Kapitel 9

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...Kübra, meine große Schwester, die eigentlich in den USA sein sollte, sitzt jetzt genau vor mir.

Ohne ein Wort steht sie auf und kommt auf mich zu, zieht mich in eine innige Umarmung und streicht mir über den Rücken.

„Was machst du hier?" kurz spüre ich wie eine warme Träne meine Wange runterkullert, was bei meiner Mutter und ihr auch der Fall ist. Ich hab sie vermisst.

Vor einigen Jahren, hat sie das Gepolter meines Vaters nicht mehr austragen können und ist nach Amerika gezogen, um dort ein neues Leben anzufangen.

„Ich hab's gehört..." seufzt sie und wir beide setzen uns auf das sofa. Traurig blicke ich zur Seite, da ich mir das Treffen nach Jahren mit meiner Schwester anders vorgestellt hatte. Zwar hatten wir immer telefoniert und asaf war immer für mich da, sowie meine Mutter, aber trotzdem hat ein Teil meines Herzen gefehlt. Meine große Schwester.

„Hört zu dilan" fing sie an und holte kurz tief Luft. „Du bist nicht bereit dazu ich weiß, ich habe mit Anne auch darüber gesprochen. Aber...Baba wird nie nachlassen und das weist du." sie left kurz eine Pause ein, während ich ihr aufmerksam zuhöre.

„Komm mit mir nach Amerika. Ali und ich haben ein Riesen Haus und ich bin mir sicher, das ihr euch gut verstehen würdet, bis du deine Schule fertig hast und dort ganz neu startest. Schau wie gut es mir ohne Baba geht. Und vielleicht kommen Asaf und Anne später auch na-" ihre sanfte Stimme wird durch einen lauten Schrei unterbrochen und sofort gleitet mein Blick zur Tür, wo mein Vater gerade steht und man könnte meinen er platzt gleich vor Wut.

„WAS HAST DU GESAGT?!" mein Vater kommt auf uns zu und greift Kübra am Arm, ehe er ihr eine klatscht und ihr Gesicht zur Seite fliegt.

Meine Mutter steht auf und zieht ihn zur Seite. „DIESES MÄDCHEN WIRD IHN HEIRATEN UND GEHT NIRGENDWO HIN!" bestimmt mein Vater und mit einem Mal werde ich aus dem salon gezerrt.

„Erdem lass sie" ertönt die weinerliche Stimme meiner Mutter. Ich führt mich durch's ganze Anwesen bis wir im Keller ankommen und er mich mit Wucht reinzerrt.

„Du wirst hier bleiben, bis du zu verstand kommst!" fauchte er mich an und Verlies das Zimmer, schloss es ab und lies mich in der Dunkelheit allein.

Minutenlang schlage ich gegen die Tür und klopfe, wie wild rum aber es ist still.

Diese stille macht mich verrückt! Ich fange an zu schluchzen und setze mich auf den Boden, Winkel meine Knie an und lehne mich gegen die Wand, mein Kopf pocht und ich mir wird schlecht. Was wird er jetzt mit kübra machen? Er hat alles gehört und das einzige was ich gerade erhoffe, ist, das sie so schnell wie möglich von hier verschwindet bevor Baba ihr was antut.

Ich dachte an die Worte von meiner Schwester nach. Sie meinte ich könnte von vorne anfangen und ein perfektes Leben in den USA habe ich mir schon immer erwünscht. Aber es würde nicht klappen. Früher oder später wird mein Vater mich finden und dann wäre es noch schlimmer. Ich weis nicht mehr weiter...alles kam so schnell und niemand hat mich auch nur einmal gefragt wie es überhaupt mir geht. Immer ging es um den Ruf und um Image.

Es vergehen Stunden in den ich mir über meine Gedanken den Kopf zerreiße. Ich will hier raus. Ich war schon mal hier eingesperrt. Es war im Sommer vor vielen Jahren, alle Kinder waren draußen und haben gespielt, während ich sie aus dem Fenster beobachtet habe. Ich wollte auch raus aber durfte nicht. Ich war so wütend, das ich meinen Vater angeschrien habe, weshalb er mich hier einsperrte und nach Stunden wieder rausholte.

So langsam wird mir schlecht. Ich habe Durst und seit gestern nichts mehr gegessen. Ich schließe meine Augen und lehne meinen Kopf gegen die Wand.

Ich könnte wetten, dass ich einen fetten Blauen Fleck am Unterarm habe, so stark sein Griff auch war, als er mich rum gezerrt hat ist es logisch.

Lange Zeit vergeht und ich höre ein Rascheln, bevor die Tür aufgeschlossen wird und Asaf vor der Tür erscheint. Er schaltet das Licht an, weshalb ich kurz mehrmals hintereinander blinzle, da es die ganze Zeit stockdunkel war. Er kommt mit schnellen Schritten auf mich zu und zieht mich vorsichtig hoch, ehe er mich besorgt mustert und mich einfach in den Arm nimmt. Das habe ich jetzt wirklich gebraucht. Er streicht mit seiner Hand über meine Haare und flüstert mir beruhigende Worte zu.

„Es tut mir leid...ich hätte früher kommen sollen." seine Stimme erscheint im Moment so fürsorglich und ruhig, das selbst ich sie nicht wieder erkennen würde.

„nicht deine Schuld" ich bekomme die Worte nur schwer raus, da ich unkontrolliert weine und schluchze.

„shhhhh...komm" er führt mich durch das Anwesen und schon gelangen wir in meinem Zimmer, wo ich mich dann auf mein Bett setze und kurz meine Atmung normalisiere. Ich muss mich beruhigen, sonst kann ich nicht klar handeln.

Die Tür wird wieder geöffnet und eine besorgte kübra tretet rein.

Sie ist nicht gegangen.

Tehlikeli aşk [gefährliche Liebe]Where stories live. Discover now