20 - [Labyrinth]

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Minutenlang versuchte ich die Nachricht zu tippen. Sie hatte immer die gleiche Bedeutung, nur fehlten mir einfach die Worte um sie zu schreiben.

Ein einfaches Ich komme heute nicht oder ein kurzes Ich bleib zu Hause fühlten sich nicht richtig an einzugeben.

Ich schloss den Gruppenchat von den Jungs und mir. Mein Handy fand seinen Platz neben mir auf einem der Kissen wieder.

Ohne geklopft zu haben, stürmte mein Vater plötzlich durch meine Zimmertür.
,,Der Tisch ist schon gedeckt. Wo bleibst du denn? Fragte er etwas empört.

,,Hab verschlafen. Tschuldige" Log ich in sein Gesicht.
,,Willst du dann nicht lieber mit Eliza mit fahren?" Hakte er besorgt nach. Seine Besorgnis konnte ich jedoch nicht wirklich ernst nehmen.
,,Nein, ich kann auf das frühstücken verzichten. Spart Zeit" Ich lief an ihm vorbei zum Bad.

Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie er mit leicht offenstehenden Mund, den Kopf schüttelte.

Im Spiegel über den Waschbecken, betrachtete ich meine Augen. Sie waren gerötete und brannten teils immer noch.

Während ich meine Zähne putzte, überlegte ich mir schon einmal eine Ausrede. Nicht das ich Eliza wieder blamieren wollte, dachte ich mir sarkastisch.

Die Zahnpaster traf das Waschbecken. Ich spülte mir den Mund aus und lief durch den Flur zu meinem Zimmer zurück. Mir entging natürlich die Blicke der beiden nicht.

Ohne Quinn wären die Tage kalt gewesen, weshalb ich mich zum ersten mal in diesen Monaten dazu entschied, einen Hoodie anzuziehen.

Mit einen leeren Rucksack auf den Schultern lief ich aus dem Zimmer heraus.

,,Wartet nicht auf mich, ich komm heute spät nach Hause" Sagte ich an der Haustür, doch bevor sie mir Fragen stellen konnten, beantwortete ich ihre unausgesprochenen Gedanken.
,,Ich bin mit Ace und Arrow unterwegs"

Als ich dabei war die Tür ins Schloss fallen zu lassen, hörte ich noch den Anfang eines Satzes meines Vaters.
,,Ja, aber-" Stille. Nur der Wind schalte durch meine noch warmen Ohren.

Ich ließ mich auf der kleinen Schwelle der Tür nieder. Ich besaß keinerlei Anhaltspunkte.

Ich versuchte mich an jedes unbedeutende Detail zu erinnern. Irgendwo musste Quinn sein. Irgendwo musste sie sich verstecken. Irgendwo, wo man sie nicht so leicht finden konnte.

Irgendwie, wie in einem Labyrinth. Natürlich war der Rosengarten zu meinem erster Anhaltspunkt geworden, auch wenn er mir viel zu offensichtlich vor kam.

Ich hievte mich hoch und lief zu dem kleinen Zaun hin. Ich öffnete das Tor und begann die Straße rauf zu laufen.

Sofort begann die kalte Herbst Luft, mir entgegen zu kommen. Ich legte die Kapuze richtig und streckte meine Hände in die Jackentasche.

Das Geländer der Brücke türmte sich langsam vor mir auf, zusammen mit zwei bakannten Personen.

Ungeduldig und leicht wütend, starrten mich Arrow und Ace an. Verdammt, dachte ich mir. Ich hatte wohl nicht lang genug gewartet.

,,Was hat das so lange gedauert?" Fragte Ace, während er mir entgegen kam.

Ich versuchte seinen Blick zu meiden. Ich starrte die leicht verwelkten Rosen an, welche im Frühjahr wieder brachtvoll blühen würden.

,,Entschuldige. Ich komm heute nicht. Ich wollte euch anschreiben, doch ich konnte irgendwie nicht"

Mein Gesicht verweilte in meinen Handflächen. Es war alles so stressig gewesen.

,,Ist es wegen Quinn?" Hörte ich Ace Stimme erneut. Mit leicht offenstehenden Mund, sah ich ihn an.
,,Woher-" Begann ich meinen Satz, doch sofort unterbrach er mich.
,,Wir sind nicht dumm, Aspen"

Ace trug ein besorgtes Lächeln auf den Lippen, von dem ich glaubte, dass es echt war.

Er schaute rüber zu Arrow, welche gedankenverloren ins Nichts starrte.
,,Ich bin nicht dumm, Aspen" Korrigierte Ace sich belustigt.
,,Hey!" Warf Arrow beleidigt mit ein.

,,Tischt Miss Jackson bitte irgendwas glaubwürdiges auf, warum ich nicht gekommen bin, okay?" Bat ich die beiden. Kopfschütteln lächelte Ace.
,,Natürlich doch" Klaute Arrow seine Worte.

Ungewollt zog mich der Blonde in eine Abschiedsumarmung, bevor sie mir ihre Rücken entgegneten.

Sie verschwanden aus meiner Sicht. Mein Blick wanderte hinunter zu den Hecken. Das Feld zog sich teils hinter das Haus der alten Witwe.

So riskant es auch war, am frühen Morgen ein fremdes Grundstück zu betreten, so sehr wollte ich wissen, ob Quinn dort war.

Wie damals lief ich außen die Brücke entlang und den kleinen Berg herunter.

Alles war ruhig gewesen. Ich hörte und sah auch kein herum tollende Quinn.

Ich begann mein ersten Schritte in das Labyrinth zu setzten. Ziellos liefen ich von Hecke zu Hecke. Vereinzelte Blühtenblatter fielen zu Boden.

Es war diese friedvolle Atmosphäre gewesen, welche mich nicht in Panik verfallen ließ.

Von weitem ragte mittlerweile die Brücke im Himmel. Die Bäume bahnten sich immer weiter ihren Weg zu mir.

Die Sonne strahlte hoch im Himmel. Es fühlte sich an, als wäre die Zeit ganz anders zwischen den Rosen verlaufen. Ich verlor einzig und allein wertvolle Zeit.

Ich hockte mich auf den Boden und begann tief ein und aus zu atmen. Mir war so, als wären meine Füße am Boden einer Ohr festgeklebt gewesen. Ich konnte nicht fort und die Zeiger kamen immer schneller auf mich zu, als würden sie darauf warten, mich in zwei zuteilen.

Als wäre ich in einer Sanduhr gefangen, die nur darauf wartete, mich im Sand ersticken zu lassen.

Zwanghaft rappelte ich mich vom Boden auf. Jeder Schritt fühlte sich schwer an. Meine Muskeln wollten sich nicht mehr bewegen, dabei war es alles nur in meinem Kopf.

Die Blätter der Laubbäume wurden von dem Wind in die Hecken getragen. Es war irgendwie ein besänftigendes Gefühl gewesen, wenn die Blätter unter meinen Schritten zu brechen begann.

Ich spürte, wie sich meine Mundwinkel hoben, doch schnell sanken sie, als ich meine geschlossenen Augen wieder öffnete.

It's Okay - I'm There For You Where stories live. Discover now