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-Erens Sicht-

Nachdem Armin Christa gefüttert hatte, brachte Levi die Torte an den Esstisch und übergab das Messer seiner Großmutter. Sie war diejenige, die den Kuchen anschneiden wollte. Sie schob den Stuhl nach hinten und erhob sich langsam von ihrem Platz.

,,Wir haben drei Personen, die einen blauen Ballon und sechs Personen, die einen pinken Ballon gewählt haben", sagte Alma und deutete damit auf die Ballons, die unsere Gäste mit langen Schnüren an ihre Stühle gebunden hatten. Levi und ich hatten die Ballons zuvor mit Helium gefüllt, damit sie in die Luft stiegen.

Alma setzte das Messer an die Torte an. Ich hatte sie mit Erdbeeren, Blaubeeren, Himbeeren und Brombeeren dekoriert. Und in der Mitte der Torte befand sich ein flüssiger Kern aus weißer Schokolade, die ich rosa gefärbt hatte.

,,Es wird dein Junge", sagte Jean überzeugt und ich musste mir Mühe geben, nicht zu grinsen. ,,Na hoffentlich interessiert er sich dann für Sport und Frauen. Ich musste Levi damals mit Büchern erpressen, damit er mit mir ein Eishockeyspiel ansieht und mit in eine Bar kommt", erzählte Kenny. ,,Stripclub trifft es eher", erwiderte Levi trocken.

Kenny lachte und lehnte sich zurück. ,,Ach unser Levi war schon immer ein vernünftiger Junge gewesen", erwiderte Alma mit einem Lächeln auf ihren Lippen, während sie das Messer immer noch an die Torte hielt, ,,und unsere hübsche Mikasa auch."

,,Dann ist Eren wohl der Unvernünftige in der Beziehung", schlussfolgerte Jean. Er sah mich mit einem Grinsen an und mein Blick wanderte zu Levi. Er wusste bereits, dass ich regelmäßig in Marcos Bar gegangen war, um dort zu trinken, zu rauchen und mit fremden Männern im Bett zu landen.

,,Diese Unterhaltung wird ja immer interessanter", kommentierte Kenny, ,,ich lade dich auf ein Bier in meiner Lieblingsbar ein, wenn du wieder trinken darfst, Eren. Interessierst du dich für Sport?" Ich spürte, dass Levis Blick auf mir lag. ,,Ich drücke mich manchmal vor den Gymnastikübungen, die ich machen sollte, aber zu einem großen Glas Bier sage ich nicht Nein."

,,Perfekt", erwiderte Levis Onkel, was meinen Freund nicht zu begeistern schien. Er wirkte vielmehr so, als würde er mich am liebsten bei sich behalten wollen, als mich in irgendeiner Bar zu wissen.

Kein Wunder.

Ich hatte an jenem Abend viel getrunken und geraucht und hatte dem ein oder anderem Mann Gesellschaft geleistet, bis Levi mich zufällig dabei gesehen und ich mich vor seinen Füßen übergeben hatte. Das Bild, das ich ihm damit geboten hatte, musste mehr oder weniger verstörend gewesen sein. Aber ich würde niemals wieder so übertreiben.

Mein Blick wanderte erneut zu Levi, woraufhin ich ihm ein Lächeln schenkte. Haha, ich wollte diese Erinnerung verdrängen. Levi fuhr mir mit seiner Hand durch mein Haar und richtete seinen Blick zu seiner Großmutter, die auf die Aufmerksamkeit der anderen wartete, um den Kuchen anzuschneiden.

,,Genug gequatscht! Wir wollen doch erfahren, ob das Kind ein Mädchen oder ein Junge ist", sagte Alma, ehe sie das erste Stück herausschnitt und die rosafarbene Schokolade aus der Mitte des Kuchens lief. ,,Wie es aussieht, ist es ein Mädchen. Herzlichen Glückwunsch ihr beiden", sagte Kenny.

Mein Blick schweifte über unsere Gäste. Mikasa und Armin waren diejenigen, die das breiteste Lächeln auf den Lippen trugen, was mich selbst zum Schmunzeln brachte.

