Lonely tears of the night

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Content Warnung: Charaktertod, Gewalt

Es dauerte einige Zeit bis Alice sich bewusst wurde, wo sie war, ihr Kopf dröhnte und ihr Körper schmerzte. Stöhnend drehte sie sich auf die Seite, um besser Luft zu bekommen. Schwach öffnete das Mädchen die Augen. Sie lag auf einer Wiese. Vereinzelt standen Bäume herum, doch nicht so dicht wie oben im Wald. Etwas weiter weg vor ihr lag Regina, mit dem Rücken zu ihr. Keuchend legte sie ihre Hand auf das Gras, sofort wurde aus dem leuchtenden Grün, ein mattes Grau. Sie hatte die Energie in sich aufgenommen. Mit aller Kraft stemmte die Hexe sich hoch. Alles in ihr sträubte sich und schmerzte. Auch ihre Füße waren durch die Quetschung noch immer verletzt. Unsicher ging sie zu ihrer Partnerin, zögerte und drehte dann vorsichtig die Königin zu ihr. Erschrocken zuckte sie zurück und fiel auf die Knie. Alice versuchte etwas zu sagen, irgendwas, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. Mit aller Kraft versuchte sie, das Zittern zu unterdrücken. Tränen ließen ihre Sicht verschwimmen. Regina starrte sie aus ausdruckslosen, braunen Augen an. Blut begann in eine kleine Pfütze sich um sie herum zu sammeln. Ihre Umgebung verschwamm, immer und immer mehr. - - - "ALICE!" rief eine vertraute Stimme. Erschreckt blickte das Mädchen auf. "WARTE MAMA!" antworte sie und das Kind fing an zu der Frau zu rennen. Sie griff nach der Hand zu und sie spazierten den Weg entlang. "Weißt du noch, was wir sammeln gehen?" "Blutwurz. Schafgarbe und Efeu" erklärt die Jüngere erfreut. Ihre Mutter hatte beschlossen heute wieder in Berge zu gehen, weiter weg vom Dorf fand man viele gute Kräuter, unberührt von Menschen. Alice liebte es, mit ihrer Lehrerin dort hinzugehen, sonst hatte sie nicht die Möglichkeit, das Dorf zu verlassen. Es wäre zu gefährlich, sagten alle, gingen aber selber immer weg. Jagten oder wanderten und erzählten sich dann von anderen Dörfern. Einmal vor ein paar Jahren war ein Reisender durch das Dorf gegangen. Ein alter Magier, er erzählte von Politik, Geschichte, Drachen und anderen Ländern. Noch ganz genau erinnerte sie sich daran, wie sie und Rin sich damals heimlich in dem Schrank versteckt hatten, um seinen Geschichten zu lauschen, obwohl sie hätten schlafen gehen müssen. "Du hast Brennnesseln vergessen!" lacht die Erwachsene und riss die Jünger aus den Gedanken. "Oh stimmt" Es war ein klarer Tag, der Wind pfiff eisig durch das Gestein und die Mittagssonne schien hell herunter. Viel weiter über ihnen bewegte sich eine Gestalt. Kurz trafen sich ihre Blicke. Es war ihre Schwester, das Mädchen hatte das Dorf verlassen, obwohl es verboten war und kletterte nun dort oben herum. Die Schwester winkte lächelnd. "Kuck mal, da ist Rin!" rief die kleine Alice begeistert und zeigte nach oben, doch ihre Mutter zog sie grob am Arm. "Ignoriere es!"- - - Verängstigt presste sich Alice in die Ecke des Hauses, die Luft war stickig, es roch nach Feuer und verbrannten Fleisch. Von draußen konnte sie Menschen schreien und brüllen hören. Tränen ließen ihre Sicht verschwimmen. Es war Winter, alles war knapp. Die Männer waren auf die Jagt gegangen und in der Nacht nicht mehr zurückgekehrt, alle machten sich Sorgen und plötzlich kamen Leute. Doch es waren keine freundlichen Menschen. Es waren gemeine Menschen. Sie brachten Feuer, Schwerter und den Tod. Das Mädchen zuckte vor Schreck zusammen, als die Tür aufgestoßen wurde. Sie war alleine im Haus, es gab hier keine Waffen, von denen sie gewusst hätte. Ihre Mutter rannte in das Haus. "BEWEG DICH MÄDCHEN! WIR FLIEHEN!" schrie sie die Jüngere an. "Was ist mit Rin?" Zitternd stand sie auf. "Nicht wichtig, komm!" "ABER DIE MENSCHEN BRAUCHEN UNS!" verzweifelt rannte sie zu ihrer Mutter, die gerade einen Beutel packte und mit Gold füllte. "SCHWEIG", die Frau packte den Zopf der Mädchen und schleuderte sie ein paar Meter weiter gegen die Wand. Plötzlich wurde die Tür ein weiteres Mal aufgetreten. Eine Gestalt erschien im Raum. Schwere Schritte bewegten sich auf dem hölzernen Boden, Rüstung schepperte. Der Unbekannte ging auf ihre Mutter zu und erstach die schreiende Frau. Verängstigt starrte Alice auf die Leiche - - - die Leiche von Regina - - - die Leiche ihrer Mutter, darüber, die Gestalt eines Mannes - - - alles begann zu verschwimmen. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. War sie im Dorf oder im Wald? Ihr Herz schmerzte so, es fiel ihr schwer zu atmen. Alles tat so furchtbar weh und es roch nach Blut - - - Schwer atmend eilte sie die steilen Felsen hoch. Sie wusste nicht warum es ihrer Schwester so einfach viel dort hoch zu gelangen. "WARTE!" schrie sie und kam endlich oben an. Das Mädchen blieb stehen. Rin drehte sich zu ihrer Zwillingsschwester und lächelte. "Na endlich, ich dachte, du schaffst es nie" scherzte ihr Zwilling belustigt. "Ich muss dir unbedingt denn See zeigen." erklärte sie weiter. "Der ist nicht mehr weit weg, bald hast du es geschafft. Also komm-" das Mädchen stockte, ohne Vorwarnung weiteten sich ihre grauen Augen voller Schreck. Es ging so schnell. Zuerst war es ein furchtbarer Schmerz und das letzte, woran sie sich danach noch erinnern konnte, war das Gesicht einer Wildkatze, die sie angefallen hatte. Ein wilder Tiger! - - - Alice schrie und griff nach Reginas Hand. "WACH AUF! WACH AUF! LASS MICH NICHT ALLEINE!" ... Das Bild der Königin verschwamm und kurzzeitig blickte sie wieder in die blauen, leblosen Augen ihrer Mutter - - - Schwer atmend eilte sie die steilen Felsen hoch. Sie wusste nicht, warum es ihrer Schwester so einfach viel. "WARTE!" schrie sie und kam endlich oben an. "Was willst du?" erwiderte das Mädchen ruhig "... Mutter sucht dich bestimmt schon" "Mir egal!" erklärt Alice stolz. Leise lachte Rin. "Du bist schlecht darin, zu lügen. Ich weiß, dass dir nichts wichtiger ist, als das Wohl der Menschen und dass diese Frau stolz auf dich ist" "Sie ist unsere Mutter!" erwiderte sie standhaft "Deine vielleicht!" "Vielleicht solltest du ja mal versuchen anderen zu helfen, dann würde sie dir auch Geschenke geben und dich lieb haben!" faucht Alice nun wütend. "KANN ICH NICHT!" schrie Rin zurück und dreht sich wütend zu ihrer Schwester. "JEDER KANN! DU MUSST NUR LERNEN!" brüllt diese wütend. Die Augen ihres Zwillings blitzen wütend. "DENKST DU, ICH BIN SO GROSSARTIG WIE DU? KANN MENSCHEN HEILEN? NEIN! WANN VERSTEHST DU ES ENDLICH!" Dunkle Schatten breiteten sich hinter Rin aus. "DU VERSUCHST ES NICHT MAL!" "HABE ICH! JAHRE LANG UND NIEMAND HAT ES INTERESSIERT! SIE HABEN MICH MIT VERACHTUNG BESTRAFT, GESAGT ES WÄREN DÄMONEN IN MIR! SIE HABEN UNS GETRENNT UND MICH ALLEINE GELASSEN" Gerade wollte sie etwas auf die Aussage ihres Gegenübers erwidern, als die Schatten auf sie zugerast kamen und sie in der Dunkelheit verschluckt wurde ... angegriffen von ihrer Schwester - - - War es ein Tiger oder war es Gift, was sie an jenem Tag fast umgebracht hatte?- - - Die Tränen versiegten - - - sie starrte in Reginas leblosen Augen ... Ihre Hände waren blutbefleckt - - - "Monster!" keucht ihre Mutter, am Boden liegend. Ihr Blick fest auf ihre eigene Tochter gerichtet, die mit einem zufriedenen Lächeln über ihr stand. "Nenne mich ruhig Monster, vergiss nicht, du hast mich erst zu einem gemacht"- - - Rin stand über Reginas Leiche und lächelte seelenruhig vor sich hin und dann war es wieder ein Mann. Ein Bandit mit einer Fackel in der Hand und einem blutbefleckten Säbel in der anderen ...

