Kapitel 20

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Julia

Sie sah leuchtende Sterne und Licht in den Farben des Regenbogens. Ihre Füße waren barfuß, während sie über Wolken schritt. Sie trug ein Kleid aus Sternenlicht und ihr Haar schwebte um sie herum. Julia sah sich um. Sie kannte diesen Ort nur zu gut. Die Wolken fühlten sich weich und seidig an. Julia glaubte sogar, zwischen den Wolken, die sie wie Vorhänge umgaben, den Mond zu sehen. Iris wartete bereits auf sie. Sie leuchtete wie ein Stern.

Ob Julia hier genauso aussah?

„Hallo Liebes!", begrüßte sie Julia mit einer herzlichen Umarmung. Julia vergrub das Gesicht in den Haaren und Fendern der Harpyie. „Wie schön dich zu sehen."

„Warum bin ich hier?" Julia lächelte, als die Harpyie sie in ihre warmen, weichen Flügel hüllte.

„Ich habe dich hergeholt."

„Warum?"

Iris ließ wieder los. „Du hast heute sehr gefährliche Magie genutzt."

„Habe ich das?"

„Ja. Und ich muss dich warnen. Du darfst diese Magie nicht weiternutzen. Du darfst deine seherischen Fähigkeiten nicht mehr nutzen, jetzt da du sie gezielt lenken kannst. Visionen werden noch immer von allein zu dir finden. Aber rufe sie nicht." Iris strich ihr über die Wange. „Es ist zu gefährlich, Kind."

Julia dachte an all das, was sie mit ihrer Magie bewirken könnte. „Warum? Was ist gefährlich daran?"

„Du riskierst, dich in der Zeit zu verlieren." Iris schob mit einer einfachen Handbewegung mehrere Wolken davon. Nun hatten sie freie Sicht auf den Himmel. Das Weltall? Julia wusste nicht, was sie da sah. Sterne, Planeten, Polarlichter und schimmernde Magie. „Dein Volk hat es lange vergessen. Das Risiko, dass für die Mächtigen besteht. Nur Hexen und Zauberer, die alle drei Formen der Magie nutzen können, können lernen, ihre seherischen Fähigkeiten genau zu lenken. Auf einen genauen Zeitpunkt. Nicht nur eine vage Richtung. Während andere nur mit Glück sehen, was sie zu sehen wünschen, ist es den Mächtigen mit etwas Übung ein Leichtnis. Sofern sie einen Bund mit einem Drachen haben. Doch ist diese Magie einmal entfacht, und wird häufig genutzt, dann wächst sie weiter. Bis die Hexe oder der Zauberer sich jederzeit bewusst ist was ist, war und sein wird. Du würdest aufhören zu leben. Du könntest das Jetzt nicht mehr genießen."

„Aufhören zu Leben?" Das hörte sich nicht gut an. Sie erinnerte sich wieder an ihre Mutter, die glaubte, sich in der Zeit zu verlieren. Das hier klang wesentlich schrecklicher. „Alles sehen, Du kannst das, richtig?"

Iris nickte. „Ja. Fast. Ich existiere außerhalb von Zeit und Raum, aber ich habe noch immer meine Grenzen. Diesen Zustand habe ich nie erreicht. Wie auch? Ich habe nicht bei den Drachen gelebt. Und wer weiß, ob meine Magie zu der eines Drachens gepasst hätte? Meine Mutter muss eine Hexe gewesen sein. Ich weiß noch, dass sie mir von der Wüste erzählte. Sie hatte ihre Heimat verlassen, um in einer Siedlung von Sterblichen zu leben. Damals trennten sich einige Sterbliche von den Hexen und Zauberern. Sie zogen hinter die Berge der Drachen. Weit weg von dem magischen Erbe, dass sie nie erhalten hatten. Es gab eine Hand voll Siedlungen. Doch nur meine Heimat blieb erhalten, weil ich mein Volk veränderte. Das ist viele Jahre her. Aber ich bin schon lange tot. Ein Geist, eine Wächterin. Nenn mich, wie du willst. Doch du bist lebendig."

Sie schlug empört die Flügel und schüttelte betrübt den Kopf. Sofort vermisste Julia das Gefühl der warmen Federn. „Ich würde also immer alles wissen?" Das hörte sich unheimlich an. Den Anfang jedes Moments und dessen Ende, jede Unterhaltung, bereits vorher zu kennen. „Aber warum... Die Drachen. Es liegt es an ihrer Magie, richtig?"

„Richtig. Ihre Magie veränderte die deine. Und auch andersherum. Die Drachen merken den Unterschied kaum. Zumindest was ihre Magie betrifft. Sie sind mächtige Wesen. Aber du? Und du hast vier Drachen. Und es werden mehr werden. Ich habe es gesehen."

Hexe - Das KönigreichOnde histórias criam vida. Descubra agora