22 Abstand

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Jungkook PoV

Ich war enttäuscht und sehr verletzt. Wenn ich ehrlich war, auch ein bisschen eifersüchtig. Über eine Stunde hatte ich mit meinen Tteokbokki-Zutaten auf Taehyung gewartet. Keine Nachricht, kein Lebenszeichen! Zu meiner Sorge um ihn kam eine immer größer werdende Wut.

Leider hatte ich schon mit einer erneuten Verspätung gerechnet, was ich ja von ihm zur Genüge kannte. Immer kam etwas dazwischen, ständig ging er sorglos mit meinen Gefühlen um. Man konnte sich einfach nicht auf Kim Taehyung verlassen!

Der Status unserer Beziehung war so chaotisch wie der Rest in Taehyungs Leben. Wollte er überhaupt etwas festes mit mir?

Vollkommen unerwartet hatte es mich erwischt. Eigentlich wollte ich nur studieren. Dann kam dieser verrückte Chaot in mein Leben und ich hatte mich Hals über Kopf in ihn verliebt. Das war nicht geplant und ich kam nicht gut mit unerwarteten Situationen klar.

Es war mir ernst mit dem Abstand. Ich brauchte Zeit für mich. Die Nacht verbrachte ich bei Yoongi auf dem Sofa. Jimin - der Auslöser für den aktuellen Streit zwischen Tae und mir - schlief bei Yoongi im Bett. Zum Glück versuchte er nicht, sich einzumischen. Im Grunde traf ihn ja keine Schuld. Trotzdem war ich nicht gut auf ihn zu sprechen.

Am folgenden Tag holte ich meine restlichen Sachen aus der Wohnung. Ich wollte Yoongi in seinem frischen Liebesglück nicht länger stören und erinnerte mich an eine meiner Tanten, die mir schon mehrmals angeboten hatte, in ihrem Keller einen freien Raum zu beziehen.

Tae saß zusammengesunken und still auf unserem Sofa, eine Tasse Tee in der Hand. Sein Anblick tat mir weh. Aber ich blieb hart. Er blickte auf, als ich aus meinem Zimmer kam. „Kookie... Es tut mir wirklich leid!"

Ich hob die Hand. „Taehyung, gib uns Zeit. Lass mich über uns nachdenken. Ich kann das grad so alles nicht. Ich werde zu meiner Tante ziehen. Ich melde mich."

Damit drehte ich mich um und ließ ihn allein.

Taehyung PoV

Er war verschwunden und ich blieb einsam zurück.

Per Textnachricht ließ er mich noch wissen, dass seine Tante keine Miete von ihm verlangte und er mich nicht auf unseren Kosten sitzen ließe, bis ich einen Nachmieter für ihn fand. Wohnheimzimmer waren begehrt. Das sollte kein Problem sein.

War das jetzt endgültig? Kam er nicht zurück? Hatte ich keine zweite Chance verdient? Ich hatte unheimliche Angst, ihn zu verlieren! Ich fühlte mich vollkommen mit ihm. Unsere Unterschiede störten mich kein bisschen.

Mir war nie bewusst gewesen, wie sehr Jungkook sich über meine Unpünktlichkeit geärgert hatte. Ich hatte doch nur einen verloren geglaubten Freund wiedergefunden. Vielleicht hätte Kookie sich auch für mich freuen können? Allerdings wurde mir jetzt erst bewusst, wie eifersüchtig er auch schon auf Bogum gewesen war. Völlig unnötigerweise natürlich, denn Bogum war nie mehr als ein guter Freund für mich gewesen.

Hätte Jungkook nur eher mit mir geredet, hätte ich mehr auf manche Dinge achten können. Schließlich konnte man sich zu einem gewissen Teil ändern für die Person, die man liebt, oder? War ich wirklich so schlimm, so seltsam? Meine alte Unsicherheit kam langsam wieder an die Oberfläche.

Mit feuchten Augen schaute ich auf Jungkooks Zimmertür. Es konnte nicht einfach so zu Ende sein. Ich wollte nicht im Selbstmitleid versinken, das war nicht Kim Taehyungs Art! Wir hatten neben unseren Unterschieden so viel gemeinsam. Ich würde kämpfen!



Taekook AdventskalenderWhere stories live. Discover now