Bonus 11

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Das Schreiben von Zaubersprüchen war alles andere als einfach. Iris zeigte ihr mehrere Nächte lang Erinnerungen an Visionen. Wie genau dies geschah, verstand Julia nicht. Iris schmunzelte nur und versprach, dass Julia diese Magie eines Tages selbst nutzen könnte. Immerhin wuchs ihre Magie noch immer. Egal wie mächtig sie bereits war.

Julia würde noch mächtiger werden. Und das machte der jungen Prinzessin Angst. Nicht, weil sie befürchtete, sie könne die Macht missbrauchen. Nein. Sie fürchtete, dadurch sich nur noch fremder zu fühlen. Bereits jetzt fühlte sie sich oft fehl am Platz. Sie sah ja noch immer wie eine Sechzehnjährige aus. Höchstens Anfang siebzehn. Dabei war sie bereits neunzehn. Für immer ein Kind... Das war kein besonders erfreulicher Gedanke.

Josefine begleitete sie jede Nacht. Inzwischen hatte sie die Form eines Menschen angenommen. Dies gelang ihr erst nach zwei Nächten. Und auch nur mit Julias Hilfe. Diese Dimension erlaubte es dem Drachenmädchen nicht, frei ihre eigene Magie zu nutzen. Warum, verstand sie nicht. Doch zu ihrem Glück, waren ihre und Julias Magie miteinander verbunden. Sie hatten nur erst herausbekommen müssen, wie sie die Verbindung nutzten.

Am Ende war es ganz einfach. Julia musste es ihr nur ermöglichen wollen, und schon stand Josefine neben ihr. Anstelle des gewaltigen Drachen.

Julia vermutete, dass Josefines Schwierigkeit ihre Magie zu nutzen daran lag, dass diese Dimension eine war, die irgendwie von Iris erschaffen worden war. Vor vielen Jahrhunderten. Damals wollte sie ihr Dorf schützen. Wenn Schutz also der Sinn dieser Dimension war, dann sah Iris vielleicht unterbewusst einen zur Hälfte schwarzen Drachen als Bedrohung und ließ sie unbewusst ihre Magie nicht nutzen. Aber das war nur eine Theorie.

In der vierten Nacht, als Julia und Josefine gerade ankamen, lächelte Iris, als hecke sie etwas aus. Josefine runzelte skeptisch die Stirn. „Was?", brummte sie.

„Oh! Ich habe eine Überraschung für dich!", sagte sie an das Drachenmädchen gewandt.

„Für mich?" Verwirrt sah Josefine zu Julia. Julia zuckte nur mit den Schultern, was Iris zum Schmunzeln brachte.

„Ja. Jemand möchte dich gern sehen."

„Häh?" Wie üblich vielen Josefines Antworten nicht unbedingt höflich aus. Julia grinste. Doch auch sie war neugierig.

„Jemand?", fragte die junge Hexe daher.

Iris nickte. Im nächsten Moment öffneten sich die Wolken und zwei Frauen kamen auf sie zu. Die eine hatte einen sehr kurvigen Körper und hellbraunes Haar, die andere ähnelte Josefine sehr. Beide erschienen in menschlicher Gestalt. Die Frau mit dem orangenen Haar hatte Tränen in den Augen. Josefine starrte erst verwirrt, dann rannte sie los. „Mama!"

Josefines Mutter öffnete ihre Arme in welche Josefine sich warf. Josefine war um einiges größer als ihre Mutter, sodass diese ins Schwanken geriet. Die andere Frau stützte sie schmunzelnd.

Julia sah zu Iris. „Wie ist das möglich?"

„Wir befinden uns hier zwischen Leben und Tod. Direkt vor dem ewigen Himmel. Ich kann die Verstorbenen treffen, doch nicht die Lebenden. Außer sie besuchen mich!" Die Harpyie zwinkerte Julia zu. „Doch die beiden hierherzubringen, erfordert sehr viel Magie. Es erschöpft mich dich sehr. Ich weiß nicht, ob ich es noch einmal kann. Sie gehören nicht hierher."

Also war dies vermutlich ein einmaliges Treffen. Julia seufzte. „Hast du..."

Iris schüttelte den Kopf, als würde sie wissen, was Julia fragen wollte. „Ich habe deinen Vater nicht gesehen. Er ist gewiss tot, doch er war nicht dort, wo all die guten Seelen hingehen. Ich konnte ihn nicht finden. Aber ich suche weiter, wenn du möchtest. Vielleicht kann ich ihn erreichen."

Hexe - Das KönigreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt