Kapitel 5

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Die Welt stand Kopf

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Die Welt stand Kopf. Also Wort wörtlich. Lorin stöhnte, während der grummelige Handlanger die klirrende, über einen Haken an der Decke und um die Knöchel des Diebes geschlungene Kette, an einer Vorrichtung in der Wand verankerte. Noch brummte sein Schädel und er sah kleine tanzende, bunte Flecken, die so, wohl auch nicht sehr viel schneller vergehen würden.

Ein Stück weit neben ihm, raschelte es hörbar. Das verdammte Miststück wackelte wie ein Hase in der Falle. Gedämpft konnte er sie durch die über ihren Kopf gefallenen Stofflagen fluchen hören. Sie sah aus wie ein eigenartiger blauer Lampenschirm. Genauso an den Füßen aufgehängt wie er, aber durch die Schwerkraft noch deutlich weiter behindert. In weißen Strümpfen steckende Beine rüttelten unzufrieden an der Fessel, während die Rüschchen ihrer knapp über – beziehungsweise nun ja unter – dem Knie endenden Baumwollunterwäsche, wackelten. Immer wieder konnte er sehen, wie ihre Hände unter dem Stoff hervor fuchtelten. Irgendwie gelang es ihr dann tatsächlich den Stoff so weit zu packen, dass sie ihn etwas raffen und über ihren Kopf heben konnte.

Sie fauchte wütend. Insbesondere, da er das Erste war, dass sie sah. Sein Anblick schien ihr längst nicht mehr so sehr zu gefallen, wie er es wahrscheinlich zuvor noch getan hatte. Lorin hätte es erwidert, aber das schwere deutlich näherkommende Geräusch von Schritten, brachte ihn dazu den Blick in eine andere Richtung schwenken zu lassen.

Sein Körper schwang über den dunklen, harten Boden. Wenn er die zusammengebundenen Hände ausstreckte, konnte er geradeso mit den Fingerkuppen darüber streichen. Nun hielt er sie jedoch vor seiner Brust in einem angespannten, wenn auch nur eingebildeten Versuch, sich dadurch zumindest ansatzweise schützen zu können.

„Ihr solltet wirklich mit der Sprache herausrücken. Wir werden so oder so dafür sorgen, dass ihr sprecht", erklärte die ruhige, knarzende Stimme eines Mannes mit kurz geschorenem rotem Haar und einem Hals, der fast fließend vom Kinn in die Schultern überging. Er ließ seine Knöchel knacken. Die Droge, die so sensibel war, dass schon der dezente Dampf auch eingeatmet für benebelnde Benommenheit sorgen konnte, sorgte dafür, dass das Geräusch in Lorins Ohren knisterte.

„Ich weiß wirklich nicht wovon Sie sprechen Signore", versuchte er es unschuldig lallend und erneut in dem deutlichen Dialekt des warmen Südens. „Das ist nun wirklich keine Art Gäste zu behandeln."

Allzu besänftigt reagierte man darauf aber nicht, denn der nicht sehr friedfertige Herr, schlug ihm kräftig in die Seite.

Keuchend schnappte Lorin nach Luft, während sein Körper wieder schwankend über den Boden pendelte. Das war nicht der erste Schlag, seit sie ihn von dem Boden in die Höhe gezogen hatten. Dabei war er eigentlich noch gut davon gekommen, denn seine ungewollte Kollegin und er, hatten ein Treffen gestört, dass sie wirklich nicht hätten stören sollen. Es war ein Vorteil, dass die Diener des Stadtherren gerade noch vor Ort gewesen waren. Andernfalls hätte die Gruppe, die grimmig auf die Eindringlinge herab sah, wohl für einen überaus ruinierten Teppich gesorgt.

Magpie Promise - Ehre unter DiebenWhere stories live. Discover now