Kapitel 14

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Der hochgewachsene Dieb ging voran in seinem selbsterklärten Beschluss, die Rolle eines Anführers zu übernehmen

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Der hochgewachsene Dieb ging voran in seinem selbsterklärten Beschluss, die Rolle eines Anführers zu übernehmen. So war auch er es, der behutsam die Tür am anderen Ende öffnete. Ein schmaler Durchgang, den der Stadtherr selbst wahrscheinlich nur mit angehaltenem Atem und eingezogenem Bauch hatte durchqueren können. Allerdings schwang sie tatsächlich lautlos hinter einer zur Dekoration platzierten Säule auf.

Weicher, schmuckvoller Teppich lag auf ausgelegtem Parkett zwischen weiteren mit Marmor überzogenen Wänden. Kunstwerke, Schmuckstücke und altes Zeug, das hinter Glasvitrinen fast auseinander zu fallen schien, präsentierte sich von allen Seiten. Es gab Sessel und ein breites Podest, auf dem jemand hätte Reden schwingen oder sogar Kunststücke aufführen können. Wie der Vorraum eines Tresors, sah es nicht aus. Jedenfalls nicht für jene, die keine Diebe waren und wussten, zu welchem Wahnsinn die Vermögenden gerne neigten. Außerdem gab es häufig mehrere Versteckte Schatzkammern in Städten wie diesen, oder auch einfach generell in großen Gebäuden. Eines galt dem Prestige und der Selbstdarstellung. Ein anderes war dann tatsächlich für das sichere Verwahren gedacht. Wenn Emeline Gridley nicht ganz übertrieben hatte, dann wäre letzterer Ort allerdings inzwischen kläglich leer. Alles das hier noch stand, schienen die kläglichen Überreste dessen zu sein, wovon der Stadtherr sich einfach nicht hatte trennen wollen. Ganz gleich wie es um seine Stadt und seine tatsächlichen Finanzen stand.

Neugierig betrachtete sie einen hinter Glas ausgestellten Gegenstand. Ein heller Kasten aus einem Material, das längst nicht mehr hergestellt wurde. Zumindest nicht auf diese Weise, denn anderswo hatte sie das noch nicht gesehen. An der Vorderseite des Kastens befand sich eine matt glänzende schwarze Scheibe und auf dem Grund davor lag ein flaches Brett mit eckig gestalteten Tasten. Die Buchstaben und Symbole – wie sie in lange vergangener Zeit verwendet wurden – waren fein säuberlich darauf abgebildet. Auch ein seltsames, rundliches Ding and einer Schnur oder einem Kabel lag daneben. Nonie hatte etwas derartiges schon einmal in einer anderen und öffentlicheren Ausstellung gesehen. Reste, Überbleibsel die hin und wieder noch unten am Boden von den Arbeitern oder den letzten dort lebenden Menschen gefunden wurden.

„Fass nichts an!", warnte Lorin, der sie misstrauisch im Auge behielt, während er auf die breite, massive Tür des Tresors zuging. Der Zugang befand sich direkt hinter der Bühne, in der Mitte der Wand. Als wäre er neben all den anderen Dingen, das eigentliche Herz der Ausstellung. Groß und Rund und glänzend poliert.

Nonie verzog das Gesicht. „Wofür hältst du mich? Natürlich fasse ich nichts an!" Sie würde nur gerne... gerade, weil sie es nicht sollte. Aber das würde sie ihm nicht verraten.

Ihm nachlaufend, stellte sie sich neben ihn an die Wand. Er tastete bereits darüber, um die Stelle zu finden, von der ihnen ihre weltrettende Auftraggeberin berichtet hatte. Schließlich fand er wirklich einen kaum merklich verlaufenden Schlitz in dem hellen Putz nahe neben dem eigentlichen Bedienfeld. Um das Öffnen kümmerte sich Nonie. Hauptsächlich, da sie das Messer schneller gezogen hatte, mit der sie die Stelle gekonnt aufhebelte. Ein kräftiges Reißen war zu hören, als sich die dem Putz zugrunde liegende Tapete löste und eine Klappe öffnete, die hätte verborgen bleiben sollen. Kabel aus Kuper verliefen neben leisen knackenden Zahnrädern in einer Kombination verschiedenster Techniken. Eigentlich sollte gerade das für einen möglichen Einbrecher zum Hindernis werden. Jedenfalls, wenn es zu Ende gebaut worden wäre. Ein Lob an die verklemmte Sparsamkeit der exzentrischen Möchtegern Herrscher.

Magpie Promise - Ehre unter DiebenOù les histoires vivent. Découvrez maintenant