Tipps von der Oma

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Was für eine ekelhafte Stille. Tristan sitzt Noëlle gegenüber und beobachtet sie stumm. Er hätte gedacht dass sie anfangen würde von sich zu erzählen, was sie alles erlebt hatte und was passierte! Aber nichts. Stattdessen hat sie sich den Ring vom Finger genommen und starrt auf ihn hinunter. Über die Kopfhörer läuft die Musik so laut dass nicht nur er es hören kann, sondern es würde ihn nicht wundern wenn die Piloten auch noch was vernehmen könnten. Ihr Mund bewegt sich stumm zum Text und immer wieder dreht sie das Schmuckstück herum, welches ihr eigentlich helfen sollte die nicht zu kontrollierende Kraft der Vernes zu unterdrücken. Sie dachte immer dass sie ihn bekommen hätte weil sie zu stark war, weil sie besonders war! Damals. Ihre Eltern haben ihr immer gesagt wie besonders die Farbe ihrer Magie wäre und dass das ein Zeichen von besonderer Stärke wäre. Sie hat sich immer etwas darauf eingebildet! Sogar bis heute. Aber dass es sich als etwas herausstellt das die Magie unterdrückt weil sie unkontrollierbar ist aufgrund ihrer ‚Unreinheit', das ist dann doch ein herber Schlag für sie. Noëlle ist gegangen um eine Gruppe aufzuhalten die ihre Scheiße auf sie projiziert. Zurückgekommen ist sie mit ihrem Bruder und dem Wissen dass sie ein Mischling mit kaum zu kontrollierender Magie ist. Wundervoll. Aus dem Zeichen der Macht, ist ein Zeichen des Schmachs geworden, denn Tristan meinte dass sie es nie wirklich kontrollieren könnte, egal wie sehr sie es versuchen wird. Es ist eine Sache diese Magie zu erwerben und es ist eine andere Sache sie aufgrund der Herkunft zu beherrschen. Durch die Beimischung der Azarakus ist es eben nicht komplett möglich auf die vollständige Kontrolle der Elektrizität zuzugreifen, andersherum aber auch! Zwar soll sie Blutmagie irgendwie beherrschen, wird es aber auch nie in dem Ausmaß können wie es bei dem Nekromanten der Fall ist. Sie kann beides, aber nichts so wirklich. Das ist ein fetter Riss in ihrem Ego, dass muss sie sich eingestehen. 

Aber genug des Selbstmitleids, sie hat gerade einmal ein paar ‚Kleinigkeiten' als neue Info bekommen. Tristans Leben wurde eigentlich als komplette Lüge entlarvt und er ist doch auch nicht so depri drauf wie sie! Noëlle hebt leicht den Blick und starrt ihrem Bruder direkt in die braunen Augen. Tristan zieht fragend eine Augenbraue hoch als sie aufsteht, die Musik stoppt, Handy und Kopfhörer auf die Platte vor sich legt und um den Tisch geht. Neben seinem Stuhl bleibt sie stehen und sieht ihn von oben herab an, bevor sie immer kleiner wird und ihm schlussendlich eine Schlange entgegenblickt. Der Magier starrt sie perplex an, was macht sie da bitte?! Doch trotzdem geht einer seiner Mundwinkel nach oben während er sie hochhebt und sich auf den Schoß legt. „Vielleicht habe ich Schlangen als Baby gemocht aber... kannst du nicht irgendetwas mit Fell werden was ich kuscheln kann? Ich glaube das brauche ich jetzt." Hm... groß genug um gekuschelt zu werden, nicht zu groß um noch auf ihn drauf zu passen, viel und weiches Fell... Auch nicht zu ordinär, aber auch nicht zu ausgefallen. Naja, der Lady hatte es doch auch gepasst, oder nicht? Einen Augenblick später streckt sich Sage in der Fuchsgestalt und gähnt, ehe sie zu ihm hochsieht. „Ich dachte an eine Katze, aber ich denke das geht auch. Kann ich den Schweif vollheulen?" Seufzend lässt sie den Kopf hängen und zuckt mit eben jenem in seine Richtung. Wenn er unbedingt meint. Aber wenn er eine Katze gewollt hätte, dann hätte er es auch so sagen sollen! Egal, jetzt sollte sie sich um ihn kümmern. Mit einem leisen Keckern stellt sie sich mit den Vorderpfoten auf seine Brust und drückt ihren Kopf an seinen, wobei Tristan schon seine Hände an ihren Rücken legt und sie an sich drückt. Im nächsten Moment findet sie sich auf dem Rücken liegend wieder, gehalten wird Noëlle nun wie ein Baby, wobei Tristan mit einem traurigen Blick auf sie hinuntersieht. Er krault sie an der Wange und am Hals, bringt aber kein Wort raus. Er kann nicht über so etwas reden! Wüsste nicht einmal wie. Wie würde man so etwas anfangen? Wird es nach den ersten Worten besser? Aber was will sie dagegen machen? Es ist die Vergangenheit die ihn belastet, die kann man nicht mehr ändern. Und sie hat auch genug Probleme, da muss er sich nicht auch noch dazwischen quetschen. Ein paar Sekunden später spürt er ein schon fast vorsichtiges Knabbern und nach ein paar Mal blinzeln sieht er nach unten. Mit den Pfoten schiebt sie seine Hand zu ihrem Kopf, wobei er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Dass er sie noch heute umbringen wollte- Tristan versteht seine eigenen Gedanken nicht mehr. Wie blind war er? Getrieben von der Wut eines anderen Magiers, geblendet durch die Worte.

Alba LupinotuumWhere stories live. Discover now