,,Ach wundervoll. Habt ihr denn schon einen Namen für die Kleine?", fragte Alma sofort, woraufhin Levis und meine Blicke für einen kurzen Moment aufeinander trafen. ,,Wir haben noch nicht darüber gesprochen", erwiderte Levi, ,,aber wenn es so weit ist, werdet ihr es erfahren."

Ich fragte mich, ob Levi bereits einen Namen hatte, der ihm gefiel. Zumindest hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, wie unser kleines Mädchen heißen könnte.

,,Ich schlage vor, dass wir den Kuchen nicht zwingend am Tisch essen - so kann jeder mit jedem reden, ohne sich über den ganzen Tisch hinweg unterhalten zu müssen", sagte Levi und nachdem sich jeder ein Stück Kuchen genommen hatte, verteilten wir uns im Wohn- und Essbereich.

Ich stellte mich zu meinen Freunden und zu Christa, die in Jeans Armen lag. Sie sah so unfassbar süß aus in ihrer rosablauen Kleidung. Armin und Jean hatten sie absichtlich farblich passend zu dem heutigen Tag gekleidet.

,,Der Kuchen ist wirklich lecker, Eren. Ich vermisse dein Essen", sagte Marco, woraufhin ich schmunzelte. Ich hatte für ihn gekocht, als ich bei ihm gewohnt hatte. ,,Wenn noch etwas übrig bleibt, packe ich dir etwas ein", meinte ich, was den Schwarzhaarigen zu freuen schien. ,,Gerne."

,,Ihr bekommt also auch ein Mädchen", griff Jean nochmal auf, ,,wer weiß, vielleicht werden Christa und sie sehr gute Freunde." Armin und ich sahen uns an und offenbar hatten wir den gleichen Gedanken und den gleichen Wunsch; sie sollten sich genauso nahe stehen wie Armin und ich es taten.

Früher hatte es kaum einen Tag gegeben, an dem wir nicht zusammen gewesen waren. Ich war sehr oft bei Armin zu Hause gewesen und er hatte mir jedes Mal eines seiner Bücher gezeigt. Sie handelten von der Welt - dem Meer, der Wüste, den Bergen...

Und obwohl ich mich nicht für Bücher interessiert hatte, hatte ich ihm aufmerksam zugehört und mit ihm gemeinsam diese Bücher angeschaut. Ich hatte nicht gewollt, dass das breite Lächeln und das Funkeln in seinen Augen, das er währenddessen gehabt hatte, plötzlich verschwanden.

,,Habt ihr euch auch ein Mädchen gewünscht oder doch eher einen Jungen?", fragte Marco zögerlich. Wenn er wüsste. ,,Um ehrlich zu sein, haben wir uns gewünscht, dass es ein Mädchen wird", antwortete ich und ich konnte nicht anders als zu lächeln. ,,Ihr hättet sehen müssen, wie Levi die winzigen Kleidchen angeschaut hat, als wir Kleidung für unser Baby gekauft haben."

Ich konnte unmöglich beschreiben, was dieser Anblick in mir ausgelöst hatte. Levi so zu sehen - wie er mit einem sanften Lächeln Kleidung für unsere Tochter ausgesucht hatte und dabei völlig in Gedanken versunken gewesen war -, hatte mein Herz zum Schmelzen gebracht.

,,Das kommt mir bekannt vor, obwohl der liebe Herr neben mir einen Jungen wollte", erwiderte Armin und richtete seinen Blick zu Jean. ,,Ich liebe unsere Tochter trotzdem", sagte er, während er sie an seiner Brust trug. Armin lächelte sanft und auf Jeans Lippen erschien ebenfalls ein Lächeln.

Ich merkte, dass ich nicht eifersüchtig wurde, als ich die beiden ansah - ich hatte ebenfalls jemanden, der mich liebte und mit dem ich ein Kind erwartete. Ich legte meine Hand unbewusst auf meinen Bauch und blickte zu meinem Freund, der sich mit Kenny unterhielt.

,,Da bin ich fast schon neidisch, dass ich noch keinen an meiner Seite habe", sagte Marco. ,,Für jemanden, der eine Bar besitzt, in der ständig schwule Männer ein und ausgehen, sollte das eigentlich kein Problem sein", entkam es über Jeans Lippen, was uns zum Lachen brachte.

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Nächste Woche bin ich auf Stufenfahrt🥳

Pregnant [Ereri/Riren]Where stories live. Discover now