⋉ Kapitel Ⅱ : Teil Ⅵ ⋊

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Die Oberste nahm eine Rolle Pergament einer der Diener ab, der diese ihr reichte, und las einen Abschnitt darauf laut vor, sodass jeder es hören konnte.

,, Im Jahre 2787 hat der Graue Rat mehrere Bürgerrechte verletzt und gegen die westlichen Lande Krieg geführt ohne das Einverständnis der anderen Räte. Den Taten des Grauen Rates sind tausende Menschen zu Opfer gefallen, weshalb Artuer an' Kian eine Verbannung von hundert Jahren ausgesprochen hat. Der Graue Rat ist ab Beginn des 4. Sonnenmonats 2787 kein Bestandteil mehr der Regierung Galtors und ist dazu verflichtet sich aufzulösen. Werden Vorfälle, die gegen jeglicheliches der Grundgesetze verstoßen, in den ein früheres Mitglied des Grauen Rates verstrickt ist gesichtet und gemeldet, so muss derjenige mit der Todesstrafe rechnen. Nach Ablauf der hundert Jahre Verbannung ist es dem Grauen Rat gestattet mit all seinen Mitgliedern wieder Teil der Regierung zu werden, solange er ein Sonnen- oder Mondjahr lang gegen keine Gesetze verstößt. Er darf einen Anwärter schicken, aber sonstige Rechte erlangt er erst nach vergehen des einen Jahres zurück und muss sich ansonsten den Worten der Obersten beugen.
So wurde es hundert Jahre zuvor in die Akte niedergeschrieben."

Availa konnte nichts dagegen tun, denn ihre Augen weiteren sich ungläubig von ganz alleine.

,, Deshalb stehe ich hier", sprach Alarik.

Die Oberste räusperte sich, denn es lag nun an ihr ein Urteil zu fällen. Dennoch musste dem Urteil die Mehrheit der Mitglieder zustimmen, damit es beschlossen werden würde. Andererseits blieben den Mitgliedern 48 Stunden, um ein neues Urteil aufzustellen, welchem wieder die absolute Mehrheit zustimmen müsste, bevor dieses als beschlossen galt. Also ist die Hoffnung auf Licht in Zeiten der Dunkelheit noch nicht vollkommen erloschen.

,, Die Akte ist ziemlich deutlich und bedarf keiner Beratung. So gestatte ich Dir, Akarik an'Sieth, als Anwärter des Grauen Rates an den Agrar-Kämpfen teilzunehmen und somit eine Chance auf den Meas-Thron", fällte sie ihr Urteil.

,, Wer das genauso sieht, möge sich jetzt erheben", hallte ihre Stimme in den Hohen Mauern wieder.

Availa zögerte. Die Akte war gewiss sehr deutlich und er hatte das Recht hier zu sein. Aber mit ihm ist der Blattfall gekommen. Wie lange wird es dauern, bis die Dunkelheit das Reich verschlingt?
Doch ihre Unsicherheit wurde schon durch die klare Stimme der Obersten unterbrochen.

,, Der Große Rat hat seine Meinung eindeutig gemacht. So dürft Ihr Alarik an'Sieth den drei anderen Anwärtern, die auserkoren worden sind, beitreten und meine persönliche Beraterin wird Euch Eure Räumlichkeiten zeigen. Damit erkläre ich die Sitzung für..."

Weiter kam sie nicht, denn Civyna sprang empört auf und Unterbrach sie barsch.

,, Entschuldigt vielmals, Oberste, dass ich es wage Euch zu unterbrechen, doch ein Rat kann nicht mit einem einzigen Mitglied existieren. ER", sie deutete angewidert auf den Grauen ,, kann den Grauen Rat nicht alleine vertreten. Das hat es noch nie gegeben."

Ein zustimmendes Gemurmel zog sich durch die Reihen.
Der Blick der Obersten wandte sich dem Grauen zu.

,, Obwohl Miss Nayron , ohne aufgefordert zu werden, gesprochen hat, behält sie mit ihrer Aussage Recht. Wenn Ihr das einzige Mitglied des Graue Rates sein solltet, so kann ich Euch nicht gewähren lassen."

,, Ich bin nicht allein. Ich habe mindestens 57 Schwestern und 40 Brüder, die wenn ihr uns unseren Platz im Großen Rat gewährt, sofort los reiten würden, falls mir erlaubt wäre einen Boten zu schicken, um es sie wissen zu lassen", meinte er nüchtern.

Er ist ein ausgezeichneter Schauspieler, schoss es Availa durch den Kopf.

,, Meine Beraterin wird euch Pergament und Feder geben, damit Ihr Eure Brüder und Schwestern informieren könnt. Sie haben fünf Tage Zeit, um den Goldenen Palast zu erreichen. Wer später kommen sollte, dem wird der Eintritt verweigert werden.
Verläuft alles wie Ihr es versprecht, kann ich Euch nicht verweigern an den Agrar-Kämpfen teilzunehmen sofern Euer Rat Euch hierfür auserkoren hat. Jedoch werden Wahlen vor den Agrar-Kämpfen stattfinden, um die Mitglieder des Grauen Rates im Großen Rate zu wählen, damit alles der Verfassung entspricht."

,, So sei es", stimmte er ihr zu.

,, Sofern es keine weiteren Einwände mehr geben sollte, erkläre ich diese Sitzung für beendet."

