Kapitel 7

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Nathan

Endlich fahren wir die Auffahrt des Campingplatzes hoch. Callum parkt und ich springe schon fast aus dem Wagen. Einige wenige Rudelmitglieder sind schon da. Wir feiern hier gerne, wenn einmal in der Woche Party-Time ist, da es hierher kürzer ist, als von unserer Siedlung zur nächsten Stadt. Das Lagerfeuer brennt schon und Harry ist wie immer damit beschäftigt, es allen Recht zu machen. Ich folge dem Geruch meiner Mate, welcher mich ins innere der Hütte führt. Dort sitzt sie und starrt missmutig auf ihren Teller, der vor ihr steht. Schmeckt ihr der Eintopf nicht? Dabei gelingt der Harry echt gut. Ich gehe noch einen Schritt auf sie zu, nehme meinen Mut zusammen und frage sie „Schmeckt der Eintopf nicht?" Verwundert dreht sie sich zu mir um. Ihr Blick gleitet über mich, sofort stehe ich gerader und hoffe, ihr gefällt was sie sieht.

Da sie mir nicht antwortet und mich immer noch nur anschaut, schleicht sich ein kleines Grinsen in mein Gesicht. „Entschuldigung, was meinten sie?" holt sie sich selber wieder in die Realität. Ich wiederhole mich und deute dabei auf ihren Teller „So wie sie ihn angeschaut haben, dachte ich, ihnen schmeckt der Eintopf nicht. Dabei ist Harry richtig gut darin, Eintöpfe zu machen." Sie folgt meinem Finger, bevor sie mir widerspricht „Nein, der Eintopf war fantastisch." Ich setze mich neugierig neben ihr auf einen Barhocker. „Und warum haben sie dann so ein Gesicht gezogen?" Sie seufzt ehe sie eine Haarsträhne nach vorne holt und sagt „Deswegen. Ich habe einen blauen Fleck in den Haaren und zu allem übel leuchtet er auch noch, was bedeutet er ist noch schwerer herauszuwaschen." Nun schaue ich mir ihre Strähne genauer an. Sie hat Recht, man erkennt einen blauen leuchtenden Fleck. Sieht irgendwie schon lustig aus. Ich versuche mir ernsthaft das Lachen zu verkneifen, aber als sie ihre Augenbraue hebt und ihr Blick klar und deutlich sagt ‚Wehe dir', kann ich nicht anders und muss Lachen. Ich habe schon lange nicht mehr so herzhaft gelacht.

Als ich mich endlich wieder beruhigt habe spreche ich „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Nathan Cane." und reiche ihr meine Hand. Nach kurzem Zögern ergreift sie meine Hand und stellt sich ebenfalls vor „Aurora Lys." Das Kribbeln welches sich in meiner Hand ausbreitet, kommt durch die Mate-Verbindung und ist einfach süchtig machend. Sie scheint es wohl ebenfalls gespürt zu haben, denn sie zieht ihre Hand blitzschnell wieder zurück und reibt über diese. Ohne darauf einzugehen frage ich sie „Lys, bedeutet das nicht Licht im Norwegischen?" Überrascht blickt sie auf und fragt „Das hat noch nie jemand bemerkt. Wie kommen Sie darauf?" An meine vielen Reisen zurückdenkend, bei denen ich meine Mate gesucht habe antworte ich plump "Ich bin einige Jahre viel herumgereist." Um die Stimmung wieder etwas aufzulockern sage ich „Nenne mich doch bitte Nathan, dass Sie fühlt sich so unpersönlich an." Lächelnd nickt sie und bietet mir ebenfalls das ‚Du' an.

Den ganzen Abend haben wir gemeinsam verbracht und uns kennengelernt. Einige Rudelmitglieder haben uns neugierige und fragende Blicke zugeworfen, von denen Aurora nichts mitbekommen hat. Ich kann meine Mitglieder verstehen, normalerweise verbringe ich keine Zeit mit Frauen und erst Recht nicht, wenn es Menschen sind. Gedanklich mache ich mir eine Notiz, dass ich mit den hier Anwesenden noch sprechen muss, sodass keine Gerüchte aufkommen.

Da ich angeboten habe Aurora zu ihrem Bus, wie ich erfahren habe zu begleiten sind wir alleine in der Nacht unterwegs. „Kann ich dich fragen, was dich hier in diese Gegend verschlägt?" frage ich sie, in der Hoffnung sie bleibt einige Tage, sodass ich die Chance habe sie für mich zu gewinnen, wodurch sie bei mir bleibt. Denn ein Leben ohne sie ist für mich nach heute Abend unmöglich. Dafür habe ich schon zu viele Gefühle für sie entwickelt. Das geht halt bei Werwölfen und ihren Mates sehr schnell.

