Teil 36

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Ariana

Nach nur kurze Zeit, befanden wir uns zwischen Gewürzen, Gold und Rüstungen. Die Händler beilten sich alles schnell auszuladen. In all dem Chaos gelang es uns ohne große Mühe schnell abzutauchen.

Genau, wie ich es mir gedacht hatte.
Mit einem triumphierendem Grinsen führte ich die Männer hinter mir zu dem Schiff. Einige Passanten beäugten uns misstrauisch, doch unternahmen nichts um uns aufzuhalten.

Kurz bevor wir am Steg ankamen, stellte sich uns dann jedoch ein kräftiger Händler in den Weg. Unauffällig wollte ich mich an ihm vorbei schleichen, doch da hatte er mich schon am Handgelenk gepackt und mit voller Wucht zu sich gezogen.

Sofort stieg mir der Gestank von Alkohol und anderen Substanzen in die Nase. Angeekelt wollte ich ein paar Schritte zurück treten, doch er behielt mich fest in seinem Griff.

Erst da war ich mir meiner Lage bewusst. Zornig blickte ich in die Feuerroten Augen meines Gegenübers.
"Loslassen.", fauchte ich.
Doch statt dies zu tun, ließ er seinen Blick über mich fahren.

"Da haben es die Götter wohl heute gut mit mir gemeint." , murmelte er und leckte sich über die Lippen. Er fuhr sich mit seiner freien Hand durch die öligen Haare. Dann umfasste er meine Hüften und drückte zu. Ich zuckte zusammen. Der Schock, dass mich jemand berührte, kostete mich den einen Moment den ich gebraucht hätte um der Umklammerung entgehen zu können.

Bevor ich reagieren konnte, landete eine Faust im Gesicht des Wiederlings. Ich spürte wie der Schlag ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Rücklings fiel er zu Boden.
Gerade noch versuchte er nach meinem Arm zu greifen um mich mit sich zu ziehen, als ich schon zurück schreckte. Mit einem lauten Aufprall schlug er auf.

Blut verteile sich um seinen Kopf herum und es schien so als würde er sich nicht mehr bewegen. Starr blieb ich stehen, als mein Blick zu Theodore wanderte, der seine blutigen Knöchel musterte.
Er war es gewesen.

Doch bevor ich länger darüber nachdenken konnte, ertönte Schreie um uns herum. Die Leute zeigten mit den Fingern auf uns.
Ohne das wir es verhindert konnten, bildete sich ein Kreis, wir in der Mitte.

Panisch versuchte ich mir einen Plan zurecht zu legen, als ich sah das nun auch die Wachen auf uns und die Leiche aufmerksam geworden waren. "Wir werden sterben", entfuhr es mir, als ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.

"Nein werden wir nicht.", Herakles begann die Leute die sich immer näher an uns trauten, beiseite zu stoßen. Keine Sekunde verging, da hatte sich uns schon ein schmaler Weg geöffnet. Immer weiter schubste der Halbgott die Leute umher, brüllte sie an und machte uns so den Weg frei.

Das Schiff war uns nun schon so nah, das ich die Gesichter der Matrosen deutlich sehen konnte.
Diese eilten hektisch umher und transportierten alles ab, was nicht mehr aufs Boot gehörte. Hier hatte wohl kleine mitbekommen was eben passiert war. Oder es interessierte sie einfach nicht.

"Wie sollen wir hochkommen?", als ich meine Frage stellte, vermied ich Theodore anzusehen. Doch auch dieser suchte nicht meinen Blick.
Stattdessen fixierte er die Lage hinter uns. Immer mehr Leute sammelten sich am Hafen und immer lautere Schreie ertönten, als man das Unglück bemerkte. 