Availa spürte, dass die Oberste sich einen anderen Ausgang dieser Sitzung erhofft hätte, aber deutlicher hätte eine Akte kaum mehr sein können. Und dies ist jedem bewusst, denn ansonsten wäre eine Mehrheit nicht zustande gekommen.
Gesittet verließen sie die Hohen Mauern und die Menge teilte sich. Viele suchten bestimmt ihre Gelächter auf. Andere wiederum würden sich auf den Weg in die Stadt machen.
Availa hatte allerdings ganz andere Pläne. Sie konnte sich nicht so einfach zur Ruhe setzen, nachdem dem Grauen es erlaubt war sich frei in dem Goldenen Palast zu bewegen. Denn seine Aura ist düster. Das hatte sie gefühlt, obwohl sie keine Grüne war. Nur die Grünen sind in der Lage, tiefer in das Innere einer Person zu schauen, als anderen es möglich ist. Das bedeutet nicht, dass sie die Gedanken lesen oder die Gefühle einer Person ermitteln können. Sie sehen einfach tiefer in eine Person herein. Availa war sich selbst nicht ganz sicher was das zu hieß, nur das der Grüne Edin dazu fähig war mehr über eine bestimmte Person in Erfahrung zu bringen.
Availa lehnte an einer der riesigen Marmorsäulen, von denen die Gänge des Goldenen Palastes beidseitig eingegrenzt wurden, und wartete darauf, dass der Graue aus den Hohen Mauern trat.
In der Menge machte sie Gilrád aus, welcher eine Unterhaltung mit Gael führte. Die beiden waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie wahrscheinlich nicht mitbekommen hätten, würde man Faith, die an ihnen vorbei hastete, köpfen.
Ungeduldig spielte Availa mit einer Haarsträhne, die sich aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst hatte. Geduld war eine der Lektionen, bei denen sie im Training immer wieder eine der Schlechtesten war. Strategisches Denken lag ihr eher, als zu meditieren und darauf zu warten bis die zwei Stunden vorbei waren.
Denn Teil einer Regierung zu sein bedeutet nicht immer aktiv im Einsatz zu sein oder an Sitzungen und des weiteren dabei zu sein, sondern ebenso das Training verschiedener Disziplinen, um den Geist wach zu halten und seine Fertigkeiten auszubauen.
Der Graue und Eartha waren die Letzten, die die Hohen Mauern verließen. Eartha war, wie man schwer erraten konnte, eine Grüne. Sie war eine weise und clevere Frau, welche nicht mit sich spielen gelassen hat. Deshalb hatte die Oberste sie sechs Jahre zuvor zu ihrer persönlichen Beraterin ernannt und Eartha hat sich wahrlich als eine gute Beraterin herausgestellt. Eine bessere hätte sich nicht finden lassen. Mit ihrem Aussehen und ihren Fähigkeiten kommt sie der Ersten von den Grünen nahe. Eartha hatte kurzes hellbraunes, wuscheluges Haar und ein schmales, längliches Gesicht mit smaragtgrünen Augen.
Sie war die Beste jemals bekannte Grüne im Gebiet der Lesung, also das Hineinblicken in die Seele eines Menschens oder Tieres. Die Oberste hatte nicht ohne Grund sie gewählt, um den Grauen vorerst durch den Palast zu begleiten.
Eartha wäre die Einzige, die wenn eine dunkle Regung im Herzen des Grauen wäre, mit Sicherheit wahrnehmen würde.
Availas Plan war es den beiden erst einmal im Stillen zu folgen und herauszufinden wo sich die Räumlichkeiten des Grauen befinden. Er war nun einer der Gegner, die in knapp einem Monat ihr gegenüber stehen würde und alles tun würde, um sie dem Erdboden gleichzumachen. Bevor sie sich aufmachen konnte, erspähte sie Njal na' Nygaard, welcher sich dem Grauen und Eartha anschloss. Eartha verbeugte sich kurz, sowie Njal und die Dreiergruppe schritt schnellen Fußes den Korridor entlang in Richtung des Ostflügels des Goldenen Palastes.
Availa sprang schnell auf, damit sie die drei nicht aus dem Auge verlor.
Der schnelle Schritt erschwerte es ihr aufzuholen.
Es wirkte fast so, als wollten sie nicht, dass jemand sie sah.
Wahrscheinlich eine Anordnung der Obersten.
Unauffällig ging sie ihnen nach, wobei sie versuchte nicht aufzufallen.
Sie durchquerten den halben Ostflügel. Es ging insgesamt nur zwei Treppen hinauf, dennoch war Availa letztendlich etwas aus der Puste, da man die Größe des Goldenen Palastes oft unterschätzte.
Sie war gar nicht daran sich hinter einer der zahlreichen Säulen zu verstecken, denn diese Demütigung würde sie sich nicht antun, weshalb sie gemächlich einfach an den drein vorbei schritt und nur einen flüchtigen Blick auf diese warf. Eartha und Njal würdigten sie keines Blickes, doch der Graue beobachtete sie aus dem Augenwinkel, wobei seine Augen unheilvoll funkelten.
Availa tat so als hätte sie ihn nicht gesehen, aber ein unwohles Kribbeln stieg in ihr auf.
Woher konnte er wissen, dass sie da war?
Er war doch blind?
Sie merkte sich, wo seine Räumlichkeiten lagen und entschied sich dazu, die Bibliothek aufzusuchen.
Mit dem heutigen Tage hatte schließlich ebenfalls offiziell die Phase der Vorbereitung auf die Agrar-Kämpfe begonnen.

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