12 - [Abend]

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Freudig verkündete mir meine Mutter, dass sie jemanden kennengelernt hatte. Ein Mann names James, der sogar ein Sohn in meinem Alter hatte. Ich konnte nur ahnen, dass sie mich mit diesem verkupeln wollte.

Mir fiel es allerdings schwer, mich für sie zu freuen, schließlich ging mit Dad und Eliza alles bergab. Oder besser gesagt: für mich ging es bergab.

Ich bekam das Gefühl, dass Dad mich nicht schnell genug aus dem Haus haben konnte.

Ich gab es nicht gern zu, doch ich hatte Angst, dass Mom mir das selbe Gefühl vermitteln würde.

,,Ich glaube, ich rede viel zu viel von James" Lachte sie verträumt.
,,Was gibt es denn bei dir so neues?" Sie verlor kein Interesse an unser Konversation.

Genervt stöhnte ich auf. Ich wusste immer noch nicht, wie ich das Thema mit Quinn ansprechen sollte.

Ein stumme klopfen ließ mich allerdings zusammen zucken.
,,Was war das denn?" Meinte sie besorgt. Es kam nicht von der Tür. Dad und Eliza blieben Freitags nicht hier. Ich konnte nur vermuten, was die beiden in Elizas Wohnung taten.

Mein Blick fiel aufs Fenster. Es war schwer in der Dunkelheit etwas zu erkennen, trotzdem konnte ich die Umrisse einer vertrauten Person bestaunen.

,,Mom, ich muss auflegen" Aufgeregt klappte ich den Laptop zu und Schnitt ihr, ihre besorgten Worte ab.

Ich öffnete mein Fenster und sah sofort Quinn ihr Lächeln. Ich sprach wirklich vom Teufel, lachte ich.
,,Es ist dunkel. Es ist gefährlich" Belehrte ich sie trotzdem.
,,In fünf Minuten kann nichts passieren" Meinte sie, als sie durch mein Fenster stieg.
,,In fünf Minuten kann alles passieren!" Ich hatte es nicht so laut sagen sollen. Entschuldigend senkte sie ihren Kopf. Dabei war ich nicht böse gewesen, nur besorgt.

,,Tut mir leid" Flüsterte Quinn.
,,Nein, entschuldige dich nicht. Ich möchte nur, dass du Abends auf dich aufpasst" Sie hob zwar nicht ihren Kopf, doch nickte wenigstens.

Es fühlte sich unangebracht an, in diesem Moment zu fragen, was sie hier tat. Es klang, als würde ich sie loswerden wollen.

Ich schloss das Fenster und setzte mich zu ihr aufs Bett.
,,Und, was haben wir jetzt vor?" Versuchte ich doch noch, eine Antwort zu bekommen.

Nichts, sie schwieg weiterhin.
,,Entschuldige, ich mach mir nur Sorgen um dich" Sie drehte sich zu mir und starrte mich überrascht, unvorbereitet und glücklich an. Es war, als wäre ich die einzige Person gewesen, die diese Worte jemals zu ihr sprach.

Ein Druck bildete sich auf meiner Brust und ein ziehen in meinen Magen tauchte auf.

,,Bleib die Nacht hier" Bat ich. Irgendein Grund muss es ja gegeben haben, warum sie hier war. Quinn wirkte schließlich nicht wie eine Person, die spontan gern etwas unternahm.

,,Und das ist kein Problem für dich?" Sie besaß einen Ausdruck auf den Lippen, als wenn sie sich selbst als Belastung ansah.

Ich konnte mein Herz brechen hören. Niemand sollte sowas von sich denken. Ich blickte zu ihrem Arm herunter. Vor Nervosität begann sie sich ihn aufzukratzen. Sie sah mich nicht an, sie wollte eher mein Blick meiden.

Ich legte meine Hand in ihre.
,,Natürlich nicht!" Sagte ich schon fast fassungslos. Ihr Griff begann sich zu festigen, als wenn sie befürchtet hätte, dass ich jede Sekunde verschwinden würde.

Ihr Körper begann zu zittern, während meine Handfläche von ihren Tränen befeuchtet wurde. Panisch kniete Ich mich auf den Boden. Noch immer mied sie unseren Augenkontakt.

,,Quinn?" Stotterte ich.
,,Es ist in Ordnung" Versuchte ich weiterhin sie zu beruhigen..

Ich führte meine freie Hand zu ihrem Kinn. Langsam hob ich ihren Kopf an. Ich traf direkt auf zwei gerötete Augen, welche sich stark mit Wasser gefüllt hatte. Vorsichtig wischte ich mit meinen Daumen ihre Tränen weg.  Sie hielt ihr schluchzen nicht mehr zurück.

Ich erhob mich. Sofort schlangen sich ihre Arme um meine Taille. Behutsam drückte ich sie an mich heran. Ihre Finger krallten sich in meine Haut. Es tat weh, doch der Schmerz interessierte mich nicht.

Die Zeit schien nicht zu vergehen. Quinn war nicht in der Lage gewesen, sich zu beruhigen. Sie ließ den gesamten Raum erklingen, bis sie die Außenwelt wieder wahrnahm.

Vereinzelte Regentropfen liefen am Fenster hinunter, bis es sich zu einem wahren Unwetter verwandelte. Der prasselne Regen, das heftige Stürmen und der laute Donner, schien sie zu beruhigen.

Langsam begann sie ihren Griff zu lockern. Ihr Schluchzen minderte sich auch. Zitternd hob sie ihren Kopf und sah mir in die Augen.
,,Es wird spät" Sagte ich mit einem erleichterten Lächeln. Sie nickte nur.

Zögernd lief ich auf meinem Schrank zu. Quinns Augen folgten mir unaufhörlich. Sie musste mich sehen, um zu wissen, dass ich da war.

Ich überreichte ihr einen Pullover. Die Nächte wurden schon kalt. Rücken an Rücken, links und rechts von dem Bett aus, begann wir uns umzuziehen.

Wieder überkam mich diese seltsame Nervosität. Ich konnte spüren, wie mein Herzschlag sich erhöhte. Ich nahm das quietschen des Bettes wahr und entschied mich dazu, ein Blick auf Quinn zu wagen.

In meinem viel zu großen Pullover saß sie auf dem Bett und wartete sehnsüchtig, dass ich mich zu ihr gesellte.

Unruhigen legte ich mich zu ihr. Wir beide starrten einander an. Wieder trat dieses sanfte Lächeln in Quinn ihrem Gesicht auf. Ich konnte spüren, dass mir unmengen an Blut ins Gesicht strömten. Panisch suchte ich nach einer Erklärung warum. Das einzige logische für mich war, dass es unter der Decke zu warm war.

Doch ich konnte nicht leugnen, dass von Quinn eine angenehme wärme entwich, welche ich gern näher gespürt hätte.

It's Okay - I'm There For You Where stories live. Discover now