte beleidigt.

"In Ordnung.", selbst diese zwei kleinen Worte brachten mich dazu Stolz zu empfinden. Selbstbewusst schritt ich voran.

Ohne auf sie zu achten, schubste ich die beiden jungen Männer leicht beiseite. Wie es sich für eine Anführerin gehörte, nahm ich vor ihnen Stellung. Den Blick Richtung unseres Schiffes.
Sobald sie die Fässer raustragen, würden wir auf dem Schiff sein.

Die Verlorene Tochter Des Himmels [In Überarbeitung] Where stories live. Discover now