13 - [Morgen]

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Ein warmes Gefühl umschloss meinem Oberkörper. Ein seidenhaftiges etwas, kitzelte meine Nase. Ich fühlte mich gezwungen aufzustehen. Langsam öffnete ich meine Augen, nur um Quinn in meinen Armen zu sehen.

Ich war wie erstarrt. Ich wollte mich nicht bewegen. Zum einen, weil ich sie nicht aufwecken wollte, zum anderen, weile ich dieses Gefühl von Geborgenheit genoss.

Mit einem Lächeln, strichen meine Finger durch ihr Haar. Sie besaß einen unbeschreiblich süßen Geruch, von den ich nicht genug bekam.

Langsam bekam ich Angst, dass die Schnelle meines Herzschlages, sie wecken könnte.

Quinn machte etwas mit mir, dass ich nicht erklären konnte. Wann immer wir getrennt waren, bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich wollte nicht mehr nach Liverpool, ich wollte hier bleiben. Hier bei ihr. Ich wollte auf sie aufpassen. Ich musste auf sie aufpassen.

Meine Augen wurden feucht. Mein Brustkorb hob sich immer unregelmäßiger und schneller. Kleine Tränen fielen auf ihr Haar.

Ich wollte sie fester umschließen. Sicher gehen, dass sie okay war. So musste sie sich gefühlt haben, jedesmal, wenn wir einander in die Arme schlossen.

Meine Augen waren geschlossen. Ich wollte noch nicht die Realität sehen. Eine Gänsehaut breitete sich über meinem Rücken aus. Ruckartig öffnete ich meine Lider. Quinns Strich mir meine Tränen weg.

Angestrend versuchte sie ihre Augen offen zu halten. Sie sah besorgt aus.
,,Aspen..?" Wisperte sie.
,,Tut mir leid, ich weiss nicht, was über mich gekommen ist" Ich wollte die Situation runterspielen.

Noch immer lagen wir zusammen, nur war sie auf meine Augenhöhe nach oben gerutscht. Langsam ließ sie von meiner Wange ab. Ihre Hand wanderte zu meiner. Fest umschloss ich sie und ließ sie nicht mehr los.

Ich wollte Quinn nicht verlieren.
,,Wann begannen diese Gedanken?" Fragte ich, doch ich war nicht deutlich genug gewesen.
,,Das du sterben möchtest" Ergänzte ich nun.

Sie überlegte.
,,Vielleicht vor zwei-drei Jahren" Sie trug ein verlegenes Lächeln, welches ich nicht nachvollziehen konnte.
,,Es ist nicht so schlimm" Nun spielte sie es runter.

Ich wollte dieses Lächeln nicht sehen, doch wegsehen konnt ich auch nicht.
,,Ich stelle es mir wie ein endlos langer Schlaf vor, in welchen ich friedvoll träumen kann" Diese Erleichterung in ihrer Stimme gefiel mir nicht.

Meine Lippen waren am zittern.
,,Und warum tust du das?" Ich wagte es auf ihren Arm zu zeigen. Betrübt sah sie herab, als wenn sie sich schämen würde. Ich bereute es.
,,Es is schwer zu erklären" Seufzte sie.

,,Wenn man Angst bekommt, dass man nichts mehr fühlt...dann tut man es. Doch die Wahrheit ist, dass man so sensitive gegenüber allem geworden ist, dass man einfach irgendetwas freien Lauf lassen will. Weinen ist nicht genug, manchmal kann man nicht einmal mehr weinen. Man will einfach die Kontrolle über etwas haben, denn irgendwie hat man jede Kontrolle verloren" sie sprach für mich in Rätsel. Ich verstand kein Wort, doch ich wusste, dass es schwer für sie war, mir dies mitzuteilen.

,,Und was ist mit jetzt? Hast du gerade die Kontrolle?" Es fühlte sich einfach nur falsch an, sie so etwas zu fragen.