Alice schreckte hoch, sofort spürte sie den heftigen Schmerz in ihrer Seite. Ihre Augen fühlten sich unglaublich trocken an. Ihr Gesicht und Hände waren voller Blut. Schwach blickte sie sich um, dicke Wolken verdeckten den Mond. Sie wusste nicht, wie lange sie bewusstlos war und wann genau sie das Bewusstsein verloren hatte. Mühsam stand sie auf, ihr Kopf dröhnte heftig. "Verzeih mir" krächzte sie leise und hob mit ihrer letzten Kraft Reginas Körper hoch. Sie konnte die Erwachsene nicht so liegen lassen. Ein Blitz erhellte den Himmel, von einem zum anderen Moment regnete es in Strömen. Sofort war ihre Kleidung komplett durchnässt. Im Schatten der Bäume konnte sie eine Höhle erkennen. Sie hielt darauf zu. Erschöpft lehnte sie Regina gegen die Felswand. Sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte. Lebten die Anderen? Waren sie aus dem Wald geflohen oder haben diese schattenhaften Wesen sie geschnappt? Zurück konnte sie nicht, sie wusste nicht, wo sie war. Ein lauter Knall ertönte, erschreckt hielt sie ihre Ohren zu. Ein Blitz war in der Nähe eingeschlagen und kurz darauf ertönte ein Rumpeln. Dann war es stockfinster. Der Höhleneingang war eingestürzt. Fassungslos starrte sie in die schwarze Leere. Die Hexe formte dann ihre Hände zu einem Halbkreis, wie sie es einst von Harvey gelernt hatte, sie wollte hier nicht bleiben. Sie wollte nicht weiter bei der Königin sein, sie ertrug es nicht. Obwohl sie erschöpft war und kaum noch Energie hatte, ging sie los. Es wäre ihr lieber vor Erschöpfung umzukippen, als untätig zu sein und zu schlafen. "Wache über mich", flüstert Alice leise. In ihren Händen tauchte ein kleines Licht auf, mit welchen sie tiefer in die Höhle ging. Es war ein Gang. Es war stickig und das Tropfen von Wasser hallte leise wieder. Immer tiefer und tiefer lief das Mädchen, sie wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, doch sie ging durch viele Gänge, kam an Abzweigungen und ging dann weiter. Nach einiger Zeit fragte sie sich, wozu diese Höhle diente, alles war viel zu perfekt als dass es von der Natur sein könnte. Vielleicht waren eins Zauberer hier durch gewandert. Oder Elfen in ihren Gebeten. Oder Krieger eines alten Krieges. Erschöpfung fing an ihren Körper und Geist zu benebeln, als sich plötzlich der endlose und immer gleichbleibende Gang änderte, in eine große und weite Höhle. Wasser floss in einen See und Kristalle, die ihr Licht reflektierten, spiegelten sich leuchtend im Wasser wider. Müde kniete sie sich hin und trank gierig etwas Wasser. Es fühlte sich angenehm an etwas zu trinken und erschöpft lehnte sie sich an einen großen Felsen und schloss die Augen. Das Licht erlosch. 

Bloody Raven in the ShadowWhere stories live. Discover now