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Kian

Maddy und meine Mutter hatten den gesamten Nachmittag damit verbracht, Maddy einzukleiden, zu frisieren und zu schminken. Ich warf kurz vor knapp die Hose, das Hemd und die Korsettweste über, die mir rausgelegt worden waren. Charlie schnürte sie mir zu und musterte mich zufrieden, bevor wir Maddy abholten.

Ein Auto der ADGD empfing uns an einem vereinbarten Treffpunkt an der Stadtgrenze und fuhr uns zur Location des Abends.

Es war still. Keiner hatte etwas zu sagen. Charlie schaute aus den verdunkelten Fenstern, Maddy spielte an ihrem Kleid herum und ich drehte meinen Ring. Silas' Ring.

Mein Vater hatte mir mitgeteilt, was ich zu Silas sagen sollte: Ich gratuliere dir im Namen des Königshauses und wünsche dir viel Erfolg auf deinem weiteren Weg.

Ich hatte nicht vor, das auch tatsächlich so auszusprechen. Diese Worte klangen unaufrichtig.

Wie ich ihm stattdessen gratulieren würde, wusste ich nicht. Ich wusste ja nicht einmal, ob ich überhaupt dazu kommen würde. Womöglich war er zu beschäftigt, um sich meine erzwungenen Glückwünsche anzuhören.

Hoffentlich.

Die Fahrt war zuende, bevor ich mir einen Plan hatte zurechtlegen können. Wahrscheinlich hätte sie bis zum Ende der Welt gehen können und ich wäre noch nicht darauf vorbereitet gewesen, Silas zu sehen. Silas und Benjamin.

Falls ich dazu kommen würde, mit Silas zu sprechen, musste ich mit einer Provokation seiner Seite rechnen.

Daran, dass ich auf hochrangige Verbündete der Allianz treffen würde, verschwendete ich keinen einzigen Gedanken. Im Vergleich zu Silas waren sie nicht wichtig.

Die Wagentür wurde von außen geöffnet. Charlie stieg zuerst aus und ich folgte ihm. Ich hielt Maddy die Hand hin und sie hakte sich bei mir unter, sowie wir es geübt hatten.

Die Limousine fuhr davon und ich blickte mich um. Wir standen auf einem edlen Anwesen. Die Auffahrt schien bis in den Horizont zu reichen, das Haus war von Garagen und Wiesen umgeben und ragte beinahe so hoch wie das Hauptgebäude des Palastes. Nur um einiges moderner. Es sah aus wie ein riesiger Glaskasten

Um uns herum hielten immer wieder Autos, Leute stiegen aus, und fuhren wieder davon. Sowie die Unbekannten gingen wir auf den Eingang des Gebäudes zu.

Von außen erkannte man bereits, wie belebt der Eingangsbereich war. Wir gingen gerade durch die Tür, da kam bereits eine junge Dame mit einem Tablett auf uns zu und bot uns etwas zu trinken an. Hinter ihr stand eine Kollegin mit Häppchen.

Es verstrich eine Sekunde nach unserer Ablehnung, bevor sich ihre Augen öffnete und sie begriff, wen sie vor sich hatte. Sie bat hastig um Verzeihung und wollte dann, dass wir ihr folgten.

Sie brachte uns an den Tresen mitten im Foyer, besprach etwas Unhörbares mit ihrer Kollegin und wandte sich wieder lächelnd an uns.

„Arian Segomo, der Verantwortliche des A-Teams, wird Ihnen für den Abend als Ansprechpartner zur Verfügung stehen."

„Verzeihung, dass ich das jetzt so plump frage, aber müssen wir wissen, was das A-Team ist?" Maddy lächelte der Dame unsicher zu.

„Oh, nein, das können Sie doch gar nicht", erwiderte sie. „Möchten Sie eine kurze Erklärung?"

„Bitte."

Ich lausche Maddys Gespräch mit einem Ohr, während ich mich in alle Richtungen umsah. Es lagen viele verstohlene Blicke auf uns.

Ich kam mir so vor als stünde ich wieder auf dem Pausenhof, dabei waren wir nun von Erwachsenen umzingelt statt von Kindern und Jugendlichen. Sie verheilten sich genau gleich. Bildeten Grüppchen, flüsterten sich Dinge zu, schauten uns an und wichen dann unseren Blicken aus, wenn wir es erwiderten.

Erwacht- KaltblütigWhere stories live. Discover now