Kapitel 30

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Aurora

Seit Nathan mir die Polarlichter gezeigt hat und dann einfach gegangen ist, ist inzwischen eine Woche vergangen. Ich bin wieder in den USA und habe einen kleinen Job als Kellnerin in einem wirklich niedlichen Café.

Es hat mich ziemlich verwirrt, dass Nathan mir erst seine Liebe gesteht und mich dann alleine lässt. Ich meine, wer sagt ‚Ich liebe dich, Tschau'? Ich nahm kaum was wahr. Ich starrte ihm bestimmt einige Stunden noch hinterher, bis mir langsam kalt wurde ohne ihn. Wieder bei meinem Bus, bin ich einfach eingestiegen und losgefahren. Erst kurz vor der Grenze wurde ich meinem Handeln wieder bewusst. In der nächst größeren Stadt in den USA habe ich dann Halt gemacht und bin in dieses Café gegangen. Ich wollte meine Gedanken ordnen.

Wir hatten ziemlich viel erlebt. Wir lernen uns kennen, dann mein Unfall und unser wunderschönes Date. Dann sperrte er mich gefühlt ein. Inzwischen weiß ich warum er es tat, hätte er doch einfach nur mit mir geredet, dann wäre es vielleicht nicht zu meinem Selbstmordversuch gekommen. Auch wenn mir danach einfach alles egal war, schaffte Nathan es, innerhalb kürzester Zeit mir wieder ein Lächeln zu schenken. Jeden Tag erzählte er mir Geschichten und holte so Stück für Stück meinen Lebenswillen wieder. Und dann, wo ich endlich wieder meine Stimme gefunden habe, verlässt er mich. Irgendwie fühle ich mich enttäuscht. Ich weiß nicht was ich machen soll. Zu ihm fahren? Oder lieber hier bleiben, da er ja gegangen ist? Ich weiß es einfach nicht.

„Aurora, du träumst schon wieder. Deine Schicht ist seit einer halben Stunde vorbei." Ich schaue auf und blicke Marcy in die Augen. Schnell schaue ich auf die Uhr hinter ihr und erkenne, dass sie Recht hat. „Sorry Macy" „Schon gut. Es geht um einen Mann oder?" „Woher?" frage ich sie überrascht. „Ich kenne deinen Blick. Den haben viele meiner Mädchen hier, wenn sie nur für ein paar Wochen Arbeit brauchen." Ich nicke und verabschiede mich.

Da es erst Mittag ist, beschließe ich in den nächsten Park zu gehen und etwas frische Luft zu schnappen, auch wenn es eigentlich zu kalt dafür ist. Im Park angekommen, folge ich einfach einem Weg und denke wieder über Nathan nach. Er will mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Plötzlich läuft ein kleiner Junge in mich. Er hat so viel Schwung, dass er auf dem Boden landet. Ich hocke mich vor ihm hin und frage „Hey Kleiner, alles in Ordnung?" Er schaut auf und ich könnte schwören, ich sehe den Wald in seinen grünen Augen. Er lächelt mich an, wobei eine Zahnlücke zu sehen ist. Süß. „Jonathan Clark. Was habe ich dir gesagt? Du sollst nicht vor rennen." Eine junge Frau Mitte 20 kommt mit einem Mädchen an der Hand, welches dem Jungen wie aus dem Gesicht geschnitten ist, mit dem Unterschied, dass sie strahlend blaue Augen hat. „Entschuldige Mama." sagt der Kleine unterwürfig. Nun wendet sich die Frau mir zu „Es tut mir Leid, falls mein Sohn ihnen Probleme bereitet hat." „Nein, keine Sorge. Er war ganz lieb." „Er kann doch nicht lieb sein." kommt es stichelnd von seiner Schwester, woraufhin der Junge sie anknurrt. „Jonathan." sagt seine Mutter ermahnend und wirft mir einen panischen Blick zu. Das Knurren kenne ich woher. Vorsichtig frage ich „Sie sind nicht zufällig auch Gestaltwandler?" Die Augen von der Frau werden groß. „Sie wissen von uns Wesen?" „Naja, ich kenne einen Alpha, der mich eingesperrt hatte, bis er mich gehen ließ." Verwundert schaut sie mich an. „Es tut mir Leid, falls ich jetzt übergriffig wirke, aber er hat sie wirklich gehen lassen?" Ich nicke nur und seufze traurig. „Na kommen sie, da vorne ist ein nettes Café, dort können sie mir ihre Geschichte erzählen und ich kann ihnen vielleicht einen Rat geben, da mein Mann auch ein Alpha ist." Ich stimme ihrem Vorschlag zu und so sitzen wir wenig später in dem Café, in dem ich auch arbeite, nur dass ich jetzt mal ein Gast war. Die Frau stellte sich übrigens als Aria Clark vor.

Nachdem ich ihr meine gesamte Geschichte erzählt habe, sagt sie nur „Wow." und trinkt von ihrem Kakao.

„Und warum sind sie hier und nicht bei ihm? Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann liebst du ihn doch oder?" kam die Frage von ihr. Die Zwillinge malen gerade ganz begeistert auf Blättern, die wir hier extra für Kinder haben. „Er ist doch gegangen. Er will allem anscheinend nicht, dass ich bei ihm bin." Dies brachte Aria zum lachen. „Er ist ein Alpha und dein Mate. Natürlich will er dich, aber er liebt dich so sehr, dass er sich gegen das Mateband auflehnt und dir deine Freiheit zurück gibt. Von so etwas habe ich noch nie gehört. Meistens zwingen die Alpha ihren Mates die Markierung auf, da sie ansonsten irgendwann daran zugrunde gehen." „Markierung?" frage ich neugierig nach. Aria zog ihren Pullover etwas zur Seite. Zum Vorschein kommt ein Wolf, zwischen deren Beine ein Fuchs liegt. Wenn man genau hinsieht, sieht es teils so aus, als bestünden sie aus Schatten, aber dann auch wieder nicht. „Das Tattoo sieht echt toll aus." Aria lächelt. „Das Tattoo wie du es nennst, ist die Markierung. Der Dominate Part oder auch beide, je nachdem, beißt dem anderen in den Nacken. Das ist der erste Schritt. Der zweite Schritt ist" sie schaut zu ihren Kindern und beugt sich dann vor. Ich komme ihr nach. „Der zweite Schritt ist dann Geschlechtsverkehr." Als sie das sagt, werde ich rot im Gesicht. Um abzulenken frage ich „Also geht Nathan zugrunde, wenn er mich nicht irgendwann markiert?" Sie nickt.

Will ich das? Ich mein, Aria hat schon Recht, damit, dass ich mich in den letzten Wochen in ihn verliebt habe, aber mich gleich an ihn binden? „Vielleicht kann ich dir auch noch etwas helfen. Ich wollte nie einen Mate haben. Doch ich habe mich in ihn verliebt, bevor wir beide erkannten, dass wir Mates waren. Es gibt viel, worüber wir dann erst mal reden mussten. Wir mussten viele Kompromisse eingehen, aber dann erlebst du die beste Zeit deines Lebens. Schließlich ist er mein Seelenverwandter." „Warte, Mates bedeutet, dass Nathan mein Seelenverwandter ist?" „Das wusste du nicht?" „Hm, vielleicht doch, aber wirklich klar geworden ist es erst jetzt." „Ich bin mir sicher, wenn du mit diesem Nathan redest, dass ihr einen Kompromiss finden könnt, wie ihr es mit deinem Freiheitsdrang regeln könnt und trotzdem zusammen bleiben könnt." „Ja, wahrscheinlich hast du recht. Und mein Drang ist ehrlich gesagt nicht mehr wirklich groß da, seit ich wieder aufgewacht bin." Aria lächelt mir aufmunternd zu, ehe sie dann ihren Kopf so hebt, als würde sie so besser riechen können. Dann dreht sie sich zur Tür, die gerade geöffnet wird. Zum Vorschein kommt ein Mann, der die selbe Statue wie Nathan hat, groß und muskulös. Als er Aria sieht, strahlt er und kommt auf uns zu. Er küsst sie zur Begrüßung und ich merke einmal mehr, wie sehr mir Nathan fehlt. Ich vermisse ihn. Ich stehe auf und verabschiede mich „Danke Aria, du hast mir wirklich viel geholfen." „Also konntest du dein Durcheinander ordnen?" „Ja, ich werde es versuchen." Sie nickt und wünscht mir viel Glück. Ich gehe schnell zu Macy und sage ihr Bescheid, dass ich weiter fahre. Auch sie wünscht mir alles gute. Mit einem strahlendem Lächeln gehe ich zu meinem Bus und mache mich wieder auf nach Kanada.


Strahle mein PolarlichtDonde viven las historias. Descúbrelo ahora