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-Erens Sicht-

,,Eren, wie geht es dir? Wir haben uns lange nicht mehr gesehen", sagte Marco, als ich zu ihm ging. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln - Ich war mir sicher, dass er sich darüber freute, mich nach so langer Zeit wiederzusehen und um ehrlich zu sein, freute ich mich auch etwas darüber.

,,Tut mir leid, aber es ist jedes Mal etwas dazwischen gekommen", erwiderte ich und meinte damit die Treffen mit Levi und meine Schwangerschaft. Marco hob eine Augenbraue. ,,Ich hoffe, dass du damit keine Clubbesuche meinst", scherzte er. ,,Natürlich nicht, ich bleibe dir und deiner Bar treu", sagte ich schmunzelnd.

Bevor ich damit angefangen hatte, regelmäßig in Marcos Bar zu gehen, hatte ich Clubs besucht und gefeiert, aber da ich irgendwann das Interesse daran verloren hatte, hatte ich nach einem ruhigeren Ort gesucht, an dem ich Alkohol trinken und Kontakt zu Männern haben konnte, die Getränke für mich ausgaben.

,,Und was hat es mit der Kleidung auf sich?", fragte der Schwarzhaarige. ,,Ich war mit jemandem unterwegs und hatte etwas Spaß", log ich mehr oder weniger und setzte mir ein einfaches Grinsen auf, um wenigstens halbwegs glaubhaft zu klingen, doch Marco war kein Idiot.

Ich trug bei dieser Kälte keine Jacke, es war mitten in der Nacht und ich roch weder nach Alkohol oder Tabak - Marco wusste, dass das unüblich für mich war. Spätestens als er an mir vorbeischaute und in die Richtung blickte, aus der ich eben gekommen war, wusste ich, dass er erkannt hatte, dass etwas nicht stimmte.

Das strahlende Lächeln auf seinen Lippen legte sich und er sah mir in die Augen. Er wusste, welche Gegend in dieser Richtung lag.

,,Möchtest du nicht reinkommen?", fragte er dann und für einen Moment überlegte ich, ob ich darauf eingehen sollte. ,,Eigentlich war ich auf dem Weg nach Hause", erwiderte ich. ,,Die nächste Bahn kommt erst in einer Stunde. Es ist sehr kalt und um diese Uhrzeit treiben sich nur seltsame Gestalten am Bahnhof herum. Bist du dir sicher, dass du nicht kurz reinkommen willst?"

Ich seufzte und gab schließlich nach.

Marco hatte recht. Es war sehr kalt und ich würde mich unwohl und unsicher fühlen, mitten in der Nacht am Bahnhof zu warten, an dem Menschen sein würden, die entweder völlig betrunken waren oder bei denen man das Gefühl hatte, dass sie keine guten Absichten hatten. Und mal abgesehen davon, hatte ich sehr großen Hunger.

Marco trug den Kundenstopper in die Bar und ich folgte ihm. Die angenehme Wärme umhüllte mich und es tat mir gut, diesen Ort nach so langer Zeit wieder zu betreten.

Während ich mich an die Theke setzte und den Schmerz in meinem Unterleib ignorierte, schloss Marco die Tür ab und stellte sich dann hinter die Theke. ,,Was darf es sein?", fragte er schmunzelnd. Ich lachte. ,,Ein Sandwich", antwortete ich. ,,Kein Bier?" Ich schüttelte den Kopf.

,,Dass ich mal erlebe, dass du Alkohol ablehnst", erwiderte Marco, ,,solange du nicht schwanger bist oder ans Steuer musst, geht ein Glas immer." Augenblicklich verließ jegliche Farbe mein Gesicht und als Marco das merkte, hielt er inne. ,,Eren, wieso schaust du so? Du bist doch nicht... oder?", hakte Marco vorsichtig nach. Ich lächelte schwach.

,,Oh", brachte Marco nach einiger Zeit hervor. Er wirkte etwas hilflos. ,,Darf ich fragen, wie es dazu kam?", wollte mein Gegenüber wissen, während er mir ein Sandwich machte. ,,Erinnerst du dich noch an den Mann, mit dem ich zuletzt hier war? Schwarzes Haar, klein...", fing ich an. ,,Der mit dem kalten Blick?" Ich nickte.

,,Er ist mein Chef. Ich weiß nicht, ob das Kondom gerissen ist oder wie das passieren konnte, aber das Kind ist von ihm", erzählte ich knapp. ,,Es klingt so, als würde dich das ziemlich fertig machen", meinte Marco und anhand dessen musste ihm auch klar sein, wie Levi zu all dem stand.

Ich wünsche mir so sehr, dass er bei mir ist... mich hält.

Marco stellte das Sandwich und ein Glas Wasser vor mich und während ich es aß, wechselten wir kein Wort miteinander. Ich hatte seit Stunden weder etwas gegessen noch getrunken, weil ich zwischendrin keine Zeit dafür gefunden hatte.

,,Wenn du möchtest, kannst du heute bei mir schlafen. Ich meine, du siehst sehr müde aus, es ist sehr spät und du trägst keine Jacke." Ich blickte Marco für einen Moment an. Ich war fertig und wollte nur noch duschen und schlafen. ,,Ist das nicht etwas zu viel verlangt? Ich habe schon ein gratis Sandwich bekommen."

,,Was wäre ich für ein Mensch, wenn ich einem schwangeren Freund das nicht anbieten würde?", meinte Marco und das Lächeln auf seinen Lippen überzeugte mich schließlich. Auch wenn jeder andere auch einem Freund seine Hilfe angeboten hätte, hatte Marco ein gutes Herz.

Wir gingen in seine Wohnung, die sich über der Bar befand und deutlich großer war als meine. ,,Darf ich deine Dusche benutzen?", fragte ich, als ich meine Schuhe auszog. ,,Klar, fühl dich wie zu Hause. Die Küche steht für dich auch offen", meinte Marco, ,,ich gebe dir eben Kleidung und beziehe dann das Ausklappsofa."

Nachdem Marco mir Kleidung und ein Handtuch gegeben hatte, ging ich ins Badezimmer. Ich warf einen Blick in den Spiegel und merkte erst jetzt, wie schlimm ich aussah. Mein Gesicht war blass, meine Augen rot und meine Lippen wegen der Kälte sehr trocken.

Ich ließ die Luft in meinen Lungen entweichen und gerade, als ich das ganze Geld, das ich in irgendwie in meine Hosentaschen und in mein Oberteil gestopft hatte, neben das Waschbecken legte, um es gleich etwas ordentlicher zu verstauen, klopfte es an der Tür.

Bevor ich reagieren konnte, öffnete Marco diese einen Spalt und gerade, als er etwas sagen wollte, fielen seine Mundwinkel und er starrte mich an. Jetzt musste ihm endgültig klar sein, wieso ich mitten in der Nacht in der Nähe der Hauptstraße gewesen war und solche Kleidung trug.

Er öffnete die Tür vollständig und ich merkte, dass er besorgt war. ,,Eren, du hast doch nicht etwa...", begann er vorsichtig, ehe er seinen Kopf schüttelte. ,,Seit wann machst du das?", fragte er stattdessen. Meine Hände, in denen ich ein paar Scheine hielt, fingen an zu zittern und ein paar Tränen fielen zu Boden.

Mir ging es beschissen.

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¡Hola!

Ich habe seit einem Jahr Spanisch an der Schule und kann immer noch nichts :,) Kritisch.

Pregnant [Ereri/Riren]Where stories live. Discover now