Es war nur eine Frage der Zeit bis die Wachen die Umgebung umstellt hatten. "Schnappen wir uns Kisten und tragen sie aufs Boot.", antwortete Herakles. Verwirrt sah ich ihn an. Erkannte er etwa nicht, was die Menschen hier die ganze Zeit Taten. "Die tragen die Kisten von Schiff runter, Herakles. Nicht hinauf.", ich versuchte es ihm mit meinem Zeigefinger, den ich in die Richtungen bewegte, zu verdeutlichen. Die ganze Situation kam mir unglaublich kindisch vor.

"Ich habe Augen im Kopf. Natürlich sehe ich das, wenn sie Fragen stellen, sag einfach du hättest etwas gekauft.", sagte er. Da wir nicht die Zeit hatten uns über diese dämliche Ausrede zu streiten, nahm ich mir ohne ein weiteres Wort, eine kleine Kiste und trug sie zurück ins Boot. Theodore und Herakles folgten meinem Beispiel und warfen sich jeweils einen Sack Reis auf die Schulter.

Entspannt und langsam um keine Aufmerksamkeit zu erregen, versteckt unter meiner Haube, huschte ich den Eingang des Schiffes entlang. Ich riskierte einen Blick zurück um festzustellen, dass man uns entdeckt hatte. "Da!", rief eine der Wachen und kam mit schnellen Schritten aufs Boot zu.

Herakles fluchte leise. Aufgeregt fuhr er sich durch die blonden Haare. "Wir müssen uns verstecken!", zischte er leise. Schnell zog uns hinter sich her. Er öffnete eine kleine Tür, die zu einer Abstellkammer führte. Leise und darauf bedacht das man uns nicht sah öffnete er diese.

Ein dunkler enger Raum kam uns in Sicht. Bevor ich darüber nachdenken konnte, ob dieses Versteck die beste Idee war, wurde ich schon rücksichtslos von Herakles hinein geschubst.

Gerade mal so konnte ich mich auf den Beinen halten, doch knallte dafür mit voller Wucht gegen etwas Hartes. Verwirrt blieb ich stehen. Was um alles in der Wel-

Erschrocken schrie ich auf als mich aus dem Dunkeln zwei Hände an den Ellbogen packten und sanft zurück schoben. Aus meinem Fehler mit dem toten Händler lernte ich. Diesmal reagierte ich schneller.

Wie von selbst, lag der Dolch in meiner Hand. Ohne meinen Gegenüber eine Gelegenheit zur Verteidigung zu geben, presste ich ihn gegen die vollen Regale hinter ihm. Einige von den Gegenständen fielen zu Boden und zerbrachen.

Doch das beirrte mich nicht. Gefühlskalt setzte ich die Klinge an seinen Hals. Eine feine Blutspur begann sich zu bilden. Nichts ernster, würde ich nicht fester zudrücken.

Auch die beiden Männer hinter mir zogen ihre Schwerte und richteten sich hinter mir auf. "Wer bist du?", Herakles Stimme war wie verändert. Keine Wärme oder Belustigung lag in ihr. Bloß Zorn und das Versprechen keine Gnade zu zeigen.

"Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.", die Stimme eines Mannes klang, angesichts seiner Lage unglaublich ruhig.
"Ich fragte, wer du bist.", bedrohlich langsam schob sich Herakles an mir vorbei und ging auf den Mann zu der noch immer von der Dunkelheit eingehüllt war und uns so seinen Anblick verweigerte.
Ohne ein Hauch von Anstand, drängte mich Herakles hinter sich, als würde er mich beschützen wollen.

"Und ich beantworte das nicht.", lachte der Mann bloß unbekümmert. In dem schwachen Licht das uns gerade so erreichte, bemerkte ich wie etwas hinter seinem Rücken aufblitzte. Verwundert kniff ich die Augen zusammen. Wieder eine Reflexion. Mit brüchigen Stimme, rief ich in letzter Sekunde:

"Vorsicht Herakles.", dann erhob der Unbekannte sein Schwert und schlug zu.

Die Verlorene Tochter Des Himmels [In Überarbeitung] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt