Kapitel 12

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Aurora

Neuer Tag neues Glück. Sagt man nicht so? Jedenfalls geht es mir heute schon viel besser als gestern. Der Schwindel ist so gut wie weg und auch die Kopfschmerzen sind nicht mehr so stark wie gestern, aber leider trotzdem noch sehr präsent da. Ich gehe ins Bad und mache mich fertig. Dann muss ich mich doch erst mal wieder auf dem Bett ausruhen. Okay, vielleicht sollte ich doch langsamer machen. Je mehr ich mich ausruhe, desto schneller müsste ich wieder fit sein.

Gerade als ich beschließe, nach unten zu gehen, klopft es an der Tür und Nathan erscheint mit einem Tablett in der Hand. „Guten Morgen. Wie geht es dir?" Er kommt zu mir ans Bett und setzt sich wie gestern vor mich hin und das Tablett in die Mitte von uns. „Besser." Er nickt erfreut und deutet dann auf das Tablett. Auf diesem sind ein fertiges Brötchen und ein Omelett samt Orangensaft. Ich muss schmunzeln. „Dieses Mal nicht so viel und keine Pfannkuchen?" Nun schmunzelt auch Nathan. „Mary geht nur auf deine Wünsche ein. Der Kühlschrank ist inzwischen jetzt auch befüllt. Also falls du Hunger bekommst und keiner ist da, darfst du dich natürlich bedienen." Ich nicke dankbar und fange mit dem Omelett an. Genüsslich verdrehe ich meine Augen. Gott ist das gut. Ich teile es und schiebe die andere Hälfte zu Nathan. „Ansonsten schaffe ich das Brötchen nicht." Er bedankt sich und macht sich über die Hälfte her. Ich kann darüber nur grinsend den Kopf schütteln. Als hätte er noch gar nichts gefrühstückt. Aber auch das Brötchen schmeckt unglaublich. Wenn ich mich nicht täusche ist es sogar selbst gemacht.

„Solange ich hier bin, muss Mary mir unbedingt einige Rezepte zeigen. Sie kocht echt unglaublich gut." Bei meinen Worten versteift sich Nathan, ehe er aufsteht und mit zusammengekniffenen Zähne sagt „Da wirst du noch genug Zeit für haben." Er nimmt das Tablett und geht wieder. Kurz darauf höre ich tatsächlich die Haustür, so laut hat er sie zu gemacht. Was habe ich falsches gesagt?

Selbst nach Minuten komme ich nicht darauf, was jetzt Nathans Problem war. Aber gut, ich lasse mir von ihm nicht die Laune verderben. Ich stehe auf und begebe mich die Treppe wieder herunter. Gestern hatte ich den Fenstern keine Beachtung geschenkt, aber mich interessiert es. Leicht aus der Puste kam ich unten an und ging in den Wohnbereich mit dem riesigen Kamin und dem Fernseher. Wow, der Kamin ist echt schön gearbeitet und unterstreicht nochmal den Blockhütten-Stil. Zumal hier im Wohnbereich Holz an den Wänden ist. Es ist sehr gemütlich. Aber nichts gegenüber der Aussicht. Man sieht zwar hauptsächlich nur Bäume, aber es ist einfach unglaublich. Zuerst ist da eine riesige Wiese, bevor der Wald anfängt. Da wir hier etwas höher sind, kann man da hinten auch schon über die Bäume schauen. Der Herbst hat den Wald auch schon in seinem Griff. Fast nur die Nadelbäume sind noch grün. Alle anderen sind gelb, rot oder inzwischen kahl. Es ist atemberaubend. Das einzige, was etwas stört ist der Pool.

Neben dem Pool stehen Liegen und mir kommt eine Idee. Ich nehme mir eine Decke vom Sofa und öffne die Terrassentür. Dann lege ich mich auf eine der Liegen und wickle mich in die Decke ein. Es ist herrlich. Die Sonne wärmt noch etwas, nur der Wind ist schon recht kühl. Ohne es zu merken schlafe ich langsam ein.

„Wenn ich es dir doch sage Callum, sie ist nicht mehr hier. Ihr Geruch ist auch schon abgestanden. Sie ist weg." höre ich Mary verzweifelt rufen.Dann ist es wieder still, eher sie weiter spricht „Natürlich weiß ich, dass Nathan mich dafür verantwortlich machen wird. *Stille* Ja, ich habe überall gesucht." Verschlafen drehe ich mich auf die andere Seite. Wen auch immer Mary sucht, wird schon gefunden werden. Ich bin gerade viel zu müde. Und schon drifte ich wieder in meinen Schlaf und kann mich später nicht mehr daran erinnern, wach gewesen zu sein.

Durch ein lautes Zuschlagen einer Tür werde ich wach „WO IST SIE?" brüllt oder eher knurrt Nathan. Müde reibe ich mir über die Augen und widme mich dann dem Gebrüll im Haus. Schlaftrunken stehe ich auf und schiebe die Tür zur Seite. Mary bemerkt mich als erstes und schluchzt auf und stürzt sich auf mich. Auch die anderen Beiden wenden sich uns zu. „Wen sucht ihr denn?" frage ich, immer noch ganz verschlafen. „Dich, du warst nicht da." wirft mir Mary vor. „Aber ich lag doch die ganze Zeit draußen auf der Liege." erwidere ich. Nun schauen beide Mary vorwurfsvoll an. Diese wird ganz rot und nuschelt leise „Ups." Ich lächle und umarme sie. Ich höre dabei leises Knurren und schaue mich verwundert um. Als mein Blick bei Nathan und Callum hängen bleiben, schauen beide wie 6-jährige Schüler, die bei etwas erwischt wurden sind. Okay?

Mein Magen-knurren befreit uns aus dieser komischen Situation. Mary begibt sich wieder in die Küche und fängt an zu kochen. Und Nathan und Callum verabschieden sich wieder von uns und gehen dann. Nathan zieht mich, genau wie Callum Mary in eine Umarmung, wobei unsere kürzer ausfällt und ohne Kuss.



(Kennt ihr das auch, wenn ihr euch nicht mehr an Gespräche erinnern könnt, weil ihr geschlafen hattet und andere sie auch erzählen? Mir ist das schon so oft passiert. Das unangenehmste war, als ich auf meiner Abschlussfahrt war. Ich muss immer früh ins Bett gehen, wenn ich morgens auch früh aufstehen muss. Also war ich immer eine der ersten, die geschlafen hat. Ab hier die Geschichte meiner Lehrerin: Sie suchten meine Mitbewohnerin. Als sie in unserem Zimmer nachgeschaut haben, bin ich wohl wach geworden. Sie hätte mich auch gefragt, ob ich etwas wüsste, aber ich soll wohl mit nein geantwortet haben. Tja, an dieses Gespräch erinnere ich mich überhaupt nicht mehr und sie hat sich am nächsten Morgen entschuldigt, dass sie mich geweckt hatte.)

Strahle mein PolarlichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt