Lila Wolken

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Alucard blickt in den Himmel hoch, sieht an diesem entlang und kneift die Augen leicht zusammen. Das ist kein normaler Sturm der sich hier zusammenbraut. Die Magie liegt hier in der Luft, als könnte man sie schneiden. Die Wolken besitzen einen leicht violettfarbenen Unterton, der durch das noch etwas hellere Grau zu erkennen ist. Seras bleibt neben ihrem Meister stehen, auf ihrem gesamten Körper hat sich eine extreme Gänsehaut ausgebreitet. „Meister...?" Dieser sieht auf sie hinunter, Besorgnis ist in den roten Augen zu erkennen. „Mach dich auf alles bereit, Seras." Anstatt einer Gänsehaut, stellen sich bei ihm nur die Nackenhärchen auf und trotzdem reicht es ihm aus. Das flaue Gefühl in der Magengegend lässt ihn nicht los, welchem er normalerweise sofort trauen würde. Die Draculina hat den Urvampir selten so erlebt und auch spürt sie schon fast so etwas wie Unsicherheit. Hat ihr Meister- etwa Angst? Seras blickt in die Richtung in welcher sie die Personen gerade noch so trotz der Vampiraugen erkennen kann und presst die Lippen aufeinander. Was dort wohl los ist? Aber gegen Magie kommt sie nicht ganz an, auch wenn sie ihre Erfahrungen mit Zorin gemacht hat, kommt das nicht ansatzweise an das heran, was dort nun passiert und auf welchem Niveau sich diese Personen befinden. Dagegen war Zorin noch eine Anfängerin, zumindest ihrer laienhaften Meinung nach. 

„Gibt es sonst nichts was wir tun können?", flüstert die Draculina und weiß nicht einmal wieso sie nicht normal spricht. „Umsonst will sie uns nicht weghaben, das war zu 100% ein Vorwand um uns aus dem gröbsten Gefahrenbereich zu bringen." Die Blondine runzelt die Stirn. „Aber warum nur wir? Ich meine- Ist Hans ihr nicht... wichtiger? Bitte nehmt es nicht persönlich! Aber das was die jetzt haben, oder auch irgendwie noch nicht, das würde doch vor allem ihn in das Licht rücken sodass er in Sicherheit ist!" Der Urvampir, der ebenfalls seinen Blick in Richtung des Grande finale gebracht hatte, schmunzelt leicht und schüttelt den Kopf. „Seras, eines solltest du bei Hans wissen. Hat er sich einmal für ein Ding entschieden und er ist mit vollem Herzen dabei, wird er es durchziehen und das bis zum bitteren Ende." Alucard wirkt schon fast stolz und ein wenig melancholisch. „Man hatte schon damals hin und wieder erahnen können dass ihm die Gewalt, die Millenium gebracht hatte und wie viele unschuldige Menschen und übernatürliche Wesen daran glauben mussten, nicht gepasst hatte. Als er die Möglichkeit sah, floh er und hat nie wieder zurückgesehen. Aber hier? Hier ist er mit vollem Einsatz dabei, was hat er zu verlieren? Entweder er geht mit ihr unter, oder er überlebt mit ihr." Immer noch hat Seras die Stirn gerunzelt. „Aber das ist ja seine Entscheidung, Noëlle ist doch seine Chefin, ein einziger Befehl würde ausreichen!" Warum tut sie es also nicht, wenn er ihr doch so viel bedeutet? Würde man nicht versuchen die Personen zu retten die einem so nah am Herzen liegen? Die man liebt? 

„Nelly weiß es, Seras. Sie weiß dass Hans sich nicht umstimmen lassen würde und sie verschwendet erst gar keine Energie dafür. Aber jetzt sei mal ehrlich, was hätte Hans ohne sie? Sie ist seine Auftraggeberin, sein Boss, seine beste Freundin! Seine... Liebe. Er hätte keine Wohnung, keine Partnerin, keinen Auftrag und auch wenn du es nicht bist... ICH bin in seinem Kopf, öfters als einmal. Er ist nicht daran interessiert wirklich etwas aufzubauen wenn er die ganze Sache überleben sollte und sie nicht." Alucards Blick wird leicht traurig. „Man kann an einem gebrochenen Herzen sterben, wusstest du das? Vielleicht ist Hans kein normaler Mensch, aber so etwas könnte sich unter Umständen so extrem auf den Körper auswirken, sodass man sich lieber selbst das Leben nimmt als sich zu quälen." Ist das nicht ein wenig extrem? Aber gut, was würde sie bei Pip machen? Nein, das sind Dinge die sie sich erst gar nicht vorstellen möchte. Der Schwarzhaarige blickt auf die Barriere aus Seelen und dann seufzend wieder zurück. „Wir können nur hoffen dass sie wissen was sie tun, ich werde dich keiner einzigen Gefahr aussetzen, klar?" Er sieht zu seiner Schülerin, der Gesichtsausdruck ernst. „Wenn es zu heftig wird, dann verschwindest du. Das ist ein Befehl." Seras nickt leicht, bevor sie beide wieder zum Schauplatz blicken. Der Urvampir hat Angst. Nicht nur um Nelly, sondern auch um Alexander. Auch er ist noch dort, er ist viel näher und verdammt noch eins- wenn etwas schiefgeht, dann könnte er ihn verlieren. Den Mann für den er glatt sein Kindheitstraumata überwunden hatte, den Mann für den er alles tun würde um ihn zu schützen, den Mann der ihm die Sicherheit, die Liebe und den Rückhalt gibt den er braucht um bei manchen Punkten über seinen eigenen Schatten zu springen.

Alba LupinotuumWhere stories live. Discover now