Kapitel 8

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Aurora

Mit Kopfschmerzen wache ich langsam auf. Gott, was ist nur passiert? Habe ich von gestern einen Kater? Plötzlich fällt mir der Unfall wieder ein und ich sitze kerzengerade in einem Bett. Wo bin ich?
Das ist kein Krankenhaus, soviel ist klar. Es ähnelt eher einem Schlafzimmer. Ein Bett, eine Kommode, Schreibtisch und mehrere Türen. Ich schlug die Decke zurück und stand auf. Uff, die Kopfschmerzen sind doch heftiger als gedacht. Es dreht sich auch alles leicht. Ich warte etwas ab, bis es sich wieder beruhigt hat und gehe langsam zu der mir am nächsten stehende Tür.
Es ist ein begehbarer Kleiderschrank. Auf der einen Seite sind viele Klamotten für Männer und die andere ist frei. Dann wäre immerhin schon geklärt, dass ich bei einem Mann bin. Ich schleiche zur nächsten Tür.
Diese führt auf einen Flur. Ohne lange darüber nachzudenken, gehe ich auf diesen entlang. Dabei halte ich mich an der Wand so gut es geht fest. Ich bin vielleicht 5m weit gekommen, wofür ich schon ein paar Minuten brauchte, als sich jemand hinter mir räuspert und fragt was ich hier mache. Erschrocken drehe ich mich um.
Das war zu schnell, viel zu schnell. Alarmstufe rot, ich wiederhole: Rot! Ich halte mir eine Hand vor den Mund und krächze "Bad?" Der Mann mir gegenüber zeigt verwirrt auf eine Tür schräg hinter sich. Schnell begebe ich mich zu dieser und schiebe den Mann einfach zur Seite. Ich reiße die Tür auf und begebe mich zur Toilette, bei welcher ich mich dann auch übergebe.
Nur halb nehme ich wahr, wie jemand mir die Haare zusammen hält. Als nichts mehr kommt, lasse ich mich erschlagen neben der Toilette nieder.
Nun fällt mein Blick auf den Mann. Meine Augen werden groß, als ich ihn als Nathan erkenne. Oh Gott, wie peinlich. Leicht mahnend schaut er mich an "Du solltest im Bett bleiben. Erst Recht mit den Symptomen. Du hast eine Gehirnerschütterung, eine starke wohl." erklärt er mir. Ich nicke bloß, nicht in der Lage zu antworten. Nathan steht auf und füllt ein Glas mit Wasser, welches er auf den Waschbeckenrand stellt. Dann hilft er mir hoch und stützt mich, sodass ich mir den Mund ausspülen kann, ehe ich was trinke.
"Danke, aber was mache ich hier?" "Ich hatte etwas beim Campingplatz vergessen und war auf dem Weg dorthin. Dann sah ich einen Bus, der an einen Baum geprallt war. Du musst wohl die Kontrolle über ihn verloren haben, bei der Fahrbahn auch kein Wunder." erklärt er mir. "Da war ein Wolf, ich wollte ausweichen." fügte ich seiner Geschichte hinzu. "Keine Ahnung, als ich kam, war da kein Wolf. Ist aber auch egal, du sollst dich schonen, hat der Arzt gesagt." Mit den Worten griff er einfach unter meine Beine und hob mich hoch, als wäre ich eine Feder. Er trägt mich wieder in das Zimmer, wo ich aufgewacht bin und legt mich aufs Bett. "Warum bin ich nicht in einem Krankenhaus?" Nathan schaut mich ein paar Sekunden an, bevor er mir antwortet. "Ein Freund von mir ist Arzt, er hat dich untersucht und nur die Gehirnerschütterung festgestellt. Ich dachte mir, hier würde es dir besser gefallen als im Krankenhaus?" Stimmt, da hat er nicht unrecht. Ich ging nur ins Krankenhaus, wenn es unbedingt notwendig ist. Ergebend nicke ich also "Dann Danke, dass ich hier bleiben darf solange, bis die Gehirnerschütterung verklungen ist." Kurz sehe ich Angst in Nathans Augen aufblitzen, da es so kurz war, habe ich mich aber wohl vertan.
"Brauchst du noch etwas?" Ich überlege kurz "Was ist mit meinem Bus?" kommt es leicht panisch von mir. Nathan schmunzelt ehe er antwortet "Ein Freund von mir liebt alte Autos. Es hat ihn ungemein gefreut, dass er sich um deinen Bus kümmern kann. Sobald er ihn fertig hat, bringt er ihn her." "Du hast aber viele Freunde mit praktischen Vorlieben oder Berufe." stelle ich belustigt fest. Nathan kratzt sich unbeholfen im Nacken. "Naja, wir sind hier draußen eine Gemeinschaft. Ohne können wir hier fern ab der Zivilisation nicht leben." Verstehend nicke ich. "Könnte mir jemand einige Sachen aus meinem Bus bringen?" "Klar, was brauchst du?" fragt Nathan eifrig. "Als erstes Mal Kleidung. Dann meinen Laptop und die Kiste mit der Aufschrift 'DVD'. Das wäre es für den Anfang." "Kleidung, Laptop und Kiste mit Aufschrift 'DVD'. Alles klar. Hier habe ich aber auch DVDs." Ich lächle bei dem Gedanken, wie er einen Bollywood-Film schaut. "Ja, aber ich bezweifle, ob du auch die da hast, die ich schaue." Herausfordernd schaut mich Nathan an. "Ach ja? Nenne mir einen Film, der nicht so bekannt ist, aus deiner Sammlung." "Hm, da fällt mir spontan nur 'Komm tanz mit mir' ein. Obwohl nein auch 'Holiday - A Soldier Is Never Off Duty' und der würde wenn überhaupt deinen Geschmack näher kommen." Fragend schaue ich ihn an. Er überlegt fieberhaft, wodurch sich ein siegessicheres Lächeln bei mir bildet. "In Ordnung, die kenne ich nicht. Ein bekannterer Film?" "'Lebe und denke nicht an morgen, Bang Bang, Solange ich lebe, Schlaflos verliebt' es gibt so viele. Und du kennst sie bestimmt alle nicht." Ich sehe, wie es Nathan wurmt, dass er keinen einzigen genannten Film kennt. Aber ich bin auch etwas fies, dass ich nur die übersetzten Filmtitel nenne. Aber anders würde es ja auch kein Spaß machen.
"Ich gehe mal deine Sachen holen." verabschiedet sich Nathan. Im hinausgehen höre ich ihn die Filmtitel murmeln. Das wird lustig, wenn er erkennt was das für Filme sind.

Strahle mein PolarlichtWhere stories live. Discover now