„Ich wollte die Polarlichter anschauen. Bei meiner kleinen Recherche bin ich darauf gekommen, dass die beste Option dafür in Yellowknife ist. Ich mache hier also nur einen Zwischenstopp." erzählt sie mir und reißt mich aus meinen Gedanken. Yellowknife liegt auf der anderen Seite des Great Slave Lake. Zwar gehört auch das noch mit in unser Territorium, aber unsere Siedlung liegt versteckt zwischen Fort Smith und Fort Resolution und somit knapp 9 Stunden Fahrt entfernt. Hoffend das ihr Zwischenstopp doch etwas länger ist, frage ich sie „Und wie lange bleibst du hier?" Mit ihrer Antwort reißt sie mir den Boden unter meinen Füßen weg. „Vielleicht bis morgen, vielleicht auch einige Tage. Mir ist meine Freiheit sehr wichtig. Würde man mich einsperren, könnte ich das nicht überleben." Arjun in mir knurrt wütend auf. Er will dass ich ihm die Kontrolle lasse, sodass er sie markieren kann, damit sie nicht mehr verschwindet. Da ich das unter keinen Umständen zulassen kann und möchte verabschiede ich mich schnell von ihr und flüchte in den Wald. Dort verwandle ich mich und renne. Hoffentlich beruhigt sich Arjun bald.

Am frühen Morgen ist Arjun tatsächlich wieder ruhiger. Durch den Regenschauer hatten wir uns einen Unterschlupf gesucht und haben geredet. Ich konnte ihn mit dem Argument überzeugen, dass wenn sie der Markierung zustimmt, die Verbindung viel stärker ist und sie auch auf jeden Fall dann bei uns bleibt. Denn für Menschen ist es nicht so schlimm, nach der Markierung getrennt zu sein, erst Recht wenn diese erzwungen war. Also waren wir jetzt wieder auf dem Rückweg zum Campingplatz. Callum hatte ich wieder per Mind-Link gebeten mir Klamotten zu bringen, wodurch ich nahe der einen Straße entlang lief. Nach einiger Zeit, nehme ich den Geruch meine Mate war, der mir immer näher kommt. Nachschauend springe ich auf die Straße. Was ich dann sehe, lässt mein Herz still stehen bleiben. Meine Mate sieht mich und erschreckt sich. Sie reißt das Lenkrad herum und weicht mir so aus, da ich die Entfernung doch größer eingeschätzt hätte. Nun kam aber ihr Wagen ins rutschen, da die Fahrbahn noch leicht nass war und in Kombination mit den nassen Blättern eine große Gefahr. Erstarrt konnte ich nur zuschauen, wie sie gegen einen Baum knallt. Das war nicht meine Absicht, scheiße.

Der Knall lässt mich aus meiner Starre kommen. Sofort rufe ich den Rudelarzt zu mir. Müde antwortet er mir, dass er unterwegs ist. Ich verwandle mich zurück und renne zu meiner Mate. Sie hat eine Platzwunde am Kopf, durch die sie wahrscheinlich auch ohnmächtig geworden ist. Vorsichtig und ihren Hals und Kopf stützend hebe ich sie vom Sitz und lege sie etwas entfernt auf den Boden. Dann untersuche ich sie nach Verletzungen, kann aber keine weiteren entdecken. Plötzlich steht auch Callum neben mir und fragt was passiert ist. Ich erkläre es ihm und er holt den erste Hilfekasten und gibt mir frische Kleidung.

Als ich diese angezogen habe, kommt aus dem Wald ein brauner Wolf gesprintet, der eine Arzttasche im Maul trägt. Er verwandelt sich zurück, zieht sich seine Hose wieder an und kümmert sich fast sofort um Aurora. Nur mit Mühe kann ich ein Knurren unterdrücken. Er verarztet sie und wendet sich dann mir zu. „Sie scheint Glück gehabt zu haben. Abgesehen von der Platzwunde am Kopf scheint sie keine Verletzungen zu haben. Sie könnte eine Gehirnerschütterung haben, aber wenn sie sich einige Tage lang ausruht, dürfte das auch kein Problem sein." Ich nicke ihm dankend zu und trage sie vorsichtig in den Jeep von Callum. „Ihr Auto?" fragt dieser. „Ich schicke nachher welche um ihn zu holen und wieder zu reparieren." Bittend schaut Callum mich an „Das ist ein alter VW Bus." fügt er noch seinem Blick hinzu. „Dann kümmere du dich um ihn, solange er wieder repariert ist und nicht nur von Klebeband zusammengehalten wird." Begeistert nickt er und geht zu dem Bus hin. Sofort ist er in einer anderen Welt. „Doc, könnten sie vielleicht den Jeep fahren?" wende ich mich dem Rudelarzt zu. Schmunzelnd nickt er und setzt sich auf den Fahrersitz, während ich mich hinten zu meiner Mate setzte und ihr eine Strähne aus dem Gesicht streiche. „Glückwunsch zur Mate Alpha" kommt es leise, aber freudig von vorne. „Danke. Könnten sie das noch etwas für sich behalten?" „Aber natürlich Alpha." Mit den Worten startet er nach Startschwierigkeiten den Jeep und fährt uns nach Hause.

(Die Orte die ich nenne gibt es wirklich. Allerdings war ich noch nie da. Daher ist das meiste dann doch aus meiner Fantasy. Wie fandet ihr es, die erste Begegnung nun aus der Sicht von Beiden einmal gelesen zu haben?

Als nächstes kommt eine lange Zeit wieder aus der Sicht von Aurora. Aber wir werden auch nochmal die Sicht von Nathan bekommen.)

Strahle mein PolarlichtWhere stories live. Discover now