Ihre Augen wanderten zur Decke rauf. Ungeduldig wartete ich auf ihre Antwort.
,,Ich weiss es nicht" Beschämt sah sie mich wieder an, als wenn es ihr Leid tun würde.

Hochgradig stand sie von meinem Bett auf und lief zu den Kleiderschrank. Verwirrt richtete ich mich auf.
,,Diese Stimmung ist erdrückend" Lachte sie fröhlich.
,,Ich glaube, wir beide könnten etwas frische Luft vertragen"

Sie warf mir meine Sachen auf das Bett, verschwand ins Bad und versuchte mich nur kurze Zeit später, aus dem Haus zu drängen. Und das erfolgreich auch noch.

Die Blätter hatten sich in den Herbst-typischen Farben gefärbt. Einige fielen sogar schon zu Boden. Im Schatten war es eisigkalt, doch in der Sonne noch herrlich warm.

Anstelle die Straße herauf zu laufen, lief Quinn sie herunter. Am Ende dieser Straße war nichts, sie führte nur in den Wald hinein.

,,Quinn, wohin verschläppst du mich?" Hakte ich etwas belustigt nach. Sie hielt fest meine Hand, damit ich mich erst gar nicht los reißen konnte.

Sie blieb stehen und drehte sich zu mir um. Sie trug dieses glückliche Lächeln, welches ich so gern sah.
,,Wenn es nicht der Rosengarten ist, welcher Ort könnte es dann sein?" Gab sie mir als Hinweis.

Sie wollte zum alten Bahnhof. Doch anstelle einer Abkürzung, war das eher einer Verlängerung gewesen.

Kein Sonnenlicht fiel durch die dichten Baumkronen, doch kalt war mir nicht. Es wehte kein Wind. Die Kälte war erträglich gewesen.

,,Warum nehmen wir diesen Weg?" Fragte ich mit hochgezogener Augenbraue, welche sie selbstverständlich nicht sah.
,,Unsere Zeit soll kein Ende finden" Sprach sie ganz monoton.

Es klang, als würde sie langsam ihren Frieden finden. Das wollte ich nicht. Ich wollte, dass sie glücklich ist, doch ich wollte mich nicht von ihr trennen müssen.

Ihr Frieden bedeutete unser Ende. Es würde etwas enden, dass nicht einmal wirklich begonnen hatte.

,,Aspen?" Wisperte sie in die plötzlich unangenehm Kälte hinein.
,,Ja?" Entgegnete ich deutlich perplex. Sie blieb stehen. Wir waren noch nicht einmal in der Nähe des Bahnhofs gewesen.

Ich konnte spüren, wie mein Herz langsam zum Grund des Bodens sank.
,,Du verhältst dich fragwürdig" Sie sprach mit einer Unsicherheit in der Stimme.

Sie drehte sich zu mir und nahm meine andere Hand in ihre.
,,Sag mir die Wahrheit! Und lüg mich nicht an" Befahl und bittete sie mich zugleich.

Ihre Stimme war so sanft und doch streng. Sie machte sich Sorgen um mich, welche eigentlich unbegründet waren. Ich hätte mir schließlich die Sorgen machen sollen.

,,Ich möchte dich nicht verlieren" Flüsterte ich aufgelöst gegen ihre Schulter. Quinn zog mich in eine Umarmung und ließ nicht mehr los. Der Bahnhof war vergessen.
,,Ich bin doch hier" Meinte sie geschockt.
,,Wer weiss für wie lange" Wut, Trauer und Angst, sprachen aus mir heraus.

Meine Worte trafen sie schwer. Sie sah mich voller Entsetzen an. Ich wusste, dass sie sich entschuldigen wollte. Sie trug diesen beschämt blickt. Ich legte meine Hand über ihre Lippen. Ich wollte es nicht hören.
,,Sag es nicht. Bitte" Flehte ich fast.
,,Okay, dann lass uns das tun..."

It's Okay - I'm There For You Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt