4 - [Brücke]

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Ich hätte mich in dieser Situation anpassen sollen, doch das konnte ich nicht. Ich konnte es nicht, wie jeder andere ignorieren.

Meine Augen verließen für keine Sekunde Quinns Rücken. Ich wollte wissen, was ihr durch den Kopf ging. Ob sie vielleicht wusste, dass das ganze Geschehen meine Schuld war?

Ich wurde neugierig, ob und wie viel sie wusste.

Niemand kannte die Crowleys. Keiner wusste, woher sie kamen. Eliza meinte, dass in Quinns Schulakte ungemein viele Wohnorte angegeben waren. Somit wussten wir nicht, woher sie wirklich kamen.

Ihre Eltern hatten keinen Job in Ashville. Viele bezeifelten, dass sie überhaupt einen Job hatten.

In der Öffentlichkeit, hatte sich die Familie aber auch nie präsentiert. Man traf sich nicht beim Einkaufen, bei den Elternkonferenzen oder im Park. Die Crowleys verließen nie das Haus, mit ausnahme von Quinn, welche offensichtlich rumlungerte.

Ich musste definitiv das Gespräch mit Quinn suchen...

Wir näherten uns der Brücke. Die Sonne wurde von den riesigen Bäumen verdeckt, welche Ashville umringten.

Sie blieb in mitten des Überganges stehen.
,,Warum starrst du mich an?" Fragte sie plötzlich. Ich war völlig unvorbereitet ihre Stimme zu hören.

Diese Gebrächlichkeit ihrer Worte, dass schwanken ihrer Stimme und die Heiserkeit ihres Tons, ließen mich erstarren.

Sie drehte sich zu mir. Ihr Blick war gehoben und auf mich gerichtet. Ich sah zum ersten mal ihr Gesicht. Sie war wunderschön. Eisblaue Augen, füllige Wangen, sowie rosarote Lippen.

Ich löste mich aus meiner Starre und bewegte mich auf sie zu.
,,Ich möchte mich entschuldigen" Eigentlich hatte ich das nicht vor, doch diese Worte fühlten sich richtig an.

Sie wirkte geschockt, als hätte sie nicht geahnt, dass ich wusste, dass etwas nicht stimmte.

,,Schon in Ordnung" Sie war nicht sauer, oder wütend. Sie war erleichtert.
,,Wenn irgendetwas ist, dann kannst du immer zu mir kommen" Ich wusste auch nicht, warum ich Quinn das anbot.

Zögernd nickte sie.
,,Okay" Lächelte ich ihr zu, als hätte sie dies benötigt.

Schweigend folgte sie mir. Ihr Kopf war wieder gesenkt gewesen, doch prägte ich mir jedes Detail ihres Gesichtes ein. Auch die unschönen Anblicke, wie ihren Hals, auf welchen Handabdrücke waren. Würgemale. Auch ihr Auge betrachtete ich deutlicher. Das Blau ihrer Iris vermischte sich mit dem Rot ihrer geplatzten Adern, welche einen dunklen Kontrast zu dem lila herum bildete.

Wir entfernten uns immer weiter von dem Rosengarten, bis wir bei meiner Haustür standen.
,,Wenn du Angst hast zu klingeln, dann kannst immer an dem Fenster mit den grauen Gardinen klopfen" Stotterte ich fast. Sie nickte wortlos und ging.

Ich sah ihr nicht hinterher, ich schaute lieber auf den Briefkasten, auf dem der Name Harrington stand. Sie hatte das Buch unauffällig wieder zurück gegeben.

Ich nahm es heraus, schloss die Tür auf und lief in mein Zimmer. Mein Bett stand direkt vor dem Fenster mit den grauen Gardinen. Vor dem Bett stand ein kleiner Bestelltisch, auf welchem mein Laptop lag.

Ich setzte mich auf mein Bett, schnappte mir mein Laptop und rief meine Mutter per Videochat an.

Sie arbeitete von zuhause aus, daher nahm sie den Anruf sofort an.
,,Aspen" Sagte sie mit einem fröhlichen Lächeln.
,,Hi, Mom" Ich hielt meine Hand und wank in die Kamera.

Ich wollte etwas fragen, doch sie kam mir zuvor.
,,Was hast du denn mit deinen Haaren gemacht?" Fragte sie. Ich kürzte meine langen Haare zu einem schulterlangen Haarschnitt, außerdem waren sie nicht mehr braun, sondern schwarz.
,,Ich hatte Lust auf etwas neues" Gestand ich ihr mit einem schulterzucken.

Meine eigentliche Frage ging unter. Wir redeten über alles mögliche, nur nicht über das, worüber ich gern gesprochen hätte. Über Quinn.

Ich wollte wissen, wie ich mit Quinn umgehen sollte. Meine Mutter entkam damals dieser "interessiert mich nicht"-Mentalität.

Anstelle über Quinn zu reden, sprachen wir über Liverpool, ihre neue Arbeit und die neue Schule, auf welche ich gehen sollte.

Auch die die Hochzeit von Eliza und Dad wurde zum Thema. Sie fühlte sich betrogen, obwohl die Scheidung einvernehmlich war. Wahrscheinlich hatte sie allerdings auch nicht damit gerechnet, dass sich ihre beste Freundin an ihren Ex-Mann ran machen würde.

Meine Mutter konnte ihre Arbeit nicht ewig links liegen lassen. Wir beendeten den Anruf. Sowohl meine Vater, als auch Eliza kamen in den Moment durch die Haustür geschnallt, als ich den Laptop zuklappte.

Ich sträubte mich, durch meine Tür zu gehen. Die beiden waren unerträglich. Manchmal vergaßen sie, dass ich überhaupt existierte und mit in diesen Haus lebte.

In diesen Momenten, viel es mir immer leichter Ashville zu verlassen. Meine Vorfreude auf Liverpool wuchs nur noch mehr.

Ich hasste mein Vater nicht. Um ehrlich zu sein, würde ich ihn sogar vermissen. Jedoch konnte ich nicht lügen, unsere Beziehung geriet ins wanken, als er mit Eliza zusammen kam. Auch meine Beziehung zu Eliza wurde komplizierter. Früher mochte ich sie, doch jetzt war ihre bloße Anwesenheit unerträglich.

Sie drang in das zu Hause der Harrington's ein, obwohl sie offiziell nicht einmal hier wohnte.

Alles wurde mir erschwert, aber Quinn blieb an oberster Stelle stehen, schließlich bereitete sie mir die meisten Sorgen.

It's Okay - I'm There For You जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें