14 - [Bahnhof]

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,,Okay, dann lass uns das tun"

Sie hatte meine Hand von ihren Mund gezogen. Fragend hob ich meinen Kopf. Sie hielt meine Wangen und führte ihre Lippen zögernd zu meinen.

Erst war es nur ein kurzes aufeinandertreffen, doch sofort festigte sich der Kuss zu etwas innigeres.

Quinn ihre Lippen waren weich und angenehm gewesen. Sie lösten eine Wärme in mir aus, welche schnell zu einer brennenden Hitze wurde.

Ich spürte meinen ganzen Körper zittern, doch nicht vor Erregung, sondern vor Angst.

Es war ein unbekanntes Gefühl, welches nicht nach Ashville gehörte. Doch es fühlte sich so gut, so richtig an. Nur leider war es so falsch.

Ich hätte unsere Lippen von einander trennen sollen. Ich hätte ihr sagen sollen, dass so etwas falsch war. Doch alles in mir, währte sich dagegen.

Meine Arme hatten sich fest um Quinn gelegt. Ich wollte nicht, dass es endet. Sei es ihr Leben, oder dieser Moment gewesen. Beides sollte ewig währen.

Ich konnte spüren, wie sie gegen meine Lippen lächelte.
,,Ich wollte das schon seit einer ganzen Weile tun" Lachte sie. Ich schwieg. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte.

Sie lockerte sich aus meinem Griff und begann weiter zu laufen. Freudig tapste sie über jeden Stock und Stein.

Ich glaube, ich verstand nun, was Quinn meinte, als sie sagte: Unsere Zeit soll kein Ende finden. Egal wie lang der Weg auch war, die Zeit schien nicht zu vergehen. Was sich wie Stunden anfühlten, waren eigentlich nur wenige Minuten gewesen.

Meine Zeit mit Quinn, war fast endlos gewesen, bis wir doch beim Bahnhof angekommen waren. Alles fühlte sich schneller an. Als hätte die Zeit ein neues Tempo angenommen.

Zögernd folgte ich ihr, in das alte Häuschen hinein. Altes Graffiti hing an den Moos bedeckten Wänden. Licht fiel nur durch die wenigen Löcher in der Mauer herein.

Ich wurde immer neugieriger. Sie drehte sich immer wieder zu mir um, um sicher zu gehen, dass ich noch da war.

Wir liefen eine alte Steintreppe hoch, welche zu einem offenen Gelände führte. Quinn setzte sich an den Rand der Plattform und starrte durch die Gitterstäber des Geländers zum Himmel herauf.

Ich setzte mich zu ihr und legte meinem Kopf auf ihrer Schulter ab.
,,Was wollen wir morgen machen?" Fragte sie erwartungsvoll. Ihre Wörter gaben mir eine falsche Hoffnung. Eine Hoffnung, dass sie bleiben würde.
,,Wir gehen nach Gracehill" Sprach ich unüberlegt.

Quinn stieß ein verwundertes quietschen aus.
,,Es ist nicht weit mit der Bahn" Mein Blick war auf die stillgelegten Schienen gerichtet, tatsächlich fürchtete ich mich vor einer negativen Reaktion.

,,Dann haben wir ein Date" Stellte sie einfach belustigt klar. Meine Gedanken standen mit meinem Körper im Konflikt.

Ich sehnte mich nach Quinns einfacher Zuneigung, doch ich fürchtete mich zugleich vor dieser. Wir machten einander glücklich, doch am Ende lief es auf das gleiche hinaus; wir würden beide gehen.

Meine Gedanken wiederholten sich immer wieder.
,,Aspen?" Sprach sie wieder einmal, meinen Namen voller Besorgnis auf.

Mein Kopf hob sich von ihrer Schulter. Unsere Augen trafen direkt auf einander. Quinn hatte aufgehört sich unter ihrem Pony zu verstecken.
,,Hast du mir zugehört?" Wollte sie mit einem Grinsen wissen.

Ich wollte meinen Kopf verlegen zu Seite drehen, doch sie presste ihre Lippen auf meine, bevor ich dazu in der Lage war.

Sie trug so ein aufgeregtes Lächeln.
,,War ich dein erster Kuss?" Wiederholte sie ihre Frage für mich. Ich hätte so gern ja gesagt, doch das wäre gelogen gewesen.

Verlegen musste ich doch noch meinen Kopf wegdrehen.
,,Nein" Es klang so beschämt.
,,Und wer war dein erster Kuss?" Sie war so interessiert gewesen, dabei dachte ich, dass es sie verletzen würde.
,,Ein Junge aus dem Sommercamp" Lachte ich nostalgisch.
,,Sein Name war...war... Ich glaube, er hieß Jake, nein Jack oder doch Jackson?" Verzweifelt versuchte ich mich an seinen Namen zu erinnern.

Quinn ihr lachen schallte nur noch lauter durch meine Ohren.
,,Ich hoffe, du wirst dich in ein paar Jahren noch an meinen Namen erinnern können" Wieder starrte sie so verlangend in den Himmel hinauf.
,,Niemals! Ich werde dich niemals vergessen, Quinn Crowley" Sie schien meine Ernsthaftigkeit nicht rausgehört zu haben.

Sie war immer noch am lachen.
,,Und wie war er? Dein erster Kuss?" Sie stieß sich vom Geländer weg und legte ihren Kopf auf meinem Schoß.

Sie nahm meine Hand und betrachtete jeden einzelnen Finger, ehe sie unsere Hände verschrängte.
,,Furchtbar" Lachte ich verlegen. Ich konnte die Neugier in Quinn ihren Augen sehen.
,,Unsere Zähne prallten aneinander, er hatte so merkwürdig glitschige Lippen und Mundgeruch" Unser leichtes Lachen, hatte sich von beiden Seiten zu einem lauten Prusten gesteigert.

,,Danach spielte ich nie wieder Flaschendrehen im Sommercamp. Oder generell Flaschendrehen" Ich ging auch nie wieder dorthin. Ich versuchte mich so selten an diesen Kuss zu erinnern, wie es nur ging, doch mit Quinn schien es so lustig, anstelle von extrem peinlich und unangenehm.

Unser Lachen beruhigte sich. Alles war still, nur Quinn ihre Frage schallte in meinen Ohren
,,Und wie war unser Kuss?" Ich schluckte.

Immer wieder versuchte ich irgendwelche Wörter aneinander zureihen, welche jedoch keinerlei Sinn ergaben.

Dieser Kuss war so falsch gewesen. Ich konnte dieser Mentalität einfach nicht entkommen.
,,Ich bereue ihn nicht" Ohne Zweifel, etwas hatte sich in Quinns Gesicht verändert. Doch es stimmte, ich bereute den Kuss wirklich nicht.

,,Dann darf ich es wieder tun?" Sie konnte sich mit meiner unbefriedigenden Antwort abgeben, obwohl ihr diese nicht gefiel.

Ich wusste nicht, wie ich darauf antworten sollte. Wenn das der einzige Weg war, um sie bei mir zu behalten, dann wollte ich ihn gehen.
,,Ja..."

It's Okay - I'm There For You Where stories live. Discover now