⋉ Kapitel Ⅱ : Teil Ⅳ ⋊

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Availa nutzte die Gelegenheit, um sich Gilráds Hand zu entziehen. Steif stand er an ihrer Seite und ihr entging nicht die Traurigkeit, die ihm wie zuvor ins Gesicht geschrieben stand.
Alle versammelten Mitglieder beobachteten nun, wie die Oberste den Saal betrat.
Sie trug ein langes, ausladenes Kleid, das sich um ihre Beine bauschte.
Der Stoff hatte eine cremige Grundfarbe auf der Blüten jeglicher Pastelltöne gestickt waren.
Das Kleid war ohne Ausschnitt, sondern zog sich in einem Stück bis zum Halse hin und auch die Arme reichten bis hin zum Handgelenk, was dem Kleid nochmals an Eleganz verlieh.
Ihren Kopf zierte die Krone, gebogen aus reinem Gold, besetzt mit den wertvollsten Edelsteinen und prächtig, wie keine andere.
Das seidige, rabenschwarze Haar der Obersten war zu einer Hochsteckfrisur hochgesteckt und ihre Augen funkelten, wie zwei reine Diamanten.
Auf ihrem Gesicht lag eine Maske, die keinerlei Einblick über ihre Emotionen gab. Ihr Blick strickt nach vorn gerichtet. Civyna zu Availas Rechten entfuhr ein entzücktes Hauchen, obwohl sie kaum weniger hübsch als die Oberste war. Katala war wohl die bildhübscheste Frau in ganz Galtor. Es war wahrlich ein magischer Anblick, der sich ihnen bot.
Die Schleppe des Kleides wurde von drei Bediensteten angehoben, die hinter der Obersten einherschritten. Begleitet wurde ihre Ankunft von dem melodischem Spiel der Streicher und einem Violinensolo. Die Violinisten spielten perfekt im Einklang miteinander und die Passage der Streicher wurde von einem Cembalo im Hintergrund begleitet.
So musizierten die Streicher mit Cembalo Begleitung und die kleinere Solistengruppe der Violinen wechselseitig imitierend im musikalischen Einklang zusammen und verliehen dem Moment etwas ganz Außergewöhnliches im positiven Sinne.
Die Oberste schritt langsam mit erhobenem Kinn auf den Meas-Thron zu.
Die Bediensteten halfen mit dem ausladenden Kleid und der Schleppe, während sie auf dem Meas-Thron Platz nahm.
Dieser stand auf einer Erhebung, sodass die Schleppe, ohne Falten zu werfen, die wenigen Treppenstufen hinab fallen konnte.
Die Bediensteten zogen sich nun allmählich zurück und die Ältesten gesellten sich zu der Obersten, neben dessen Thron drei weitere vergoldete Sitze bereitstanden, die jedoch viel weniger beeindruckend und mit so filigranen Verzierungen waren, als der Meas-Thron, welcher der Blickfänger der Versammlung war.
Die zwei Männer mit den langen grau-weißen Bärten und Imani nahmen ihre Plätze neben dem Thron ein. Die Ratsmitglieder, welche die längste Amtszeit aus jedem der drei Räte aufwiesen, wurden als die Ältesten bezeichnet. Zwischen ihnen und der Obersten bestand ein Bund, von dem niemand anderes wusste, was es für ein Bund war, außer ihnen selbst.
Zusammen bildeten sie mit dem Großen Rat die Regierung.
Die Ältesten durften sich allerdings nicht als Anwärter für die Agrar-Kämpfe aufstellen lassen. Einzig und alleine ihre Stimme konnten sie abgeben. Zur Zeit war Taio ta'Faiam der Älteste der Roten, Imani ia'Jelani die der Blauen und Yero ya'Venter der von den Grünen. Normalerweise diente man einem Rat hundertzehn Winter bis man sich zur Ruhe setzte, doch gab es hierfür keine klare Regelungen. Man hatte sein Amt solange inne, wie man in der Lage war, es auszuüben. Ab einem Alter von neunzehn Wintern durfte man als Novize einem der Räte beitreten.
Jedes Neugeborene wird kurz nach seiner Geburt getestet.
Darauf getestet, welche Sorte von Blut es in sich trug: goldenes, rotes oder magisches Blut. Wobei goldenes Blut, diejenigen in sich trugen, deren eines Elternteil rotes oder goldenes und das andere magisches Blut besaß.
Magisches Blut erkannte man daran, dass es fünf verschiedene Sorten goldenes Blut gab:
reines, goldblaues, goldrotes, goldgrünes und goldgraues.
Ist das goldene Blut nicht rein, so wird das Kind an eine der sieben Schulen für Götterkinder im Lande im Alter von sieben Jahren geschickt, wo es je nach Farbe des Blutes in den jeweiligen Element unterrichtet wird und auf das zukünftige Leben als Mitglied der Regierung ausgebildet wird.
Ab dem fünfzehten Lebensjahr stand es einem dann frei, ob man den höchsten Schulabschluss machte und noch vier Jahre die Schule besuchte oder ob man eine Universität besuchte, um zu studieren.
Früher war man fester Überzeugung, dass Kinder, die goldrotes Blut besaßen, verunreinigtes Blut hatten, da man davon ausging, dass goldrotes Blut eine Mischung aus rotem und reinem goldenen Blut war.
Irgendwann hatte man dann herausgefunden, dass sich zwei verschiedene Blutlinien nicht miteinander vermengen lassen.
Somit ist goldrotes Blut ebenso eine eigene Blutrichtung, wie goldblaues oder goldgraues.
Nach der Verbannung des vierten Rates, des Grauen, hat man die Neugeborenen, durch dessen Adern goldgraues Blut strömte aufwachsen lassen wie Rot- und Goldblüter.
Ist man dann 19 Winter alt, so bekommt man vorerst ein Mitglied des passenden Rates als Mentor zugeteilt.
Dieser begleitet dich die ersten drei Jahre lang und ist eine Art privater Lehrer.
Die Ältesten werden von jedem Ratsmitglied akzeptiert und respektiert. Sogar die Tahir Brüder zollen ihnen gegenüber Respekt. Availa war mit 19 Winter ebenfalls Novizin des Roten Rates und obwohl sie mit ihren 38 Wintern noch relativ jung als Anwärterin war, hatte man sie auserwählt. Denn um das zu erreichen musste sie jahrelang lernen und das Gelernte verstehen. Üblicherweise waren die Anwärter mindestens über vierzig Winter alt und nicht älter als sechzig Winter. Doch tendierte die Auswahl stest auf jüngere, denn obwohl die jüngeren weniger Lebenserfahrung besaßen, sollte der Sovereign Jungheit und Ausdauern repräsentieren.
Diese neun Winter waren keine Zeit zum Ausruhen gewesen, sondern harter Arbeit. Doch die Erfahrung derjenigen, die in Kriegen gekämpft haben und getötet haben, vermochte sie nicht über Wissen aus Büchern aufzuholen. Weshalb es ihr an Stärke mangelte und dennoch, war sie eine Anwärterin.
Die Anwärterin des Roten Rates.
Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Gilrád sich setzte und auch Civyna zu ihrer Linken war daran sich wieder niederzulassen. Availa folgte ihrem Beispiel und ebenso die übrigen Ratsmitglieder nahmen langsam wieder auf ihren Plätzen Platz, sowie das Spiel der Musiker mit der Zeit immer leiser wurde bis es irgendwann ganz verklang. Eine erwartungsvolle Stille machte sich unter den versammelten breit, die daraufwarteten, dass die Oberste diese füllte. Diese erhob nach kurzem Warten die Stimme.

,, Ich grüße Euch meine Brüder und Schwestern der verschiedenen Edin.
Ich grüße die Ältesten, die Anwärter und alle anderen, die sich an diesem Abend im Goldenen Palast versammelt haben, um mit mir Danke zu sagen.
Dieser Abend ist etwas ganz Besonderes und bedarf einer Versammlung aller. Ein Fest, wollen wir feiern, das man es die nächsten zehn Jahre nicht vergisst.
Vergessen wollen wir an diesem Abend nur die Dunkelheit."

Ein dunkler Schatten legte sich für einen Augenblick über ihre Iris, der so schnell er gekommen war wieder verschwand, sodass Availa sich nicht sicher war, ob er überhaupt existiert hatte.

,, Lasst die Festlichkeiten beginnen!", rief die Oberste aus und erhob ihr Glas, worauf jeder es ihr gleichtat und ihre Worte wiederholte.

Availa hob auch ihres, doch entging ihr das leichte Zittern in den Fingern der Obersten nicht.
SIE wird diesen Abend niemals vergessen.
Als die Speisen unter denen prallgefüllte Truthähne, randvolle Schalen mit allen möglichen gewürzten Speisen und Gemüse hereingebracht wurden und die Konversationen den Saal erfüllten, neigte Civyna sich zu Availa hinüber, die stumm an ihrem Glas Wein nippte. Civynas schwarze Haare waren stramm zu einem Zopf nach hinten gepflochten, der ihr bis hin zum Gesäß reichte und ihre dunkle Haut, sowie ihre kohleschwarzen Augen glänzten im matten Licht des Saales.
Ihre Lippen traten in einem matten Rot hervor.
Zumal sie ein Parfum, das nach Blumen duftete, aufgetragen haben musste.
Parfums hatten einen hohen Preis, doch Cyvina liebte Prunk und Geld mehr als alles andere.
Ein jadegrünes mit goldenen Stickerein versehendes bodenlanges Kleid betonte ihre wohlgeformte Statur und hob ihre Kurven hervor.
Es lag hauteng an ihrem Körper, sowie es ihrer Figur an allen Ecken und Kanten schmeichelte.
An der Brustpartie waren mehrere goldene Ringe in den Stoff eingearbeitet, die sich zum Halse hochwanden.
Zudem trug sie ein Smaragtbesetztes Halsband, wie dunkelgrüne Satinhandschuhe, die ihre schlanken Finger hervorhoben.
Civyna galt unter den Ratsmitgliedern als die schönste aller Frauen, die viele Verehrer hatte und sich gerne mit diesen vergnügte, doch ließ sie niemanden eine gewisse körperliche wie geistige Grenze an ihr überschreiten, was sie unnahbar machte.
Von manchen wurde sie als Hure beschimpft, doch waren es oft genau jene, mit denen Civyna es trieb.

,, Ich habe es gesehen", wisperte sie erwartungsvoll.

Availa fuhr überrascht hoch und stellte das Glas etwas zu schwungvoll ab, sodass etwas von dem Wein über den Rand schwappte.

,, Was?", fragte sie mit einwenig zu hoher Stimme.

Civyna schnaubte.

,, Ich bin nicht blöd und keine Idiotin. Mir ist nicht entgangen, was sich hier abspielt."

Sie holte tief Luft und flüsterte die Worte so leise, doch klar und deutlich in ihr Ohr:

,, Ihr Urteil ist gefällt."

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